Zechenbilder von Josef Stoffels - Fotografien aus dem Ruhrgebiet im Ruhr Museum

"Josef Stoffels. Steinkohlenzechen - Fotografien aus dem Ruhrgebiet", Sonderausstellung im Ruhr Museum zum Abschiedsjahr von der Kohle
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Eine Ära geht zu Ende. Im Jahr 2018 schließt die letzte Steinkohlenzeche in Deutschland. Den Auftakt zum umfangreichen Programm rund um das Ende des Steinkohlenbergbaus macht das Ruhr Museum auf der Zeche Zollverein mit der Sonderausstellung "Josef Stoffels. Steinkohlezechen - Fotografien aus dem Ruhrgebiet".

Der in Essen geborene Industrie- und Dokumentarfotograf Josef Stoffels (1893-1981) verfolgte ein ehrgeiziges Projekt. Er wollte eine "Enzyklopädie der Steinkohlenzechen" erstellen. Dazu fotografierte er in den 1950er Jahren so gut wie alle der damals existierenden 150 Zechen, von der kleinsten Schürfstelle bis zur Großanlage. Und das nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch in Niedersachsen und im Aachener Raum.

Ehrgeiziges Projekt

Sein Ziel war es, einen Bildband herauszubringen, ausschließlich mit Aufnahmen in Farbe, was in der damaligen Zeit ein ungewöhnliches und auch kostspieliges Vorhaben darstellte. Die Farbfotografie sollte, nach seiner Idee, die Modernität der Anlagen auch bildlich unterstreichen. Und tatsächlich 1959 erscheint der Bildband mit dem langen und etwas sperrigem Titel: "Die Steinkohlenzechen. Ruhr, Aachen, Niedersachsen. Das Gesicht der Übertageanlagen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts", darin 196 Fotografien, aus finanziellen Gründen allerdings dann doch alle in Schwarzweiß. Ein Original Bildband ist in der Ausstellung zu sehen. Eine Rarität, es gibt nur noch wenige davon.

Als das Buch 1959 erscheint, ist die Blütezeit der Steinkohlenförderung bereits überschritten. Die ersten Zechen schließen schon 1958, das lange Zechenstreben hat also schon früh begonnen. Beim Anblick der noch vielen rauchenden Schlote war es allerdings damals einfach undenkbar, dass die Steinkohleförderung jemals enden könnte. Stoffels fotografiert in der Zeit vom Kohleboom bis zur Kohlenkrise. Er fotografiert in Kleinbild, in Mittel-und Großformat. Häufig nimmt er die charakteristischen Merkmale der Zechen zum Motiv, die Fördertürme oder Werkstore oder prägnante Architekturteile. Er dokumentiert in seinen Fotos die Steinkohlenzechen, die unmittelbare Nachbarschaft zu den Zechen, das Leben drum herum.

Bergbau und das Leben drum rum

Die Ausstellung speist sich aus dem enormen Fundus von 40.000 Stoffels-Bildern, die als Nachlass 1985 angekauft werden konnten und die die Grundlage des Fotoarchivs des Ruhr Museums bilden. Für die Ausstellung wurden alle komplett gesichtet. Ausgewählt wurden 160 Fotografien, die 60 Zechen zeigen, in Einzelbildern und auch in Serien. Alle Fotografien werden in Abzügen aus der Zeit ihres Entstehens gezeigt, in S/W und in Farbe, wobei den Farbfotografien ihr Alter anzusehen ist. Verblasst und farblich z.T. verändert sind sie authentische Zeitzeugen. Ansonsten wurden Reprints auf Grundlage der Negative oder der Dias erstellt.

Über 250 Fotos zeigen teilweise bislang unveröffentlichte Motive aus dem Bergbau sowie Auftragsarbeiten und private Aufnahmen. Neuentdeckungen werden vor allem in den Kapiteln Berglehrlinge, Bergbau-Durchgangslager Heisingen (Einrichtung zur Aufnahme der angeworbenen Bergleute), Betriebliche Sozialfürsorge im Steinkohlenbergbau und Bergarbeiterwohnheime- und -siedlungen gezeigt.

Fotograf mit Leidenschaft

Josef Stoffels war zunächst kein professioneller Fotograf. Der ausgebildete Polsterer fotografierte ab 1910 als engagierter Amateur bis er ca. ab 1930 hauptberuflich als Fotograf arbeitete. Zu sehen sind vielfältige Auftragsarbeiten aus Industrie und Werbung. Nach Kriegsende fotografierte er für die britische Militärregierung. Als freier Mitarbeiter fotografierte er Ausstellungen und erstellte ebenfalls Museumsdokumentationen. Interessant auch die Essener Stadtansichten. Ohne Auftrag hielt er seit den 1930er Jahren immer wieder das Essener Stadtbild fest und dokumentierte damit die städtebaulichen Veränderungen. Der Grugapark war besonders in seinen späteren Jahren sein Lieblingsobjekt. Privates gibt es auch zu sehen: Selbstbildnisse mit Kamera, Familienfotos und die Mappe mit den zur Meisterprüfung eingereichten Aufnahmen. Erst im Alter von 55 Jahren legte er diese Prüfung ab. Unterstützt wurde er in seiner Arbeit von seiner Tochter Irmgard. Bei einem Unfall im Jahr 1940 verlor er sein rechtes Auge und zog sich eine schwere Beinverletzung zu.

Die Ausstellung läuft bis zum 02. September 2018 / weitere Infos hier

Sie wird ermöglicht durch die RAG-Stiftung im Rahmen der Initiative "Glückauf Zukunft!"

Vom 30. September 2017 - 31. März 2019 wird sie in Teilen und Ergänzungen im Deutschen Bergbau Museum Bochum zu sehen sein.

Die Fotos entstanden bei der Präsentation der Ausstellung.
Die Kohlenwäsche und ihre ganz besondere Raumatmosphäre sind der perfekte Rahmen für diese Fotoausstellung. Die Fotos vertragen nur wenig Licht. Lichtinseln wurden geschickt durch indirekte Beleuchtung der massigen Betonstreben geschaffen. Ich habe versucht, in meinen Fotos diese unnachahmliche Raumsituation einzufangen.
Diese kann man nicht mit nach Hause nehmen, dafür den starken Katalog.
Wer möchte, kann sich damit ein Stück Bergbaugeschichte bewahren.
Glück auf!

Ruhr Museum,
Areal A [Schacht XII],
Kohlenwäsche [A14],
Gelsenkirchener Straße 181,
45309 Essen
www.ruhrmuseum.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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