"Maxi" ist der Beste - und zwar weltweit!

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Fast hätte er sich auch noch den Gesamtsieg gesichert, doch ein rabenschwarzer Donnerstag sollte Maximilian Beer am Ende den Sieg kosten. In Belgien fuhr der Schüler des technischen Gymnasium am Berufskolleg West um die „Indoor Kart World Championship“ und wurde im Gesamtklassement mit nur drei Punkten Rückstand (!) Zweiter. Essens Motorsporttalent war die Überraschung der Weltmeisterschaften und stand dem KURIER gemeinsam mit den Eltern Rede und Antwort.
Groß ist er, muskulös und ein durch und durch sympathischer junger Mann. Maximilian Beer ist aber auch ein Realist und trotz des großen Überraschungserfolges absolut auf dem Boden geblieben.
Papa Thomas Beer ist der Tüftler, der sich in „Maxis“ Verein, dem MSC Blau-Gelb Essen, als Jugendwart engagiert, an den Sonntagen mit auf der „Daytona Kartbahn“ zum Training ist, bei Wettkämpfen als Streckenposten fungiert und mit Maximilian in diesem Jahr fast an jedem Wochenende zu diversen Wettkämpfen bis nach Rostock oder Belgien gefahren ist. Mama Birgit ist unheimlich stolz auf ihren Spross und nicht bei jedem Wettkampf dabei. Das ist, wenn es nach den Herren der Schöpfung geht, auch „gut so“, denn: „Wenn Mama bei meinem ersten Unfall dabei gewesen wäre, würde ich heute nicht mehr Kart fahren“, schmunzelt Maximilian. Der Unfall kam schon früh. Der damals Neunjährige war gerade zu seiner zweiten Vereinsmeisterschaft angetreten und erwischte ein defektes Leihkart und kaschierte eine Absperrung. Er flog erst durch die Luft und lag dann unter dem Kart. Thomas Beer stockte da der Atem. „Er hat 20 Sekunden gar nichts gesagt, sich nicht bewegt“, erinnert er sich. „Und dann hat er Gott sei Dank zu weinen angefangen und kam mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus. Zum Glück ist ihm nichts Schlimmeres passiert – nur ein paar Schürfwunden.“
Dass dieser Horror-Crash noch so glimpflich ausgegangen ist, verdankt das junge Talent wohl auch der umfassenden Schutzausrüstung, die auch beim Indoor-Kart vorgeschrieben ist. „Ein Restrisiko bleibt aber trotzdem“, weiß Maximilian Beer.
Hat man denn bei den Schlagzeilen von verunglückten Rennpiloten in jüngster Vergangenheit nicht selbst mehr Angst, ein Rennen zu fahren? „Der Motorsport ist schon relativ sicher geworden. Ich fahre immer äußerst konzentriert“, versichert der 16-Jährige. Deshalb fehlt ihm auch noch ein Markenzeichen wie der „Vettel-Finger“ oder Schumis Faust. „Freust Du Dich denn gar nicht, wenn Du im Rennen merkst, Du hast Deinen Gegner gepackt? Ich glaube, ich würde platzen in dem Moment“, erkundigt sich Birgit Beer und ergänzt: „Das habe ich ihn noch nie gefragt.“ Maximilian erklärt: „Ich freue mich, habe aber auch wieder Angst, einen Fehler zu machen, so dass der Gegner mich dann wieder hat. Und selbst, wenn die Zielflagge da ist, ist die Anspannung zwar weg, aber ich überlege noch viel und realisiere dann noch gar nicht, was da gerade passiert ist.