Zum Camping an die Ostsee?

Extreme Unwetter können schon mal zu einem vorzeitigen Urlaubs-Ende führen.
  • Extreme Unwetter können schon mal zu einem vorzeitigen Urlaubs-Ende führen.
  • hochgeladen von Ilia Faye

Sommer 2011. Ein kleiner Urlaubsbericht. Drei junge Leute wollten gemeinsam Urlaub machen. Urlaub ohne Eltern, nur ein paar Tage auf eigenen Füßen stehen.

Das Budget war knapp, die Entscheidung schnell getroffen: das wird ein Camping-Urlaub. Am Liebsten wollte man zur See – zur wunderschönen Ostsee –, also erst einmal telefonisch ein paar Preise eingeholt. Oh, wie gut sich das Angebot vom Campingpark Rerik anhörte…

Telefonisch wurde zugesichert, dass für zwei kleine Zelte zusammen ein Zeltplatz für vier Personen abgerechnet würde. Strom, PKW-Stellplatz – was eben alles noch dazu gehört – lag völlig im Rahmen. Fröhlich wurde das Auto gepackt – ungeheuer, was in einen Mini alles reinpasst – und schon ging’s los: bestens gelaunt der ‚Freiheit’ entgegen.

Nach etwa 13-stündiger Stop-and-go-Anreise erreichte das Trio völlig erschöpft sein Ziel. Am Liebsten nur noch schlafen… Also: ab zur Anmeldung, schnell die Formalitäten erledigen und ab in die Zelte – dachten sich die drei.

An der Rezeption jedoch wartete die erste Überraschung: Entgegen der vorherigen Absprache mussten zwei Stellplätze angemietet werden, von der telefonischen Zusage wusste man hier nichts mehr. Aha! Hinzu kam, dass für die geplanten sechs Übernachtungen Vorkasse zu leisten war – nicht zwingend beim Camping, aber hier und da wohl üblich: 2 Zeltplätze, 3 Personen, 1 PKW, Strom und Kurtaxe – alles mal sechs Übernachtungen – musste sofort bezahlt werden.

Okay, erledigt. Jetzt schnell die Zelte aufstellen… Ein Sturm zog auf – etwas mehr als eine ‚steife Brise’ – Orkanstärke mit sintflutartigen Regenfällen. In der Absicht, schnell noch eben eine große Kühlbox zu aktivieren, standen die Urlauber vor einem völlig vergammelten Stromkasten, der aufgrund seines Zustandes die Regenfluten geradezu einlud, einzudringen. Zwei der vorhandenen Anschlüsse waren per se nicht mehr zu gebrauchen, der Rest bot eine wenig verlockende Mischung aus Wasser und Strom.

Jetzt aber endlich alle Mann in die Zelte und aufpassen, dass nichts abhebt oder wegschwimmt. Alles, was an Gewicht aufzutreiben war, wurde in die Zelte gepackt – als ‚Anker’ gegen den Sturm. Die allen Widrigkeiten zum Trotz in Betrieb genommene Stromversorgung fiel mehrfach aus, Sicherung wieder rein: einmal, zweimal, dreimal… – irgendwann gab man auf. An Schlaf war kaum zu denken. Die Bilanz am nächsten Morgen: 1 Zelt war nicht mehr zu gebrauchen, der Urlaub zu Ende, bevor er richtig begonnen hatte, das Unwetter noch nicht vorbei.

Rundherum brachen die anderen Camping-Gäste das ab, was an Zelten noch übrig war. Die Beratung im Mini – da war es auszuhalten – ergab: packen und wieder ab nach Hause. Doch: was war nun eigentlich mit der bereits geleisteten Vorauszahlung? Die Rechnung für die drei jungen Leute belief sich immerhin auf eine Summe von 192,30 Euro - ein stolzer Preis für eine Camping-Nacht nebst Nebenkosten und Kurtaxe.

