Fragments-of-Life am 17.11.2013 in der Alten Kirche

Fragments-of-Life
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Das Fragments-of-Life Konzert in der Alten Kirche hätte nicht besser zum diesjährigen NOW!-Festival in der Philharmonie, Jahrhunderthalle, Folkwang-Uni, im Folkwang Museum und anderen Spielorten passen können. Der richtige Untertitel für das Festival wäre „Raum und Musik - Musik im Raum“ gewesen, wobei es tatsächlich z.T. um Musik für bestimmte Räumlichkeiten ging. Zur Entfaltung ihrer Musik benötigen Amir Nasr und Joël van de Pol ebenfalls besondere Räume, um ihre atmosphärisch-fantasievollen Klangmalereien im vollen Umfang zur Geltung kommen zu lassen - wie geschaffen also für die Alte Kirche. Joël, der gerade von einer Libanon-Reise zurückgekehrt war, erzählte mir beiläufig, dass er dort eine Grotte entdeckt hätte, in der er ebenfalls „…unbedingt einmal spielen muss“. Die Idee zu dem Konzert entstand auch in der Alten Kirche bei einem Konzert seiner Schwester Joyce im Januar, dem er als Besucher beiwohnte. Vollkommen überzeugt von den akustischen Qualitäten der Alten Kirche hinterließ er eine Probe-CD, die geradezu sensationell gut produziert ist. Die Dinge nahmen also ihren Lauf. Bei diesem Konzert konnte Joyce aus dem Publikum heraus mittels Tablet-PC das Mischpult jederzeit fernsteuern und somit den Sound aktuell anpassen.
Viele dieser magischen Klangfarben der CD, die mögliche anfängliche Distanz zum Publikum gar nicht erst aufkommen ließ, waren im ersten Set an diesem Abend zu hören. Auf den Garbarekschen Ton seines Tenors hat man Joël aufmerksam gemacht, bevor er Jan Garbarek überhaupt kannte. Trygve Seim ist ein Musiker von internationalem Renommee, der sich mit durchaus ähnlichen Klangsprachen auseinandersetzt. Aber auch dieser ist erst durch Jan Garbarek’s CD „Eventyr“ zu 'seiner' Musik gekommen: so schließt sich der Kreis. Zusammen mit den erhabenen Klängen von Amir Nasr auf der Baritongitarre, die ab und an auch bei Pat Metheny Verwendung findet, werden Klanglandschaften entworfen, die in der - ECM nahen - Musikwelt ihresgleichen suchen. Selbst im Vergleich zu den genannten 'Giganten' ist die immanente Stringenz der Kompositionen von Fragments-of-Life einfach verblüffend.
Ob das Folgende einzig auf den Einfluss der Musik zurückzuführen war, sei dahin gestellt. Jedenfalls verharrte in der Pause definitiv so gut wie niemand in seiner Sitzreihe. Es bildeten sich Gruppen und Kleingruppen von Besuchern, die sich z.T. nie vorher gesehen hatten. Es wurde unentwegt interpretiert und diskutiert, wobei man gerne auf die Köstlichkeiten des Weltladens zurückgriff. Wieder zur Musik zurückzukehren, wurde zu einem wirklichen - zeitlichen - Problem. Wir haben es dann mit etwas Gitarrenimprovisation und einer radikalen Reduzierung der Beleuchtung letztlich durchsetzt können. Im 2. Set gab es ein wenig Auflockerung durch einige Fremdkompositionen, die aber auch wieder im typischen, unverkennbaren Fragment-of-Life Sound dargeboten wurden. Der Beifall zum Schluss war frenetisch, die CD’s der beiden Künstler gingen beim anschließenden Verkauf weg „wie warme Semmeln“. Ich hörte noch eine Äußerung, die es auf den Punkt traf: wenn ich in dieser vorweihnachtlichen Hektik einmal vollkommen „runterkommen“ will, dann lege ich mir abends diese CD auf. Absolut keine Belanglosigkeit: ein Konzert, das noch lange im Gedächtnis verharren wird. Die Fotos wurden von Jörg Fischer erstellt.

Autor:

Rolf Suchalla aus Essen-Nord

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