Heiliges Holz und lebendige Steine

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„Heute haben wir wieder eine ganz ungewöhnliche Ausstellung“, begrüßt Pfarrer Werner Sonnenberg, Kurator des Kunstraums Notkirche, seine Gäste. „ad hoc“ - diesen Titel trägt die 81. Ausstellung. Zu sehen sind Werke der Künstlerin Czaja Braatz.
Der Kunstraum überrascht seine Gäste: Die Notkirche wurde 1949 von Gemeindemitgliedern, zumeist Trümmerfrauen, nach dem Entwurf von Otto Bartning errichtet. Im Innenraum sind noch heute die verbauten Trümmersteine mit ihren Brandspuren zu erkennen.
Eine Kirche - für den Augenblick gemacht. Doch 41 davon gibt es noch heute in Deutschland.
Selbst das hölzerne Altarkreuz ist eigens zu diesem Zweck gemacht. Und kann bei Bedarf zerlegt und transportiert werden.
Um heiliges Holz und lebendig Steine geht es auch in der aktuellen Ausstellung von Czaja Braatz. Die Ausstellung zeigt Totempfähle und Zeichnungen, deren Thema die Vergänglichkeit ist.
„Die Werke kehren zurück zu einer grundfesten Symbolik, sind in ihrer Form archaisch und stofflich“, so Stefan Skowron, der eine Einführung in die Arbeiten gab.
Die Totempfähle haben bereits eine lange Geschichte hinter sich. Viele von ihnen stammen als Balken aus alten Fachwerkhäusern, wurden künstlerisch einem neuen Zweck zugeführt. Sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.
Weitere Werke in Mischtechnik entstanden auf Leinen, auf Ziegelstein, auf Bütten oder auf Elefanta-Karton und tragen Titel wie „Auferstanden aus Ruinen“, „Balkensplitter“ oder „Hals- und Beinbruch“.
Czaja Braatz wurde 1960 in Düsseldorf geboren und hat Geschichte, Germanistik und Visuelle Kommunikation studiert. Künstlerisch inspirierende Reisen, Workshops und Stipendien führten sie nach Schottland und Südfrankreich, in die Niederlande, nach Ruanda und Südafrika. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Mönchengladbach.
Wer mag, kann im Kunstraum Notkirche nicht nur Kunst gucken, sondern auch kaufen: Bis zu 6.000 Euro kosten die Werke von Czaja Braatz. Schon fast für ein Taschengeld (120 Euro) gibt‘s die „Balkensplitter“ oder einen der 66 Ziegelsteine aus der Bodenarbeit „Auferstanden aus Ruinen“.

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Infos:
ad hoc ist eine lateinische Phrase und bedeutet „für diesen Augenblick gemacht“ oder „eigens zu diesem Zweck“.
Die Ausstellung „ad hoc“ ist bis zum 30. Juni im Kunstraum Notkirche, Mülheimer Straße 70, zu sehen.
Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr sowie sonntags von 12 bis 13 Uhr.
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Fotos: Renate Debus-Gohl / West Anzeiger

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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