Invasiv und nun winterhart?
Gefleckte Weinbergschnecke breitet sich aus
Flora und Fauna sollen erhalten bleiben. Einwandernde Tiere oder Pflanzen gelten als invasiv und können Flora und Fauna nachhaltig stören. Die Gefleckte Weinbergschnecke ist invasiv, sie breitet sich aus, sie ist frostempfindlich und überlebte den frostigen Winter 2020/2021. Hat sich diese Schneckenart angepasst?
Einst waren zwei ausgewachsene Gefleckte Weinbergschnecken (Cornu aspersum) auf dem Balkon und vermehrten sich. Es sind seitdem wohl über 20 ausgewachsene hübsche Schnecken, die es sich gutgehen lassen. Die Winter waren in diesen Jahren mild, es gab auch mal Frost. Aber die Schnecken haben sich vermutlich an einer schlecht isolierten Stelle der Außenmauer gehalten sowie der Balkon geschützt liegt.
Doch im Winter 2020/2021 wurde Nachtfrost bis -18° Celsius angesagt und auch etwas Dauerfrost. Sicherlich, in Siedlungsgebieten bleibt es einige Grad wärmer und ein paar Schnecken retten sich vielleicht an dieser schlecht isolierten Stelle an der Außenwand, wenn es diese gibt. Aber noch ein oder zwei Frostwinter, dann sind sie dahin, so der Gedanke.
Welch Überraschung im Frühjahr, es haben wohl über 20 große Schnecken und einige der Nachkommen überlebt. Wie kann das sein, wenn diese Schnecken doch eigentlich bereits unter 5° Celsius Probleme haben?
Es kommt noch besser: Bekannte berichten von Schnecken, die sie im Garten vorfinden und wollen wissen, wie diese heißen. Es sind Gefleckte Weinbergschnecken, die wohl über 10 km entfernt in verwilderten Gärten ebenfalls überleben.
Winterharte Gefleckte Weinbergschnecke? Die Theorie:
Niemals kann die Gefleckte Weinbergschnecke Cornu aspersum so tiefen Frost oder Dauerfrost überleben. Das würden wohl auch Fachexperten bestätigen, doch Gefleckte Weinbergschnecken sehen das ganz anders. Und möglicherweise entwickeln sie sich lediglich weiter, das wäre zumindest nicht auszuschließen. Eventuell hat das dann auch etwas mit Umweltverschmutzung, Klimawandel oder ähnlichen Faktoren zutun.
Die Forschung ergibt, dass viele heimische Insekten selbst tiefen Frost unbeschadet überstehen, bei ständigen Temperatursprüngen um 0° Celsius jedoch Probleme haben. Wieso? Diese Insekten haben sozusagen ein Frostschutzmittel entwickelt, das sie vor dem Kaputtfrieren schützt. Bei Temperatursprüngen um 0° Celsius können hingegen Pilzerkrankungen oder ähnliches sie dahinraffen.
Möglicherweise gibt es auch Schnecken, welche sozusagen ein Frostschutzmittel entwickeln. Haben sich in der Gefleckten Weinbergschnecke eventuell schlafende Gene aktiviert?
Würde der Mensch ständig der Kälte ausgesetzt sein und könnte sich nur ungenügend mit Kleidung oder Feuer schützen, würde den Überlebenden wieder ein Fell wachsen. Es würden schließlich nur diejenigen überleben, die gut angepasst sind.
Wenn es in der Gefleckten Weinbergschnecke ein schlafendes Gen gibt, welches für einen Frostschutz sorgt, könnte es sich aktivieren. Es überleben schlichtweg nur die Exemplare, bei denen sich das Gen wieder aktiviert.
Das wäre zumindest die einfachste Erklärung, weswegen diese Schnecke den Frostwinter 2020/2021 so unbeschadet überlebt hat.
Invasive Gefleckte Weinbergschnecke als Gefahr für Flora und Fauna?
Mit der Seefahrt wurden neue Inseln und Kontinente entdeckt, Ratten gehörten zu den Entdeckern und zählen zugleich zu den ersten Siedlern. Einheimische Tiere waren häufig unvorbereitet und konnten sich nicht verteidigen, invasive Ratten haben vermutlich Dutzende Tierarten ausgerottet.
Die Gefleckte Weinbergschnecke ist invasiv, aber wohl als harmlos anzusehen. Sie ist die kleinere Variante der Weinbergschnecke. Sie ist sogar nützlich, da intakte Pflanzen nicht zum bevorzugten Speiseplan gehören. Diese Schnecken verwerten eher geschwächte Pflanzen, welkende Blätter und das, was ohnehin verrottet. Vom Hunger getrieben gehen sie auch an intakte Pflanzen, sind im Vergleich zur Spanischen Wegschnecke jedoch harmlos.
Vermutlich wird sich die Gefleckte Weinbergschnecke gut in die heimische Flora und Fauna integrieren. Sie verwertet absterbende Vegetation und düngt den Boden, sie ist für heimischen Tiere ein Beutetier.
So, wie es sich im Bekanntenkreis anhört, ist die Gefleckte Weinbergschnecke inzwischen heimisch, zumindest in immer größeren Gebieten Deutschlands. Wenn sie den Winter 2020/2021 überlebt hat, wird sie uns wohl erhalten bleiben.
Autor:Robert Brungert aus Essen | |
Webseite von Robert Brungert |
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