Prof. Horn: "Wir brauchen wieder mehr Spenden - Ängste wegen Corona unbegründet"
So wichtig ist Blutspenden

Ruft die Menschen auf, auch in Corona-Zeiten Blut zu spenden: Prof. Dr. Peter Horn, Direktor der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Essen. | Foto: Universitätsklinikum Essen
  • Ruft die Menschen auf, auch in Corona-Zeiten Blut zu spenden: Prof. Dr. Peter Horn, Direktor der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Essen.
  • Foto: Universitätsklinikum Essen
  • hochgeladen von Frank Blum

Die Blutspendebereitschaft nimmt in Zeiten von Corona deutlich ab. Die Menschen haben Angst, sich anzustecken. Warum diese Furcht unbegründet ist, erklärt Prof. Dr. Peter Horn, Direktor der Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Essen, im Lokalkompass-Interview.

Herr Prof. Horn, wie sieht es mit der Blutspendebereitschaft in Zeiten von Corona aus?
Die Bereitschaft, Blut zu spenden, ist in den letzten Wochen wegen des Coronavirus leider gesunken. Wir verzeichnen rund 15 bis 20 Prozent weniger Spender. Das ist aber nicht nur bei uns so, sondern vielmehr ein bundesweites Phänomen. Dabei ist nur ein kleiner Teil des Rückgangs darauf zurückzuführen, dass die Menschen wirklich selbst krank sind. Der weitaus größere Teil schreckt wohl davor zurück, ein Krankenhaus zu betreten und hat Angst, sich dort mit dem Coronavirus anzustecken.

Die Menschen haben Angst, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken. Ist diese Angst begründet?
Nein! Ängste, sich beim Blutspenden oder durch gespendetes Blut mit dem Coronavirus zu infizieren sind unbegründet. Blutspenden ist sicher vom Spender bis zum Empfänger.
Zum Blutspenden in unsere Transfusionsmedizin zu kommen, ist nicht gefährlicher als auf die Straße zu gehen oder sich an anderen Orten aufzuhalten. Außerdem kommen die Spender in unseren Räumlichkeiten gar nicht mit den Patienten in Kontakt.

Befindet sich der Coronavirus schlimmstenfalls im Blut des Spenders und kann er dadurch Patienten anstecken?
Es ist kein Fall einer Coronavirus-Übertragung durch Blut oder Blutprodukte bekannt. Außerdem dürfen Menschen, die krank sind und beispielsweise Husten oder Schnupfen haben, ohnehin nicht spenden. Das gilt auch für die normale Grippe oder Erkältungskrankheiten. Die meisten Spender bleiben ja auch schon von sich aus zu Hause, wenn sie sich nicht gut fühlen. Sie müssen auch nach der Infektion noch einige Wochen warten, bis sie wieder spenden dürfen.

Gibt es trotzdem Vorsichtsmaßnahmen?
Jeder Spender wird vorab von einem Arzt untersucht, wobei unter anderem Fieber gemessen wird. Menschen, die sich gesund fühlen, werden das Coronavirus nicht im Blut haben. Es macht auch keinen Sinn, Blutspender auf Grippeviren zu untersuchen. Wären diese nämlich im Blut, wäre ein Mensch schon derart erkrankt, dass er gar nicht in der Lage wäre Blut zu spenden. Übrigens kann man sich beim Blutspenden auch nicht mit dem HIV-Virus oder Hepatitis (Gelbsucht) oder anderen Infektionskrankheiten infizieren. Wir arbeiten selbstverständlich nur mit sterilen Einwegmaterialien, so dass keinerlei Infektionsgefahr besteht.

Was ist Ihre Bitte an die Spender?
Mein Appell lautet: Kommen Sie weiterhin zum Blutspenden, unsere Patienten sind dringend darauf angewiesen! Wir versuchen die Versorgung in Essen mit Blut aufrechtzuerhalten. Dafür brauchen wir wieder mehr Spenden. Wer schon immer Blut gespendet hat, möge dies auch weiterhin tun. Wer noch nie Blutspenden war, sollte sich gerade jetzt darüber nachdenken und sich möglichst dazu überwinden.

Hintergrund

Allein am Universitätsklinikum Essen sind mehr als 30.000 Patienten pro Jahr auf die Gabe von Blutkonserven angewiesen.
Mehr Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage des Instituts für Transfusionsmedizin:
www.uk-essen.de/transfusionsmedizin

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

28 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.