Horster Kufenkünstler holt aus zum großen Sprung

Aljoscha Hadasch zeigt seine Kufen: Die lässt er ab sofort auch in der neuen Eislaufsaison wieder bei den Wettbewerben für den EJE übers Eis flitzen. | Foto: Gohl
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Zum Eiskunstlauf kam unsere lokale Nachwuchshoffnung eigentlich wie die Jungfrau zum Kind. „Ich habe meiner Cousine vor sieben Jahren beim Training zugeguckt und fand das einfach faszinierend und wollte es auch lernen“, verrät Aljoscha Hadasch. Wie kostspielig und zeitintensiv diese Sportart eigentlich ist und welche Erfolge der junge Sportler bereits feiern durfte, verrät der 14-Jährige im Gespräch mit dem KURIER.
In Horst ist er zu Hause, in einem netten Mehrfamilienhaus in einer ruhigen Wohngegend. An der Haustür nimmt mich die Frau Mama freudig in Empfang und führt mich durch die modern eingerichtete Altbauwohnung. In der geräumigen Küche nehme ich Platz und warte auf den jungen Eiskunstläufer. Aljoscha kommt in Jeans und T-Shirt gekleidet und mit einem schüchternen Lächeln in die Küche. Ein netter, höflicher Teenager, der eben doch ein bisschen anders ist. „Freizeit habe ich kaum“, räumt er schon zu Beginn unseres Gespräches ein. Sechs Mal pro Woche wird trainiert. „Das war von Anfang an so. Ich bin das schon gewohnt.“
Angefangen hat alles 2002. Mit sieben Jahren hat Aljoscha das erste Mal die Schlittschuhe angezogen. „Beim ersten Training konnte ich noch gar nicht auf den Schlittschuhen laufen“, gibt er zu. Schnell gelernt hat er es, denn heute zählt Aljoscha zu den besten Läufern in NRW.
Dem Landeskader gehört er schon seit 2003 an, da lief er gerade einmal ein Jahr. „Heute bin ich von den Kaderprüfungen befreit, weil ich so gute Ergebnisse in den Wettkämpfen erziele.“ Das Angebot an Veranstaltungen in seiner Leistungsklasse im Umkreis nimmt zwar mit fortschreitendem Alter ab, doch hinter dem jungen Steelenser steht eine engagierte Familie. „Wir unterstützen Aljoscha wo wir nur können“, sagt Mutter Katharina Hadasch. „Eiskunstlaufen ist aber eine teure Angelegenheit und ohne die finanzielle Unterstützung seiner Oma wären wir heute nicht so weit.“ Wir? Das weckt den Anschein, dass hier eine Mutter die Karriere antreibt. Aber: „Nein, nein“, wehrt Katharina Hadasch ab. „Ich unterstütze Aljoscha. Aber wenn er von heute auf morgen das Handtuch schmeißen würde, dann wäre das für mich ok. Ich habe ihn nie zum Training zwingen müssen.“ Das bejaht auch Aljoscha. „Natürlich nervt es manchmal, nicht auf den Sportplatz mit den Kumpels zu können, weil ich zum Training muss, aber ich fahre dann doch immer, denn ich liebe das Eiskunstlaufen. Es hat mich vom ersten Augenblick an fasziniert und macht immer noch viel Spaß.“ Und letzteren braucht er auch, denn im Leistungsstützpunkt Dortmund geht Aljoscha dreimal pro Woche aufs Eis. Trainiert wird immer zwei Stunden lang. In den Wintermonaten, wenn in der Halle in Essen-West Eis verfügbar ist, wird hier auch dreimal trainiert. „Zum Training gehören natürlich das Sprungtraining, Ballett und Konditionstraining“, erzählt Aljoscha.
An die „großen“ Sprünge, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, wagt sich der 14-Jährige auch schon. „Gerade lerne ich die dreifachen Sprünge“, verrät er. „In der nächsten Saison muss ich im Programm zweimal den dreifachen Toeloop einbauen und bei zwei Wettkämpfen zwei Doppel-Axel zeigen.“
