Die Bezirksvertretung IX befasste sich mit alten Gebäuden in Kettwig und Werden
„Das stimmt uns alle traurig“

So ein Baudenkmal in Schuss zu halten, geht kräftig ins Geld. 
Foto: Henschke
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Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt begrüßte zur Sitzung der BV im Essener Ratssaal. Es wird kräftig gebaut im Essener Süden. Oft muss man sich von einzeln stehenden Häuschen verabschieden und mit vielgeschossigen Mehrfamilienhäusern anfreunden. Gleichzeitig sind viele unter Denkmalschutz stehende Gebäude in ihrer Bausubstanz gefährdet.

Etliche genehmigte Bauanträge wurden präsentiert für Neubauten in Bredeney, in Heidhausen, ganz besonders in Kettwig. Hier führen Hanglagen der Grundstücke zu teils sehr großen Gebäuden. Da wird dann aus zweigeschossiger Bauweise plus erlaubtem Staffelgeschoss plus rückwärtig zu erreichendem Souterrain ein viergeschossig anmutender Aufbau.

Haus aus der Gründerzeit

Auf der Forst werden für die zehn Wohneinheiten 12 Stellplätze in einer Tiefgarage angeboten. Der Bau sei zu genehmigen, da er sich im Sinne des Paragrafen 34 des Baugesetzbuches in die nähere Umgebung einfügt. Und doch stichelte Baufachmann Hanslothar Kranz: „Da stand mal ein einziges Haus aus der Gründerzeit mit drei Wohnungen.“
Begeistert waren die Bezirksvertreter dagegen von einem Bauprojekt an der Corneliusstraße. Der Hochbunker soll aufwändig umgebaut und um eine Etage aufgestockt werden. Da hier die Abstände nicht eingehalten können, wurden die Nachbarn gefragt und alle stimmten zu. Der Bunker wird aufgeschnitten, um das Garagentor aufzunehmen, darüber wird eine große Glasfassade installiert. Gabriele Kipphardt war angetan von der mutigen Architektur: „Endlich mal eine positive Nachricht. Hier findet eine deutliche Aufwertung statt, ähnlich wie bei dem Bunker An der Seilerei.“ Hanslothar Kranz ergänzte, dies sei nun schon der vierte Bunker in Kettwig, der zu Wohnzwecken umgebaut werde.

Fläche wird versiegelt

An der Graf-Zeppelin-Straße / Ecke Brederbachstraße überraschen zwei Neubauten mit kaum noch üblichem Satteldach. Die zwei Mehrfamilienhäuser mit je drei Wohneinheiten stehen über der gemeinsamen Tiefgarage, deren „Deckel“ weitgehend begrünt wird. Wenig Begeisterung rief das Bauvorhaben am Heidhauser Kamillusweg hervor. Dreigeschossig mit Staffelgeschoss wird der Baukörper zehn Wohneinheiten aufnehmen, denen in der Tiefgarage 13 Stellplätze zur Verfügung stehen werden. Stephan Sülzer klagte: „Da stand ein kleines Einfamilienhaus. Es kann nicht sein, dass wir immer so viel an Fläche versiegeln.“ Da gab ihm die Bezirksbürgermeisterin recht: „Das stimmt uns alle traurig, in der Tat.“

Denkmal geschützt?

Ebenfalls traurig das Schicksal so manchen denkmalgeschützten Gebäudes. In Kettwig macht man sich Sorgen. Immerhin gehört die Altstadt mit ihren zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden zu den historischen Perlen an der Ruhr. Ein besonders markantes Gebäude ist da wegen der Lage und des Erscheinungsbildes die ehemalige Kneipe „Brückenschenke“. Seitdem die Gastronomie dort nicht mehr existiert, scheint das Gebäude sich selbst überlassen. Die äußerlich wahrnehmbaren Schäden lassen einen zunehmenden Verfall befürchten. Nun möchte die BV wissen, welche speziellen Verpflichtungen der Eigentümer bestehen und welche Möglichkeiten existieren, den notwendigen Denkmalschutz auch durchzusetzen.

Die Grünen haben in Werden ein Gebäude entdeckt, dessen Äußeres Grund zur Sorge gibt. Ludger Hicking-Göbels mahnte: „Der Zustand ist besorgniserregend.“ Zusammen mit den dahinter liegenden Fachwerkhäusern bildet das Haus nach Auffassung der Grünen ein schützenswertes Ensemble. Es zeige als eines der letzten Beispiele die ehemals kleinteilige urbane Bebauung der Stadt Werden im typischen Fachwerkstil. Benjamin Brenk fasste das Bauchgrummeln aller Bezirksvertreter zusammen: „Wir müssen mal genau hinschauen. Wie viele Baudenkmäler haben wir überhaupt? Wie können wir dafür sorgen, dass sie erhalten bleiben? Wir reden da von unzähligen Gebäuden in Bredeney, Kettwig und Werden.“

Warum kauft die Stadt nicht?

Ein ganz besonderes Gebäude ist sicherlich das Werdener Kardinal-Hengsbach-Haus. Hilde Steinhauer-Hess trug vor, dass das Bistum zu einem Verkauf gezwungen sei: „Für uns Werdener ein herber Einschnitt. Wir möchten, dass die Verwaltung einen möglichen Denkmalschutz prüft. Es hat da schon eine Begehung stattgefunden.“ Die Grünen könnten sich dort Räume der Folkwang Universität der Künste vorstellen, ein Hotel, die internationale Schule, ein inklusives Wohnprojekt: „Wir wünschen uns eine Nutzung, die der Gemeinschaft dient. Die Stadt soll das aktiv gestaltend begleiten.“ Auch das Drumherum sei erhaltungswürdig: „Der wunderbare alte Park aus der Zeit der Hirschland-Villa mit seinem japanischen Garten und dem Teepavillon ist zwar nicht mehr in perfektem Zustand, aber in seiner Struktur noch zu erkennen.“
Hanslothar Kranz merkte an, dass er damals an der Grundsteinlegung des Priesterseminares teilgenommen habe: „Das Haus darf nicht abgerissen werden. Wir von der hiesigen CDU haben diesbezüglich einen Brief geschrieben ans Bistum.“ Er favorisiere dort ein Mehrgenerationenprojekt mit integrativem Wohnen behinderter Menschen. Benjamin Brenk legte den Finger in die Wunde: „Es ist ja auch kein kleines Gebäude. Hoffentlich bietet sich dort der eine oder andere Raum für Veranstaltungen der Werdener.“ Stephan Sülzer schlug abschließend vor: „Warum kauft nicht die Stadt das Ensemble? Dann könnte man Einfluss nehmen auf zukünftige Nutzungen.“

So ein Baudenkmal in Schuss zu halten, geht kräftig ins Geld. 
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Bei der Sitzung der BV wurden etliche, bereits genehmigte Bauvorhaben präsentiert. 
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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