Ganz große Oper

Petra Stratmann durfte in der Maske selbst zum Schminkpinsel greifen, um Bass Thomas Ulrich Lässig, Mitglied des Herrenchors der DOR, unter fachkundiger Anleitung von Maskenbildnerin Christina Stübiger einen Schnauzer zu schminken. WA-Foto: Frank Preuß
  • Petra Stratmann durfte in der Maske selbst zum Schminkpinsel greifen, um Bass Thomas Ulrich Lässig, Mitglied des Herrenchors der DOR, unter fachkundiger Anleitung von Maskenbildnerin Christina Stübiger einen Schnauzer zu schminken. WA-Foto: Frank Preuß
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Für WA-Gewinnerin Petra Stratmann wurde jetzt ein exklusiver Blick hinter die Kulissen der Deutschen Oper am Rhein (DOR) zu einem Geschenk, das man nicht kaufen kann. Eineinhalb Stunden vor Beginn der Rossini-Oper „L‘Italiana in Algeri“ darf die 44-Jährige gemeinsam mit Begleiter Thomas Spelmanns der Garderobe, Maske, Requisite und der Bühnentechnik einen Besuch abstatten, sind Spielleiter, Solisten, Ankleider, Maskenbildner, Bühnentechniker und andere mehr bereit, sich bei den Vorbereitungen für den großen Auftritt über die Schulter blicken zu lassen.
Ankleider Johannes Schepers, der in der Herrenschneiderei der Oper arbeitet, steht schon parat, um während der knapp dreistündigen Vorstellung allein zehn Umzüge, sprich Garderobenwechsel, für einen Künstler, in diesem Fall Tobias Schabel in der Rolle des Mustafa, zu ermöglichen. Wie er das routiniert bewerkstelligen wird, verrät er gerne.
Erster Spielleiter Volker Böhm, dafür szenisch verantwortlich, dass die Stücke immer wieder genauso frisch und anregend wie bei der Premiere zur Aufführung kommen, erwartet die Ungelsheimerin auf der Bühne, erläutert das Bühnenbild ebenso wie die technischen Gegebenheiten im Theater Duisburg und im Düsseldorfer Opernhaus. Voller Respekt und Bewunderung spricht er von der Leistung der Künstler. So übernimmt Tobias Schabel nach Studium von Videomitschnitten und knappster Probenzeit (donnerstag vier Stunden, freitag drei Stunden) an diesem Samstagabend kurzfristig die (Haupt-)Rolle des Mustafa. Das zeichnet eben einen Profi aus. Die Professionalität und Unterstützung der Sangeskollegen tun ein übriges, um die Produktion zum neuerlichen Erfolg werden zu lassen.
In der Herrenmaske für Solisten werden gerade Bruno Balmelli (Taddeo) und Daniel Djambazian (Haly) von Chefmaskenbildner Bernd Staatz und Andreas Polich geschminkt. „Die Zeit in der Maske wird genutzt, um die Rolle durchzugehen, sich zu konzentrieren“, erklärt Bariton Balmelli, der kurz vor dem Auftritt dennoch die Ruhe hat, Fragen zu beantworten. Beispielsweise die nach seinem Repertoire. Seine Antwort lässt staunen: „70 wichtige Rollen. Jede Rolle bedeutet etwa 200 Seiten Musik, ergibt 14 000 Seiten. Wenn man eine Rolle studiert hat, kennt man sie ‚fotografisch‘“.
Chefmaskenbilder Bernd Staatz nimmt sich zudem die Zeit, die Möglichkeiten, mit einem Gesichtsscanner passgenaue Masken und Perücken für die Künstler anzufertigen, aufzuzeigen. Und er verweist stolz auf die von ihm mitinitierte 1. Deutsche Meisterschaft für Maskenbildner in Ausbildung am 20. März im Rahmen der „makeup.artistdesignshow“ in der Messe Düsseldorf, an der drei Auszubildende der DOR teilnehmen.
Gemeinsam mit einem weiteren Kollegen bei der Deutschen Oper am Rhein ist Markus Kluth Herr über 5 000 bis 6 000 Schuhe im Fundus, heute als Schuhmacher im Abenddienst in Duisburg vor Ort. Er hat ein kleines Schuh-Sortiment dabei, wenn schnell Ersatz gebraucht wird. Parallel dazu betreut er wegen eines Krankheitsfalls die Vorstellung in Düsseldorf, ist über Handy für die dortigen Kollegen erreichbar.
Waffenmeister Rolf Pietzsch erwartet die Gewinnerin in der Requisite. Bühneninspektor Robert Thal gibt Auskunft über Schnürboden und Obermaschinerie, computergesteuerte Drehbühne und Doppelstockpodien.
Petra Stratmann stellt viele Fragen, hört interessiert zu und will noch mehr wissen. Kein Wunder: Wie‘s die Glücksfee so wollte, hat sie ausgerechnet die selbstständige Dozentin für EDV und Netzwerktechnik ausgewählt, die – kaum zu glauben, aber wahr – ehrenamtlich nicht nur für die Stadtbücherei Duisburg tätig ist, sondern auch schon als Bühnenführerin fürs Theater Duisburg im Einsatz war. Nun ist das Wissen der Ungelsheimerin wieder auf dem allerneuesten Stand.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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