Das viele Training zahlt sich bei Aljoscha schon lange aus. „Ich habe eigentlich keine Figur im Programm, bei der ich lange üben musste.“ Und seine Erfolge sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache: In der Juniorenklasse wurde er Siebter - als zweitjüngster Teilnehmer - bei der Deutschen Meisterschaft und sicherte sich bei der NRW-Trophy in Dortmund den 12. Platz. „Das hört sich erstmal nach nicht viel an“, gibt Katharina Hadasch zu bedenken. „Aber die Elf, die vor Aljoscha waren, das waren internationale Stars, die später bei den Olympischen Spielen am Start waren.“
Außerdem wurde Aljoscha Hadasch in diesem Jahr zum siebten Mal in Folge Essener Stadtmeister seiner Altersklasse. Die Olympischen Winterspiele hat der Sportbegeisterte - seine anderen Hobbies sind Skaten und Fußball - natürlich vor dem Fernseher verfolgt. „Man schaut sich schon einiges ab“, verrät er. „Mein Trainer guckt natürlich auch und wir sprechen dann darüber.“ Der Trainer, das ist in Essen Klaus Barkow, der Aljoscha seit vier Jahren betreut. „Ein echter Glücksgriff“, schwärmt die Mama. „Ein echter Kumpel“, sagt Aljoscha. In Dortmund wird der Nachwuchsläufer von Martha Albrecht betreut.
Für die neue Saison hat der junge Sportler hohe Ziele: „Irgendwann möchte ich ja auch mal bei Olympia dabei sein. In der nächsten Saison möchte ich aber erst einmal den Sprung in den Bundeskader schaffen.“ Im Sommer hatte Aljoscha, der übrigens kein Vorbild hat, sondern stolz auf seinen eigenen Lauf- und Sprungstil ist - wirklich einmal eisfreie Wochen. Zwischen vier und sechs Wochen ist Trainingspause.
Bevor das Eis in Dortmund und Essen wieder verfügbar war, ging es für den Läufer auch noch nach Oberstdorf ins Trainingslager (wir berichteten). Mit dabei natürlich die Familie. Von soviel Begeisterung für den Eiskunstlauf angesteckt, wagt sich mittlerweile auch schon der jüngste Spross auf die Kufen: Mia - drei Jahre alt und ihres Zeichen Schwester des erfolgreichen Aljoscha, mischt die Eiszwerge des EJE kräftig auf.
In Horst bleibt es also spannend, wenn es um die Kunst auf dem Eis geht. Wir bleiben ihnen an den Kufen...

Hintergrund:
- Eiskunstlauf ist teuer: Pro Saison ist ein neues Paar Schlittschuhe fällig. Kostenpunkt: ca. 800 Euro
- Reisen zu Wettkämpfen und ins Trainingslager müssen selbst bezahlt und organisiert werden
- Kostüme braucht es in jeder Saison - Kostenpunkt ca. 300 Euro
- Choreographie: Kurzprogramm und Kür müssen erarbeitet werden, Choreographen und Trainer werden privat bezahlt
- Erfolge: Wer es in den Bundeskader schafft, wird etwas besser unterstützt (Reisekosten und Lehrgänge)
- Finanzielle Unterstützung kann Aljoscha Hadasch gebrauchen. Wer den jungen Sportler sponsorn möchte, meldet sich unter Tel.: 0201-8091023

Aljoscha Hadasch zeigt seine Kufen: Die lässt er ab sofort auch in der neuen Eislaufsaison wieder bei den Wettbewerben für den EJE übers Eis flitzen. | Foto: Gohl
Auch die kleine Mia Hadasch hat das Einskunstlaufen für sich entdeckt. Hier zeigt sie ihre Schühchen. | Foto: Gohl
Autor:

Mareike Schulz aus Essen-Steele

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