Auch BV IV verabschiedet Antrag, der sich gegen die Bebauung der Flächen ausspricht
Schönebecker kämpfen für ihren Festplatz

Die Zukunft des Festplatzes in Schönebeck ist ungewiss. Der Mietvertrag für das Vereinsgelände läuft 2020 aus. | Foto: privat
  • Die Zukunft des Festplatzes in Schönebeck ist ungewiss. Der Mietvertrag für das Vereinsgelände läuft 2020 aus.
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Ende 2020 läuft der Pachtvertrag aus. Dann endet das Mietverhältnis zwischen dem Eigentümer der Fläche an der Schacht-Kronprinz-Straße und dem Verein Bergbaukolonie Schönebeck. Dass es eine Verlängerung gibt, dafür wollen die Vereinsmitglieder alles tun.

Gespräche mit der lokalen Politik wurden bereits geführt, zuletzt in der vergangenen Woche. Und auch der gemeinsame Antrag von SPD und Grünen in der BV IV sorgt wieder für ein wenig mehr Optimismus in den Reihen der Schönebecker.

Mit der Auswahl der Flächen nicht einverstanden

"Uns ist klar, dass es in unserer Stadt an Wohnraum fehlt", räumt der Vereinsvorsitzende Hans-Dieter Kunkel ein. Nur mit der Auswahl der Flächen geht man in den Reihen der Bergbaukolonie nicht ganz konform. "Seit vielen Jahren leisten wir hier Stadtteilarbeit und einen - wie wir finden - wichtigen Beitrag, unsere Geschichte und die der Region lebendig zu erhalten." Der Mietvertrag für das Vereinsgelände mit Festplatz und Vereinshaus stammt aus dem Jahr 2005. Seitdem organisieren die Vereinsmitglieder dort regelmäßige Brauchtumsveranstaltungen wie das traditionelle Osterfeuer oder den gemeinsam mit dem BVV Schönebeck initiierten Nikolausmarkt.

Geist der Bergbaukolonie
lebt weiter

Dabei spielen Dinge wie gute Nachbarschaft, Solidarität und Toleranz eine große Rolle. "Das ist der Geist der Bergbaukolonie, den wir bis heute hier weiter pflegen", heißt es dazu. Und dass, obwohl längst nicht mehr alle Häuser an der Schacht-Kronprinz-Straße oder der Ardelhütte ausschließlich von ehemaligen Bergleuten oder ihren Kindern bewohnt werden. "Viele junge Familien sind in den vergangenen Jahren zu uns nach Schönebeck gezogen", weiß Hans-Dieter Kunkel.

Schnelle Umwandlung in Bauland befürchtet

Das Vereinsleben könnte sich jäh ändern, sollte der Mietvertrag nicht verlängert werden. Dass die Flächen dann schnell in Bauland umgewandelt werden, liegt für alle Beteiligten auf der Hand. Pläne für eine Bebauung existieren nämlich bereits. Im Frühjahr letzten Jahres stellte der vom Eigentümer beauftragte Architekt diese in der Bezirksvertretung IV vor. "Schon damals waren wir uns über alle Parteigrenzen hinweg einig, dass wir nicht damit einverstanden sind, dass diese Flächen bebaut werden", erklärt der Fraktionsvorsitzende der SPD in der BV, Ulrich Schulte-Wieschen.

Forumsteilnehmer hatten keine
Info über Nutzung

Durch das Bürgerforum ist die Fläche an der Schacht-Kronprinz-Straße ebenso wie fünf weitere in Borbeck in den besonderen Fokus gerückt. "Dass ein Teil seit mehr als 25 Jahren von einem Verein genutzt wird, das hat man den beteiligten Forumsteilnehmern verschwiegen", ärgert man sich in der Bergbaukolonie. Und auch Ulrich Schulte-Wieschen ist wenig amüsiert: "Ich möchte keine Bürgerschelte betreiben, finde es gut, wenn Bürger aktiv mit in Entscheidungen einbezogen werden. Nur das, was in Schönebeck gebaut werden soll, hilft nicht dabei, die Wohnungsnot in Essen zu mildern. Die Wohneinheiten dort können sich die wenigsten leisten. Mit solchen Vorschlägen streuen wir den Leuten nur Sand in die Augen."

Örtliche Politik positioniert sich durch gemeinsamen Antrag

Die lokale Politik hat sich noch einmal positioniert. Bereits im März hatte die BV eine Dringlichkeitserklärung verabschiedet, die zur Resolution wurde. Darin wird der Rat aufgefordert, die Verwaltung nicht mit weiteren Planungsschritten zu beauftragen, ohne vorherige Rücksprache mit der Bezirksvertretung zu halten. Eine Reaktion darauf gab es nicht. "Außer dass die Verwaltung inzwischen den konkreten Auftrag hat zu prüfen", ärgert sich der SPD-Fraktionsvorsitzende. Gemeinsam haben SPD und Grüne nun noch einmal nachgelegt: Mit der Mehrheit der eigenen Stimmen und der der Vertreterin des EBB brachten sie einen gemeinsamen Antrag durch.

Keine Grundlage für Verwaltungshandeln

Darin heißt es: Durch die Prozess- und Ergebnisdokumentation sehe man sich in der Einschätzung bestätigt, dass das beim Bürgerforum gewählte Verfahren zur Flächenbewertung nicht geeignet war, um eine objektive vergleichende Priorisierung der untersuchten Flächen zu erstellen. Man nehme die erstellten Bewertungen der Flächen im Bezirk IV als Einzelmeinungen zur Kenntnis, lehne jedoch die vorgenommene Priorisierung als Vorgabe für aktuelles oder zukünftiges politisches oder Verwaltungshandeln ab.
Bei allen sechs vom Bürgerforum mit der Priorität 1 oder 2 versehenen Flächen im Bezirk IV (Düppenberg, Pollstraße, Schacht-Kronprinz-Straße, Aktienstraße 117-119, Frintroper Straße sowie Oberhauser Straße / Frintroper Straße ) spricht sich die Bezirksvertretung IV gegen eine Bebauung aus. Die Verwaltung wird aufgefordert, auf die Aufstellung eines Bebauungsplans oder andere vorbereitende Maßnahmen für eine zukünftige Bebauung zu verzichten.

Diskussion über Flächen in den Gerscheder Weiden 

SPD, Grüne und die Vertreterin des EBB hoffen, dass man im Rat ihre Bedenken ernst nimmt. "Und sich die Mühe macht, die beliegenden Protokolle zu lesen", so Schulte-Wieschen. Die BV-Politiker wollen aber nicht nur ablehnen, sie haben auch konkrete Vorschläge im Köcher. Ulrich Schulte-Wieschen verweist auf eine Fläche in den Gerscheder Weiden, die bebaut werden könnte. "Die Informationen liegen der Verwaltung längst vor, da wird es auch keinerlei Probleme geben. Auch wir wollen, dass gebaut wird und zwar vor allem öffentlich geförderte Wohnungen."

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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