Leichenpuzzle wurde zum großen „Live Hörspiel“ Erlebnis im Steinhof

Sorgten für einen unterhaltsamen Abend | Foto: Detlef Schmidt
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  • Sorgten für einen unterhaltsamen Abend
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Das war eine herzerfrischende und zugleich abstruse Geschichte, die Kai Magnus Sting, den man nach nur wenigen Sätzen aus den Rollen der Darstellern mit den ihm eigenen „Schachtelsätzen“ heraushörte, mit seinen prominenten Gästen im Steinhof bei der Live Darbietung seines Hörspiels „Leichenpuzzle“ den rund 600 Zuschauern erzählte.

Humor der Extraklasse, für den nicht zuletzt solch prominente Sprecher wie Christiane Weber, Henning Venske, der auf fast 50 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken kann, Jochen Busse, Andreas Obering und Jochen Malmsheimer eine Garantie waren. Und aus dem „Off“ dann noch als Einspieler Kollegen wie Piet Klocke und Erwin Grosche.

Als Philharmoniker auf Abwegen begleiteten „Die Philharmonixx“, in Person Martin Schie, Christoph Lamberti und Laszlo Kereces das hochkarätige Ensemble auf der Bühne. Mit Oboe, Schlagzeug und Fagott gaben sie die passende musikalische Untermalung, die, so ein Zuschauer „ein wenig an die Augsburger Puppenkiste“ erinnerten, denn mit ihren eigenwilligen musikalischen Einalgen sorgten sie für ebenso viele Lacher wie die „sprechenden“ Kollegen.

Und mit urkomischer Spannung hat der Neudorfer ein mitreißendes Kriminalhörspiel geschaffen das von feinsinniger Ironie nur so strotzt. Unverkennbar sein schwarzer Humor und dennoch sich präzise an kriminalistische Realität orientierende „Schreibe“.

Und die Spannung steigerte sich durch die in einem Kriminalhörspiel gewohnte Darstellung der Ereignisse, die eben, einem „Pössel“ gleich, wie es Jochen Malmsheimer immer wieder überzogen betonte, die Zuhörer in ihren Bann zog und oft auch als skurril und makaber empfunden wurde.
Und das Publikum kam voll und ganz auf seine Kosten.

Als die sonore Stimme von Henning Venske den Abend als „Erzähler“ eröffnet verstummen die Zuschauer und Hörer im Saal. Kai Magnus Sting bezeichnet ihn nicht ohne Grund als „Idealbesetzung“ für diese Rolle.

Es fängt an mit einem Menschen, der in seine Einzelteile zerlegt wird; ein Mord, der zu einem abscheulichen Ziel führen soll.

Und dann die ersten Lacher, als sich der Mörder fragt, wie er die Leiche zerstückeln soll: mit Laubsäge oder Kettensäge, Axt, Skalpell oder evtl. die Geflügelschere.

Dann ein Zwiegespräch einer aufgeregten Frau mit der Polizei bringt den nächsten Lacher hervor, denn das Loch im Kopf ihres Mannes - „lässt ihn nicht vitaler erscheinen“ - und das viele Blut im Badezimmer - „das war noch nie da, ich putze doch immer“ - lässt schon fast erste Zweifel aufkommen an der Story von Mord und Totschlag und man denkt eher an ein Lustspiel.

Doch dann folgt ein Mord und Selbstmord nach dem anderen und es wird richtig „blutig“ und man spricht von „einer Melange aus Blut und Hirnmasse“.

Eine mysteriöse Selbstmordserie, der Mord mit der Axt an einem Privatdetektiv und eine Schlägertruppe beschäftigen drei alte Herren im Gasthof „Lamm“ (gehobene bürgerliche Küche erwähnt der Erzähler und erntet weitere Lacher!): Alfons Friedrichsberg (Malmsheimer), Jupp Straeten (Busse) und Willi Dahl (KMS), die es sich zur Aufgabe machen, den Tod ihres Freundes Werner Zimmermann zu lösen. Warum dieser Selbstmord?

Bekannte Duisburger Adressen lassen die Tatorte bekannt erscheinen und man versetzt sich in Gedanken an diese. Und man beginnt, die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Erzählungen zu ergründen! Wie hängt das alles zusammen, dieses „Leichenpuzzle“?

Das „kriminalistische Dreigestirn“ stößt auf Ungereimtheiten, die weitaus gefährlicher zu sein scheinen und zu werden drohen, als ursprünglich angenommen. Und tagtäglich nimmt die Zahl der Leichen zu!

Und dann wieder ein Brüller im Publikum als KMS eine Doppelrolle spricht und dieses dem Publikum mitteilt. Süffisant der Einwand von Jochen Busse: „ ich hätte darauf vertraut, dass man es merkt“!

