Ballettabend P4SSIONS feierte am Aalto-Theater Premiere

Ballett in Reinform

Was geschieht, wenn fünf Choreografen die Bewegung, den Rausch, die Musik und die Leidenschaft für das Ballett feiern? Dann ist das Ergebnis der vierteilige Tanzabend "P4SSIONS", der nun im Aalto-Theater Premiere feiern durfte.

Drei Werke stammen von Choreografen, die die niederländische Tanzszene entscheidend mitgeprägt haben und die auch am Aalto-Theater bereits Furore gemacht haben: Edward Clug, Jiri Kylian und David Dawson.
Doch der Höhepunkt des Abends ist eindeutig die Choreografie „Percussion“, die von den beiden Essenern Ben Van Cauwenbergh und Armen Hakobyan auf die Bühne gebracht wurden. Es ist ein innovatives Stück zur Musik von Joji Hiroto & Taiko Drummers, bei dem es - auf der Basis des klassischen Balletts - um einen witzigen Kampf der Geschlechter geht. Das Stück ist übrigens - sehr erfreulich - auch in der Ballettgala "Tütü mit Schuss" zu erleben, die ebenfalls aktuell auf dem Spielplan steht. Klassische und moderne Bewegungssprache treffen dabei gelungen aufeinander. In einer früheren Realisierung wurde dies noch mit einem reinen Männerensemble umgesetzt, um das explosive Können der Tänzer in den Mittelpunkt zu rücken. Eine gute Idee: Das Miteinbeziehen der Tänzerinnen, die eine spannende Bereicherung und ein sehenswertes Gegenspiel bilden.
Ein großes Solo tanzt Denis Untila in der Choreografie "Double You", die vom ehemaligen Künstlerischen Leiter des legendären Nederlands Dans Teater (NDT), Jiri Kylian, geschaffen wurde. Verlust, Tod und Trauerarbeit stehen im Mittelpunkt des Werkes, aber auch - getanzte - Leichtigkeit.
Ebenfalls ein Star der niederländischen Tanzszene ist Edward Clug. Von ihm stammt das Werk „Mutual Comfort“. Vier Tänzerinnen und Tänzer versuchen, einander „gegenseitig Trost“ zu spenden, wie es der englische Titel andeutet.
Etwas langatmig gestaltet sich hingegen der Auftakt des Abends mit „A Million Kisses to my Skin“ von David Dawson - sein Abschiedsstück für das Dutch National Ballet aus dem Jahr 2000, ein Tribut an seine Zeit als Tänzer. Beim Essener Publikum kam das Stück in drei Sätzen allerdings wunderbar an.
Wer ein aufwändiges Bühnenbild und spektakuläre Kostüme erwartet, der wird an diesem Abend nicht auf seine Kosten kommen. Ballett in Reinform ist angesagt, der Tanz steht im Mittelpunkt. Was auch einmal sein darf und sein muss. Zumal die Leistung der Tänzerinnen und Tänzer des Aalto Balletts einmal mehr überzeugen kann. Wer's anders mag, dem sei an dieser Stelle noch schnell "Tütü mit Schuss" wärmstens empfohlen.
Weitere Vorstellungen: 25., 26. Juni; 1., 2. Juli.