Jelinek-Premiere im Grillo-Theater
So eine Aufregung!

Rasante Wortspiele werden dem Emsemble abverlangt: Stefan Diekmann, Silvia Weiskopf, Alexey Ekimov, Jan Pröhl und Ines Krug. | Foto: Martin Kaufhold
  • Rasante Wortspiele werden dem Emsemble abverlangt: Stefan Diekmann, Silvia Weiskopf, Alexey Ekimov, Jan Pröhl und Ines Krug.
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Mit rasantem Tempo wird das Publikum des Grillo-Theaters auf eine aktuelle Zeitreise durch den medialen Overkill der Pandemie-Jahre mitgenommen. "Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!" - so der Titel der Inszenierung von Hermann Schmidt-Rahmer zwischen Fake News und Verschwörungstheorien. Den Stoff dazu liefert das Buch der österreichischen Erfolgsautorin Elfriede Jelinek.

Mit ihrer Schwäche für Kalauer und Wortspiele wirft Elfriede Jelinek einen besonderen Blick auf die Pandemie und ihre Auswüchse. "Ich muss mich schon wieder so aufregen“, ist gewissermaßen das Motto des Abends, an dem die Schauspielerinnen und Schauspieler zu feiernden Ischgl-Touristen werden, zwischen Verschwörungen und kranken Systemen agieren, sich bis an den Rand des Wahnsinns spielen.
Allein die gewaltige Menge an Text, mal abstrus, mal hintergründig, fordert das Ensemble auf der Bühne - aber auch das Publikum, das dem wilden Treiben auf den (Ski)-Brettern erst einmal - halbwegs - folgen muss.
Hermann Schmidt-Rahmer gelingt es, top-aktuelle Themen gekonnt auf die Bühne zu bringen. Mit abwechslungsreichem Bühnenbild (Thilo Reuther) und schrill-bunten Kostümen (Michael Sieberock-Serafimowitsch) kommt garantiert keine Langeweile auf. Einmal mehr werden im jüngsten Stück des Grillo-Theaters Video-Sequenzen eingebunden und eine Kamera zeichnet das Bühnen-Geschehen live auf.
Schräge Komik und erschreckende Realitäten wechseln sich Schlag auf Schlag ab, 5G-Sendemaste und Schweine liegen plötzlich ganz nah bei einander und sorgen für verwirrenden Lärm. Danach ist erst einmal dringend eine - wenn vielleicht auch kurze - Social Media-Pause angesagt, um wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Wer das Abenteuer als Zuschauerin oder als Zuschauer wagen möchte, auch um Stefan Diekmann, Alexey Ekimov, Ines Krug, Jan Pröhl, Moritz Tostmann und Silvia Weiskopf zu erleben, dem mag ein Satz von Ferdinand Schmalz im Programmheft helfen: "In toxischen Zeiten braucht es das Theater als eine Entgiftungsanstalt."
Weitere Vorstellungen: 29., 30. Oktober; 16., 24. November

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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