Falsche Brustimplantate: Uniklinik in Erklärungsnot

Nach Berichten über die auch am Essener Universitätsklinikum eingesetzten, falsch hergestellten Brustimplantate hat die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe jetzt eine weitere Stellungnahme herausgegeben.
Darin betont sie erneut, man habe "direkt auf die Rückrufaktion von Rofil im Jahr 2010 reagiert und das Einsetzen dieser Implantate unmittelbar eingestellt".
Die an der Klinik geübte Kritik bezieht sich jedoch vor allem auf die Tatsache, dass die Patientinnen, welche derartige Gelkissen der Firma RofilMedro erhalten hatten, erst ein Jahr später, im April 2011, persönlich informiert wurden. Wie auch die Verantwortlichen gestern und heute erneut erläutern, habe man erst zu dem Zeitpunkt den Frauen geraten, sich nicht nur, wie üblich, einmal, sondern zweimal jährlich untersuchen zu lassen.
Die Verzögerung erklärt die Klinik mit dem Konflikt, man habe die Frauen einerseits informieren, andererseits aber nicht verunsichern wollen: "Außer der Rückrufaktion der Firma RofilMedro zu den Brustimplantaten, lagen uns zu diesem Zeitpunkt keine weiteren detaillierten Informationen vor. Das UK Essen sah sich jedoch in der Verantwortung, zu prüfen, ob und wie die Patientinnen ... angeschrieben werden sollten, um möglichst alle Betroffenen zu erreichen." Dabei habe man "sorgfältig zwischen der Sicherheit der Patientinnen und einer möglichen Verunsicherung abzuwägen" gehabt.
Die Klinikleitung gibt zu bedenken, dass zum damaligen Zeitpunkt die zuständige Bundesbehörde eine Entfernung intakter Prothesen nicht empfohlen habe (und es bis heute nicht tue).
Dieser Abwägungsprozess und weitere Informationsbeschaffung und -weitergabe habe über "einen längeren Zeitraum" stattgefunden, was letztlich die Zeitspanne von einem Jahr zwischen nicht mehr Verwendung der Implantate und Anschreiben jener Patientinnen ergab, die nicht zur Nachsorge in die Frauenklinik kamen.
Die Verantwortlichen betonen: "Nach derzeitigem Wissensstand ist den Patientinnen bis heute kein gesundheitlicher Schaden entstanden." Ferner bekennen sie noch einmal ihre Betroffenheit angesichts der Tatsache, dass Implantate, die nicht den Vorschriften entsprachen, in den Vertrieb gelangen konnten. Man habe diese "in gutem Glauben ... eingesetzt".
Zukünftig soll schneller gehandelt werden. Sollte eine Empfehlung der zuständigen Behörden zur Entfernung der Prothesen erfolgen, will die Klinik dies den "Patientinnen unmittelbar nahe legen".
Allen Betroffenen – egal, wo sie operiert wurden - bietet man persönliche Beratung an (Uni-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, täglich von 8 bis 14 Uhr, Telefon 0201 - 723-2346).

Autor:

Sabine Pfeffer aus Essen-Kettwig

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