“ Dabei hatte er bei der WM so viel Gelegenheit, sich ans Siegen zu gewöhnen: Gleich fünf Rennen konnte er für sich entscheiden - aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Schließlich hat das junge, erfolgreiche Team auch für 2012 große Pläne. Mit der Weltelite aus 17 Nationen wollen sie sich im Sommer bei der nächsten WM messen. Außerdem sind bereits acht 24-Stunden-Rennen fest im Terminplaner markiert und weitere kleinere Rennevents kommen noch dazu, denn es geht auch schonmal im Team über drei, sechs oder neun Stunden. Aber: Bei allem sportlichen Ehrgeiz, darf die Schule nicht vernachlässigt werden. „Die Schule geht vor“, stellt Maximilian klar. „Ich möchte 2014 mein Abi machen und dann wahrscheinlich Maschinenbau studieren“, formuliert er seine Zukunftspläne. Auf Schumis Hausbahn ist der Freisenbrucher auch schon gefahren. Ein Kart für Outdoorbahnen wie die in Kerpen hat er auch, doch für diese Disziplin sei er mittlerweile zu groß und zu schwer geworden. Eine Zukunft in der Formel 1 deshalb unvorstellbar? Durchaus nicht, denn Kart ist Kart und alles ist Motorsport. „Ich glaube Formel 1 möchte ich aber gar nicht fahren“, überlegt Maximilian laut. Wenn aber das große Angebot kommt? „Naja, dann schlägt man das wohl nicht aus“, so der sympathische Sportler. Dass Kartfahren durchaus ein anspruchsvoller Sport ist betont Thomas Beer. „Die Jungs vom Team müssten eigentlich alle regelmäßig etwas für ihre Fitness tun. Wenn man überlegt, dass wir nur zur WM gefahren sind, um mal zu gucken, wo wir als Team stehen und direkt der Junioren-Titel und die Vizeweltmeisterschaft dabei herausgekommen sind, wird klar, dass das Team noch lange nicht an der Leistungsgrenze angekommen ist.“ Doch angetrieben und gefordert wird und wurde nie. „Es soll allen Spaß machen!“, betont der Vater. „Die Jungs setzen sich jetzt, nach den tollen Erfolgen aber selbst unter Druck und feilen im Training einfach an allem.“
Unterstützt haben die Beers ihren Sohn immer, vor allem finanziell, denn das Kartfahren ist kostenintensiv. „Ausgerechnet haben wir das nie, aber mit Startgeldern und Ausrüstung liegen wir schon bei ungefähr zwei- bis dreitausend Euro pro Jahr“, so Birgit Beer. Mit Ingolf Bojek von der Essener „Daytona Kartbahn“ hat das junge, erfolgreiche Team einen Sponsor gefunden, der einen Teil der Trainingskosten übernimmt und sich auch an den Startgeldausgaben beteiligt. Doch es dürfte noch mehr sein. „Wer die jungen Talente des ‚Daytona Racing Teams‘ unterstützen möchte, ist immer willkommen“, lachen die Beers, die allesamt große Motorsport-Fans sind.
Vor allem der amtierende Doppelweltmeister Sebastian Vettel hat es Maximilian angetan. „Der ist noch so jung und hat schon viel erreicht. Das ist schon ein Vorbild“, so der 16-Jährige. Reichen würde es dem Realisten, der genau weiß, dass für eine Karriere wie Vettels viel Glück gefragt ist, schon, wenn er weiter im Motorsport aktiv sein könnte und Langstreckenrennen wie beim „Porsche-Cup“ mitfahren könnte. Im Auto hat das Talent mittlerweile auch schon Erfahrungen sammeln können und fiebert nun dem Führerschein mit 17 entgegen. Denn beim ADAC-Autoslalom ist er an den Start gegangen und war auch hier gar nicht schlecht. Platz acht konnte Maximilian für diese Motorsport-Variante aber nicht begeistern.
„Es war cool, mal ein Auto zu fahren, aber die Pylone, um die man fährt sind für mich kleine böse Zwerge. Ich bin eher der Rundstreckentyp - das liegt mir einfach!“
Und weil‘s ihm so gut liegt, kann er dem ersten Doppelweltmeister der Indoor-Kart-Geschichte, Kenny Geldhof aus Belgien, im nächsten Jahr sicherlich Konkurrenz machen, denn dann schlägt das „Max-Team“ mit Junioren-Weltmeister Maximilian Beer sowie Maximilian Fritz und Maximilian Barth als „Daytona Essen Racing Team“ wieder zu - diesmal als Mitfavorit!

Autor:

Mareike Schulz aus Essen-Steele

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