Nach kurzer unerquicklicher Diskussion wurden die jungen Leute kurzum mit einem Gutschein abgespeist: ‚Das sei doch sehr kulant! Schließlich sei man rechtlich zu gar nichts verpflichtet.’ Es folgten einige ebenso unerquickliche Telefonate der Eltern mit der Campingplatz-Leitung – eine Erstattung überzahlter Gebühren kam nicht infrage. Statt einer vernünftigen Lösung in gegenseitigem Einvernehmen wurde seitens der Platz-Betreiber nur auf irgendwelche fragwürdigen Rechte gepocht.

Erst ein deutlicher Hinweis, dass eine Veröffentlichung der Umstände und der äußerst kompromisslosen Haltung Gästen gegenüber sowohl bei potentiellen Kunden als auch bei der Redaktion des ADAC-Campingführers wohl auf großes Interesse stoßen würde, führte zu einem Einlenken des Inhabers. ‚Er habe die Angelegenheit nochmals geprüft, die jungen Leute seien ja spontan angereist. Da gäbe es natürlich ganz andere Möglichkeiten, als wenn im Vorfeld reserviert worden wäre.’ Die drei Urlauber, die sich bereits ziemlich gefrustet auf den Heimweg gemacht hatten, sollten doch den Gutschein zurücksenden und würden dann eine Erstattung von 50 Prozent der Kosten und einen Ersatz-Gutschein über die anderen 50 Prozent erhalten.

Schadensteilung, das klang fair. Gesagt, getan: Ende Juli wurde der Gutschein per Einschreiben nach Rerik versandt – in froher Erwartung der zugesagten Abwicklung. Die jedoch blieb aus. Eine Nachfrage nach angemessener Wartezeit ergab den gleichen Gedächtnisschwund, wie schon zuvor in Bezug auf die Abrechnungsweise der Zeltplätze. ‚Man wisse ja gar nicht, worum es gehe, könne sich an gar kein Telefonat mehr erinnern...’. Die Gäste sollten doch die Unterlagen nochmals einreichen.

Eine Kopie des Einschreibens wurde nochmals übermittelt – elektronisch, ein Gutschein zum Mitsenden war natürlich nicht mehr vorhanden. Was bis heute fehlt ist die Antwort, die Zahlung und der zugesicherte Ersatz-Gutschein.

Camping kann sehr viel Spaß machen. Im Laufe der vergangenen Jahre sind auf zahlreichen Campingplätzen sehr lobenswerte Modernisierungen vorgenommen worden, die das Image des früheren ‚Billig-Urlaubs’ deutlich verbessert haben und eine wirkliche Alternative zum ‚All-inclusive’ ermöglichen. Die Ungebundenheit – die Möglichkeit kurzfristig ‚weiter zu ziehen’ – bildet dabei einen der bedeutenden Vorteile im Vergleich zu einer festen Urlaubs-Buchung eines Hotelzimmers oder einer Ferienwohnung.

Für Unwetter freilich kann ein Campingplatz-Inhaber nicht verantwortlich gemacht werden – für unbrauchbare Einrichtungen und nicht eingehaltene Zusagen jedoch allemal. Empfehlenswert geht anders, das beweist ein weitaus kulanterer Umgang anderer Campingplatz-Betreiber mit vergleichbaren Situationen.

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Anmerkung: Keine 10 Tage nach Veröffentlichung dieses Artikels nahm der Betreiber des genannten Campingplatzes telefonisch Kontakt auf, konnte sich sehr gut an seine Vereinbarung erinnern und entschuldigte deren Nichteinhaltung mit eigener Krankheit und fehlgeleiteten Emails [Spam-Ordner], der zurückgesandte Gutschein sei wohl zudem in seinem Hause verloren gegangen... – eine Verkettung widriger Umstände?
Obwohl ich vorwiegend kritische Beiträge publiziere, denke ich doch selbst am liebsten positiv – macht einfach viel mehr Spaß als ‚meckern’. So finde ich diese Reaktion auf meinen Beitrag sehr erfreulich und gehe davon aus, dass sich solche Vorfälle in Rerik nicht wiederholen werden.
Die Überzahlung der Urlauber wurde nun unverzüglich komplett erstattet. / 05.06.2012 Ilia Faye

Autor:

Ilia Faye aus Essen-Ruhr

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