Der Chef des Hauses Georg Bartolt erklärt die Anwesenheit des im Restaurant anwesenden Restaurantkritikers Carl F. Burkunther, der wenig später auch am Ende seines Lebens stehen soll.

Dann ein detailliert geschilderter, brutaler Axtmord in Ruhrort – Höhe Schifferbörse - an Privatdetektiv und brutalem Ex Polizisten Rolf Berger, der versucht hat, durch Erpressung Geld herauszuschlagen um ein Boot zu kaufen. Nachdem der Mörder das Rückgrat zerhackte wurde ihm noch der Schädel gespalten. Blutiger, so meint man, kann es nicht werden. Und dann wieder der unerwartete Lacher beim Sturz in den Hafen durch Erzähler Henning Venske – „Nun war er seinem Traum vom Boot etwas näher“.

Dann die Recherche des Trios in der Schule von Lehrer Werner Zimmermann, wo man Drogendealer ertappt und ein Techtelmechtel zu Lehrerin Silke Perkowski. Geheimnisvoller Zettel der zum Treffen mit ihr um 21 Uhr am „Steinbruch“ einlädt! Dort erhalten die Laiendetektive Einblicke in das unbeständige Leben des verblichenen Freundes in der Drogenszene.

Und da baumelt plötzlich der nächste Tote an einem Kronleuchter wo ihn seine Putzfrau entdeckt!

Zwischenzeitlich dann wieder der aktuelle Stand des Leichen Zerstücklers, der diese portioniert und nach und nach einfriert und den passionierten Sammler Gernot Carstensen – von Aalfotografien bis Zinnfiguren -, gesprochen von Piet Klocke, durch Übersendung der einzelnen Finger in den Wahnsinn treibt, da er einen Finger nicht zusendet, und dieser sich aus der 5. Etage in den Tod stürzt, der Aufschlag natürlich trefflich und in allen Details geschildert!

Dann bei einem Blick auf die Uhr gibt KMS das Signal, das Stück zu straffen und zu verkürzen. Die ganze Diskussion wo man wieder einsteigen müsse ließ zur Erheiterung des Publikums aber eher den Schluss zu, daß man das Gegenteil erreicht.

Und als dann Steinhof Bedienung Dagmar Kessel neue Getränke für die Sprecher bringt, kommt dieses genau im richtigen Moment und wird von Jochen Malmsheimer mit in seinen Beitrag eingebaut.

Dann die Klage von Christiane Weber: „Warum habe ich immer so emotionale Sch… rollen!“ Das Zwerchfell der Zuhörer biegt sich vor Lachen! Und dann: „Nach Duisburg kann ich auch nicht mehr kommen!“

Die Grenzen zwischen dem Stück und realer Satire verwischen förmlich und das Sprecher Sextett läuft zu Hochtouren auf. Und Jochen Busse sorgt für erneute Erheiterung: „Alles was ihr sagt finde ich nicht im Skript!“

Und dann gibt es noch die Suche nach einem Schließfach: „Nummer 3357“! Darin ein brauner Umschlag mit kompromittierenden Politikerfotos verbunden mit dem Einwurf von Henning Venske: „Ich weiß wer das ist!“ – Der nächste Lacher!

Und dann endlich die Klärung der Zusammenhänge aller Todesfälle. Alle Opfer gehörten zur Gruppe eines Konfirmandentreffens. Und ein weiterer Name taucht auf. Ein Mensch der seit 2 Wochen verschwunden ist.

Die ganzen Irrungen und Verwirrungen und vor allem die „Sting´schen“ Umschreibungen sorgen nicht nur beim Publikum für Erheiterung. Auch Henning Venske überkommt eine wahre, herzliche Lachsalve und zeigt, dass es sich auf jeden Fall lohnt, die wunderbare Geschichte vom Morden und gemordet werden noch einmal in Gänze anzuhören. Vor allem aber auch, weil am Ende die Frage: „Wer ist der Mörder?“ unbeantwortet blieb.

Hierzu animiert Kai Magnus Sting, bevor der Mörder entlarvt wird. Mit seinem Hörspiel „Leichenpuzzle“ hat sich der Duisburger zu seinem 15jährigen Bühnenjubiläum ein herrliches Geschenk gemacht, das „Lust auf Mehr“ machte.

Dass ihn so viele bekannte und unverwechselbar witzige Künstler hierbei unterstützten machte den Abend zu einem unvergessenen. Auch das diese im Anschluss in der wunderbaren Atmosphäre auch als „Künstler zum Anfassen“ beim signieren der Hörspiel CDs wurden, hinterließ bei den Gästen einen positiven Eindruck.

Eine Fotostrecke zum "Leichenpuzzle" hat LOKALKOMPASS Bürgerreporter Detlef Schmidt wieder eingestellt. Diese findet man hier:

http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/fotostrecke-zum-live-hoerspiel-qleichenpuzzleq-im-steinhof-duisburg-huckingen-d22158.html

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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