Pommes & Frommes

Die Band „Overflow“ heizte mit fetzig vorgetragenen spirituellen Songs ein.
Foto: Bangert
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Wie früher Ludgerus wird auch 2018 Appetit aufs Christentum gemacht

Religion ist das, was man daraus macht. Gregor Lauenburger ist Seelsorger am Mariengymnasium und lässt keine Gelegenheit aus, für den Glauben zu werben.

Zum Ludgerusfest fand er ein völlig neues Format: „Pommes & Frommes. Der Titel ist mir so eingefallen.“ Ein experimenteller Gottesdienst. Mit ganz viel Musik. Vor der Basilika wurde schon am Vorabend die Bühne aufgebaut, damit die Band „Overflow“ aufspielen konnte. Mit fetzig vorgetragenen spirituellen Songs wird erst einmal eingeheizt, Markus und Bianca Galla von Overflow sind begeistert: „Dass ein neues kirchliches Format aus dem Stand heraus gleich so toll angenommen wird, hat unsere Erwartungen übertroffen. Die Band hat gerockt, Werden hat gesungen, getanzt, geklatscht und sich die geforderte Zugabe verdient. Pommes und Frommes ist sicherlich ein Konzept mit Zukunft und wir sind stolz, dass wir bei der ‚Uraufführung‘ mitwirken durften.“

Fromme Lieder

Ebenfalls mit an Bord ist Emma Fragemann, deren „Preacher Slam“ über das Thema Religion für Ovationen sorgt. Zuvor hatte Lauenburger jedoch Blut und Wasser geschwitzt: „Vor den Ferien hatten wir drüber gesprochen, eine Bibelstelle gefunden. Aber als ich einen Tag vorher nachhakte, hatte Emma noch nicht wirklich angefangen.“ Mit heißer Nadel gestrickt? Das kann doch nicht gut gehen? Von wegen: „Es kommen nur positive Rückmeldungen. Mit was für einem Selbstbewusstsein diese junge Frau hier auftritt, ist schon sehr beeindruckend.“ Dann geht es in die Kirche zum freien Singen mit dem Familienchor Christi Himmelfahrt und dem jungen Chor St. Ludgerus. Fromme Lieder mit einer brennenden Kerze in der Hand, die anschließend am Ludgerusschrein niedergestellt werden. Ein erhebendes Bild, eine anrührende Szene. Eine gut gefüllte Kirche. Da erzählt der Schulseelsorger das Gleichnis von den beiden Söhnen, von denen derjenige des Vaters Erbe werden sollte, der ihm einen großen Saal füllen könne. Der eine Bruder unternahm enorme Anstrengungen: „Doch der Andere nahm eine einzige Kerze und stellte sie mitten in den Raum. Und das Licht dieser Flamme erfüllte den ganzen Saal.“ Derweil wird draußen schon mal das Frittenfett erhitzt. Gregor Lauenburger ist dankbar: „Unsere Sponsoren haben dies alles überhaupt erst möglich gemacht. Jam Jam lieh uns die Fritteusen, Edeka Diekmann und Murat Kiral von REWE haben Pommes gestiftet und Getränke Terhorst uns badewannenweise mit Apfelschorle und Sprudel versorgt.“ Er ist begeistert: „Treffpunkt für die Helfer war bereits um 8.30 Uhr morgens. Tische und Bänke mussten aufgestellt werden. Es kamen über 30 Jugendliche, die in drei Schichten mitgeholfen haben. Die Katholische Jugend macht mit, Marienschüler, die Pfadfinder aus Haarzopf.“ Und Lauenburger freut sich über einen Nebeneffekt: „Es hat sogar eine gewisse Nachhaltigkeit für die Gemeinden. Die jungen Leute mussten ja beim Gesundheitsamt einen Lebensmittelhygiene-Schein machen. Nun können sie bei Pfarrfesten oder nach Gottesdiensten Speisen servieren.“

Ein Missionar

Doch was hat das alles nun mit dem um 742 bei Utrecht geborenen Liudger zu tun? Gründer des Klosters Werden, späterer Bischof von Mimigernaford, heute Münster? Gregor Lauenburger zeigt wieder sein feines Lächeln: „Da gibt es erstaunliche Parallelen.“ Dieser Liudger war nämlich ein Missionar. Er zog durchs Friesland, durchs westliche Sachsenland, um das Evangelium zu verkünden. Traf nicht immer auf pure Zustimmung, musste zum Beispiel nach einem Aufstand gemeinsam mit seinem Bruder Hildegrim fliehen. Und kam doch wieder. Gründete Kirchen und Gemeinden, Klöster und Schulen. Pommes und Frommes passt also sehr wohl zum altehrwürdigen Ludgerusfest: „Wir haben hier nichts anderes gemacht als Ludgerus, der damals zu Menschen sprach, die vom Christentum entweder gar nichts am Hut hatten oder zumindest sehr wenig. Denen galt es, den Mund wässrig zu machen. Ihnen Appetit aufs Christentum zu machen.“ Dies gelang Liudger vor über 1.200 Jahren, dies gelingt auch 2018. Viele Stimmen erheben sich: „Das war prima. Das macht ihr doch nächstes Jahr wieder, oder?“ Gregor Lauenburger zieht ein erstes Fazit: „Vieles ist gut gelaufen. Zunächst müssen wir aber schauen, ob die Finanzierung auch wirklich funktioniert. Dann setzen wir uns zusammen und denken über eine Wiederholung nach. Heute bin ich jedenfalls sehr zufrieden. Über 300 Leute sind insgesamt gekommen, das Wetter spielt mit.“ Und die Pommes munden auch, was Propst Jürgen Schmidt nach ausführlichem Geschmackstest nur bestätigen kann: „Lecker.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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