Die Bezirksvertretung IX wählte den Sozialdemokraten zum neuen Vorsteher des Essener Südens
Benjamin Brenk ist Bezirksbürgermeister

Benjamin Brenk ist der erste sozialdemokratische Bezirksbürgermeister im Essener Süden. 
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Der Nachfolger für Bezirksbürgermeister Michael Bonmann ist gefunden. Ziemlich überraschend wurde der 33-jährige Benjamin Brenk bereits im ersten Wahlgang gekrönt. Der konservativ geprägte Essener Südbezirk wird also nach 45 Jahren erstmals von einem Sozialdemokraten geführt.

Nach Bonmanns Rücktritt Ende November hatte Brenk kommissarisch übernommen. Der bisherige Stellvertreter warf sich mit großem Engagement in die neue Aufgabe. Bei Ausscheiden des Bezirksbürgermeisters ist aber ein Nachfolger zu wählen. Neben Brenk wirft auch Christdemokrat Patrick Widmaier seinen Hut in den Ring. Trotz etlicher interfraktioneller Treffen „in guter Atmosphäre“ ist es nicht zu einem gemeinsamen Kandidatenvorschlag gekommen.

Alterspräsident Kranz

Die Durchführung der geheimen Wahl bleibt dem 84-jährigen Alterspräsidenten Hanslothar Kranz vorbehalten. Der schmunzelt: „So ändern sich die Zeiten. Als ich 1975 in das Amt eingeführt wurde, war als Alterspräsident der Kollege Heckel von der SPD gerade mal 50 Jahre alt.“ Kranz dankt Michael Bonmann im Namen der ganzen BV für die zehnjährige Arbeit als Bezirksbürgermeister und wünscht ihm und seiner Familie Gottes Segen. Die Regularien sind bekannt: Sollte im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten, reicht im zweiten Wahlgang die einfache Mehrheit. Bei einem Patt entscheidet das Los. Bezirksvertreter Holger Ackermann fehlt erkrankt und es wird von zwei angekündigten Enthaltungen gemunkelt. Da wäre bei insgesamt 16 Stimmen der CDU-Vertreter Favorit, denn seine Fraktion stellt neun BV-Mitglieder. Es geht in alphabetischer Reihenfolge in die Wahlkabine, dann wird gezählt und Kranz verliest das Ergebnis: „Auf den Vorschlag der CDU entfielen sieben Stimmen und auf den Vorschlag der SPD neun Stimmen.“ Damit ist Benjamin Brenk gewählt und sein Vor-Vorgänger bietet spontan an: „Wenn Du meine Hilfe brauchst, ich bin immer da.“

Kein gemeinsamer Kandidat

Die Gesichter bei SPD und dem frisch Gewählten sind noch ein wenig ungläubig, die Mienen der CDU-Vertreter dagegen versteinert. Die internen Querelen, die zum Rücktritt Bonmanns führten, sind offenkundig noch nicht ausgestanden. Mindestens zwei Christdemokraten haben dem Vorschlag ihrer Partei die Zustimmung verweigert und die fünf der SPD wurden durch vier weitere Stimmen plötzlich zu einer Mehrheit. CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Sülzer hat sich schnell wieder gefasst: „Wir gratulieren Benjamin Brenk zur Wahl und wünschen ihm bei der Ausübung seines Amtes eine glückliche Hand. Als größte Fraktion sind wir unseren Wählern verpflichtet und haben deshalb mit Patrick Widmaier einen guten Kompromisskandidaten aufgestellt. Daher sind wir enttäuscht von der SPD, die unsere bisher gute Zusammenarbeit aufgekündigt und sich neue Mehrheiten gesucht hat.“ Sülzer wittert hier bereits Wahlkampftaktik: „Das entspricht unserer Meinung nach nicht dem Wählerwillen. Trotzdem hoffen wir, dass nun wieder die Sachthemen in den Vordergrund rücken.“ Sein SPD-Pendant Daniel Behmenburg dagegen sieht hier keinen vorgezogenen Wahlkampf: „Wir hatten vorgeschlagen, mal nicht aufs Parteibuch zu schauen und den bisher kommissarischen bis zum Ende dieser Wahlperiode im November auch zum gewählten Bezirksbürgermeister zu machen. Wir haben mit beiden Kandidaten geredet und Benjamin Brenk hat uns mehr überzeugt.“ Die gute Zusammenarbeit in der BV bestätigt Behmenburg durchaus: „Allerdings hat es nie eine Koalition von CDU und SPD gegeben.“

Dankesworte

Benjamin Brenk hat sich schnell wieder gefangen und legt den Amtseid ab. Danach ist der Moment der Danksagungen gekommen: „Dank an unseren Alterspräsidenten. So viel Professionalität wie der Hanslothar möchte ich auch mal versprühen. Danke an unsere Verwaltungsbeauftragte Brigitte Harti und meinen Co Michael Nellessen, die mich sehr unterstützt haben. Und großen Dank an meinen Vorgänger Michael Bonmann, der das Amt sehr gut an mich übergeben hat. Ich hoffe, Du bist weiterhin mit Rat und Tat für mich da, für uns da.“ Daraufhin steigt Brenk in die Tagesordnung der BV-Sitzung ein: „So, jetzt wird gearbeitet.“ Souverän erledigt er seine neue Aufgabe, scherzt mit einer hypernervösen Referentin der Verwaltung: „Wir beißen nicht.“ Und doch demonstriert der Neue sofort seine Art der Sitzungsführung: Charmant, aber mit klarer Linie und wenn nötig mit deutlichen Worten.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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