Rumeln-Kaldenhausen erinnert sich: Kleines ortsgeschichtliches „Open-Air-Museum“ geplant

Die Arbeit unter Tage war eine Mördermaloche – wenn hier Bergmann Willi Weller die Kohle mit dem Abbauhammer lächelnd aus dem Gebirge haut, dann ist das ausschließlich der Foto-Situation geschuldet. Als „Geleucht“ diente eine Akkukübellampe, das „Abfördern“ der Kohle geschah mit Schaufel und „Strebpanzer“. Fotos/Repros: Ferdi Seidelt
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  • Die Arbeit unter Tage war eine Mördermaloche – wenn hier Bergmann Willi Weller die Kohle mit dem Abbauhammer lächelnd aus dem Gebirge haut, dann ist das ausschließlich der Foto-Situation geschuldet. Als „Geleucht“ diente eine Akkukübellampe, das „Abfördern“ der Kohle geschah mit Schaufel und „Strebpanzer“. Fotos/Repros: Ferdi Seidelt
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Wenn Gutes zu Gutem kommt: Eine eher schmucklose Wiese wird bald „die“ historische Visitenkarte eines ganzen Ortes sein. Gemeint ist die Grünfläche vor dem ehemaligen Rathaus Rumeln-Kaldenhausen - hier bietet die Evangelische Altenhilfe Duisburg (EAHD) seit 2006 ein innovatives Hausgemeinschaftskonzept für Senioren an.

Auf dem Areal davor hatte der Runde Tisch Rumeln-Kaldenhausen im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt – keck wurde das ehemalige Ortswappen aus der Kiste geholt. Im Dezember wird es mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr eine großartige weihnachtliche Illumination geben. Doch damit nicht genug: Jetzt sollen noch die Komponenten „Bergbau“ und „Landwirtschaft“, die die ehemalige Doppelgemeinde ganz entscheidend prägten, mit auf den Campus. Das Ganze, attraktiv präsentiert und beleuchtet, dürfte seine Wirkung nicht verfehlen. Der erste Schritt wird sein die Darstellung des Rumelner Kohleabbaus, der wiederum durch die Bezirksvertretung Rheinhausen eingeleitet wurde. Doch von Anfang an!

In Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen gab es die Zechen „Diergardt“ in Asterlagen (1910) und „Wilhelmine Mevissen“ in Bergheim (1913), zu letzerer kam 1937 Rumeln hinzu. Anders ausgedrückt: Mitte der 1930er Jahre wurde „Wilhelmine Mevissen“ das Grubenfeld „Fritz“ im südlichen Teil an der Grenze zu Krefeld zum weiteren „Aufschluss“ zugewiesen.

Bergbau am Volkesberg

Um unter Tage die „Wettersituation“ zu verbessern und die langen Anfahrtswege zu verkürzen, wurde am 1. Juni 1937 mit dem „Abteufen“ eines Schachtes in Rumeln begonnen. Der wurde zunächst „Schacht Fritz“ genannt, später erhielt er den Namen „Schacht Rumeln“. Bei 163,5 Meter war die Steinkohle erreicht, die Teufe (Tiefe) bis zur untersten Sohle lag bei über 500 Meter.
80 Jahre nach dem Beginn in Rumeln erinnerte die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Rheinhausen an den Bergbau am Volkesberg. Über 900 Kumpel wohnten in unmittelbarer Nähe „ihres“ Förderturms, prägten über Jahrzehnte Rumeln-Kaldenhausen ganz entscheidend - bis 1973 „Wilhelmine Mevissen“ und damit auch „Fritz“ den Betrieb einstellten. Und da im Gegensatz zu Bergheim und Asterlagen in Rumeln bis heute kein Zechen-Relikt in der Öffentlichkeit zu sehen ist, spendierte das Stadtteil-Parlament eine Anschubfinanzierung – so wie unlängst bereits beim Ortswappen geschehen.

Kaum war der Beschluss gefasst, stellte sich in Rumeln-Kaldenhausen die Frage nach dem „Was?“ und dem „Wohin?“. Das „Was?“ war schnell definiert: Ein Förderwagen soll es sein, der aus einem Streb rollt. Auf Schienen natürlich. Das „Wohin?“ geriet zu einer kühnen Vision. Wenn denn diese Zechen-Reminiszenz neben der viel beachteten Wappen-Wand errichtet und dort zu einem späteren Zeitpunkt eine bäuerliche Erinnerung (zum Beispiel ein offenes Scheunentor mit Ackergerät) installiert werden könnte, dann hätte Rumeln-Kaldenhausen auf der Wiese vor dem Senioren-Domizil ein kleines ortsgeschichtliches „Open-Air-Museum“ beieinander!

Kumpel-Gedenken als Geschenk

Zurück zum „Was?“ Es war ein Glücksfall, dass nach der Kontaktaufnahme mit der „Rheinhauser Bergbausammlung“ und dem „Freundeskreis Lebendige Grafschaft“ das Angebot kam, das Bergbau-Denkmal in Bergheim geschenkt zu bekommen. Das unter der Trägerschaft des Freundeskreises stehende Kumpel-Gedenken an der Schauen-/Hochstraße erinnert seit dem 1. September 1989 mit zwei Förderwagen an die knüppelharte Abbau-Maloche – zutage gefördert wurden in Rheinhausen in knapp 64 Jahren rund 64 Millionen Tonnen schwarzes Gold.

Dass nun in Rumeln-Kaldenhausen eindrucksvoll an die Unter Tage-Geschichte erinnert werden kann, dafür sorgen vor Ort der „Runde Tisch Rumeln-Kaldenhausen“ als Schirmherr und Macher des Projektes sowie EAHD-Geschäftsführer Peter Leuker, der gerne das Grundstück für die Freiluftausstellung zur Verfügung stellt. 

Text, Fotos und Repros: Ferdi Seidelt

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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