Per Bus durch den Norden

Erste Station - Wüllnerskamp: An ausgewählten Stellen machte die Reisegruppe im Rahmen der Erkundungstour des Stadtbezirkes V Halt.  Soeben wurde das ehemalige Pestalozzidorf im Rottekamp besichtigt.
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  • Erste Station - Wüllnerskamp: An ausgewählten Stellen machte die Reisegruppe im Rahmen der Erkundungstour des Stadtbezirkes V Halt. Soeben wurde das ehemalige Pestalozzidorf im Rottekamp besichtigt.
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Damit hatten einige wohl nicht gerechnet: „Es gibt hier ja richtig schöne Straßenzüge“, schallt es von den hinteren Sitzreihen im Reisebus. „Hier“ - das ist der Stadtbezirk V. Die Essen Marketing GmbH (EMG) hatte zur einer Erkundungstour durch Altenessen, Karnap und Vogelheim geladen.

Mit diesem Andrang hatte man in der EMG-Zentrale nicht gerechnet. Kurzfristig muss ein größerer Bus her und selbst der bietet nicht genügend Plätze. 57 stehen auf der Liste. Sechs Spontanentschlossene kehren am Treffpunkt am Hauptbahnhof ein. Einen von ihnen muss Gästeführer Christoph Wilmer vertrösten. Dann endlich kann sie losgehen, „die harte Nummer“: Drei Stadtteile in drei Stunden. Drei Stunden, die schnell vorbei sind.

Das Programm ist straff, der ortskundige Historiker Wilmer, der bereits die Redaktion der Bezirksbroschüre verantwortete, hält viele Informationen parat. Manches ist auch eingefleischten Nordlichtern unbekannt, doch die sind in der Reisegruppe in der deutlichen Unterzahl. Die meisten kommen von außerhalb und haben bereits Stadtteilfahrten mitgemacht. „So entdecken wir unsere Stadt neu“, verrät ein älteres Pärchen. Der Mann bekennt etwas entschuldigend, dass sie den größten Teil ihres Lebens südlich der A40 verbracht haben.

Dabei hat der Norden viel zu bieten, wie Altenessen beweist. Das ehemalige Ledigenheim an der Seumannstraße, eine vom Essener Architekten Edmund Körner (1874 bis 1940) entworfene, „zweiflügelige Schlossanlage“ (Wilmer), die zum Sport- und Gesundheitszentrum umgestaltete Zeche Helene, die Privatbrauerei Stauder, die den durstigen Busreisenden mehrere Kästen Fassbrause spendiert - die von Christoph Wilmer ausgeklügelte Route ist frei von Füllmaterial.
Natürlich steuert der Bus auch das Wahrzeichen Zeche Carl an. Der Autor dieser Zeilen hätte darauf gewettet, dass der Tross vor den Toren des soziokulturellen Zentrums aussteigen darf. Tatsächlich hält der Bus einige Meter weiter: Am Wüllnerskamp. Von dort geht es zu Fuß in das ehemalige Pestalozzidorf am Rottekamp.
Die Haltepunkte sind geschickt gewählt, offenbaren versteckte Höhepunkte eines Quartiers. Im nördlichsten Stadtteil fällt Wilmers Wahl auf das Ortszentrum, das - dies geben Karnaper zu - auf den ersten Blick nicht viel zu bietet. Die Belebung des Marktes steht noch bevor. Der Reiseführer verweist jedoch auf den Backsteinexpressionismus, der die Architektur der Gebäude bestimmt.

„Glasarchitektur“ gibt es im Nordwesten Karnaps zu bestaunen. Der Bus rollt an den Flaschenschluchten der Glasmanufaktur der St. Gobain Oberland AG vorbei.
Über den Carnaper Hof und B224 durch Gewerbegebiete nach Vogelheim. Dort gibt es wenig zu sehen. Das liegt aber eher am fahrbaren Untersatz als am Stadtteil. Der Stadthafen ist für Individualverkehr gesperrt, in den engen Straßen der Siedlungsbereiche gelangt der Bus an die Grenzen der Manövrierfähigkeit. „Das ist auch ein Teil der Wohnqualität Vogelheims: Es fahren nicht ständig Reisebusse vor der Haustüre vorbei“, weiß Wilmer. Dazu passt der Halt am Gedenkstein. An der Walkmühle scheiden sich die Geister: Für den einen ist sie der Grundstein der Weltfirma Krupp, für die anderen nur eine Randnotiz. Friedrich Krupp erbaute in Vogelheim seinen ersten Reckhammer, setzte damals aber auf den falschen Energieträger. Mit Wasserkraft kam die Produktion längst nicht so in Schwung, wie später im Westviertel, wo die Familie auf kohlebasierten Antrieb setzte.

Gegen Ende bleiben also die greifbaren Sehenswürdigkeiten aus, zumal vieles nur aus dem Bus heraus besichtigt wird. Von der Schurenbachhalde sieht man beispielsweise nur die Spitze der Bramme, und das von der Zweigertbrücke aus. Aber das Gute nach diesem informativen Schnelldurchlauf ist: Man darf gerne wiederkommen.

Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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