Nach Friedhofs-Diebstählen bleibt nur die Erinnerung

Kein Respekt vor der Ruhestätte: Täter suchen inzwischen gezielt Friedhöfe auf. Foto: Müller
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Ein Friedhofsbesuch ist immer mit einer gewissen Trauer verbunden. Noch schlimmer ist es jedoch, wenn dort eine Straftat begangen und wertvoller Grabschmuck gestohlen wird. Die absolut pietätlosen Taten lassen Angehörige fassungslos zurück. So ist es auch der Borbeckerin Margret Prinz ergangen.

„Das ist Diebstahl und gehört sich einfach nicht“, findet Prinz klare Worte. Regelmäßig besucht die Borbeckerin die Gruft ihrer Familie auf dem Hülsmannfriedhof und dort auch das Grab ihrer im Alter von nur 30 Jahren verstorbenen Schwiegertochter. Seit fast einer Dekade kümmert sie sich schon um die Ruhestätte, aber im September 2017 ist etwas anders: Die zum Gedenken ihrer Schwiegertochter aufgestellte Engelsstatue ist verschwunden. Nur die kleine Lampe des vormals auf einer kleinen Kugel sitzenden Himmelsbotschafters liegt auf dem Feld.
Den genauen Tag kennt Prinz nicht, doch am 20. September stand die Figur noch auf der Gruft und Anfang Oktober war sie dann verschwunden. Der Engel selbst ist aus Metall und lässt sich auf knapp 100 Euro beziffern. Der monetäre Wert ist für die Familien allerdings nicht das Entscheidende: „Meine Schwiegertochter hatte keinen Grabstein, deshalb war der Engel ein wichtiges Erinnerungsstück“, erklärt Prinz. Als die Eltern der Verstorbenen davon erfuhren, war die Trauer entsprechend groß: „Sie haben sie als Engel betrachtet.“ Nach anfänglichen Hemmungen hat Prinz sich inzwischen ein Herz genommen und Anzeige bei der Polizei erstattet.

Täter suchen gezielt Friedhöfe auf

„Wir haben eine Strafanzeige vorliegen“, bestätigt Marco Ueberbach, Pressesprecher der Polizei Essen. „Sie hat die richtige Entscheidung getroffen: jederzeit bei uns vorbeikommen!“ Metall- und Kupferdiebstähle seien längst keine Einzelfälle mehr, lässt der Polizei-Pressesprecher wissen. Täter suchen mittlerweile gezielt Friedhöfe auf, weil Angehörige die Gräber selbstverständlich so ansprechend wie möglich gestalten möchten. Genau das ziehe die Täter an: der Gedanke, dass man für den geliebten Menschen viel Geld investiert. In der Regel geschähen die Diebstähle nachts, wenn die Friedhöfe unbeaufsichtigt seien. Zusätzlich sei die Zuordnung der Gegenstände bei einem Ermittlungserfolg schwierig, solange sie keine markanten Merkmale aufwiesen.
Die Polizei kann Angehörigen nur empfehlen, keinen zu hochwertigen Grabschmuck auszuwählen: „So ist zwar der Schmerz über den Verlust des ideellen Werts da, aber man kann den Verlust des materiellen Werts möglichst gering halten“, erläutert Ueberbach.
Auch wenn die Tat mittlerweile lange zurückliegt, läuft im Fall von Margret Prinz jetzt ein Ermittlungsverfahren. Groß ist die Hoffnung nicht, aber Prinz will den Engel nicht ganz aufgeben: „Vielleicht merkt derjenige doch, dass es einfach nicht richtig war und bringt die Statue zurück.“ 

Kein Respekt vor der Ruhestätte: Täter suchen inzwischen gezielt Friedhöfe auf. Foto: Müller
Schmerzlich vermisst: Die Engelsstatue wurde Ende September 2017 vom Grab entfernt. Foto: Prinz
Autor:

Alexander Müller aus Essen-Borbeck

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