Die Zukunft der Mobilität in Gelsenkirchen - 302 im Fünf-Minuten-Takt

Stadtbaurat Martin Harter, Oberbürgermeister Frank Baranowski, die Bogestra-Vorstände Gisbert Schlotzhauer und Jörg Filter sowie Siemens-Vertriebsleiter David Kaimer (v.l.) machen sich Gedanken über die Zukunft der Mobilität in Gelsenkirchen.
Foto: Gerd Kaemper
  • Stadtbaurat Martin Harter, Oberbürgermeister Frank Baranowski, die Bogestra-Vorstände Gisbert Schlotzhauer und Jörg Filter sowie Siemens-Vertriebsleiter David Kaimer (v.l.) machen sich Gedanken über die Zukunft der Mobilität in Gelsenkirchen.
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Wie angekündigt bat Oberbürgermeister Frank Baranowski die Handelnden in Sachen Mobilität an einen Runden Tisch, um gemeinsam über Maßnahmen nachzudenken, die helfen, die Emissionsgrenzwerte in der Stadt einzuhalten.

"Es geht langfristig um eine veränderte Mobilität, wir wollen das, was bisher gelernt ist, verändern", erklärte das Stadtoberhaupt. "Das ist ein längerer Weg, deshalb ging es um mittel- und langfristige Maßnahmen. Kurzfristige Maßnahmen wollen wir für die Kurt-Schumacher-Straße ergreifen, weil wir hier die Stickoxid-Werte verringern müssen."
Im Dialog mit den Verkehrsbetrieben, den privaten Busunternehmen, aber auch der Firma Siemens, die in Gelsenkirchen für die Ampelsteuerungen zuständig ist, will man Lösungen finden. "Es geht nur, wenn wir zusammenarbeiten und den Bürger mitnehmen", hält Baranowski fest. "Ziele müssen sein, den ÖPNV attraktiver zu machen, die E-Mobilität zu fördern, und den Verkehr langfristig intelligenter also smart zu steuern."
Eine erste Maßnahme soll sehr kurzfristig ergriffen werden. "Wir werden die Linie 302 im Fünf-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Arena fahren lassen und an der Arena einen Park&Ride-Parkplatz anbieten, so dass der Umstieg für Autofahrer, die aus dem Norden anreisen, sehr interessant wird", erklärt Bogestra-Vorstand Jörg Filter. "Die Buslinien 380 und 381 wollen wir mittelfristig ganz von der Kurt-Schumacher-Straße herunternehmen." Der Fünf-Minuten-Takt könne schon ab 1. Januar 2018 realisierbar sein. "Wenn wir Stickoxide verringern wollen, dann macht es Sinn, auf E-Mobilität umzusteigen und die haben wir mit unseren Straßenbahnen", erklärt Jörg Filter.

E-Busse sind noch Zukunftsmusik

Dass E-Busse noch Zukunftsmusik sind, bestätigten bei der Gesprächsrunde auch die privaten Unternehmer. "Deutsche Hersteller bauen bisher gar keine E-Busse und die aus dem Ausland haben extrem geringe Reichweiten und um sie im Winter zu beheizen haben sie Diesel-Standheizungen, die ohne jeden Filter betrieben werden und mehr Dreck ausstoßen als jedes Auto...", erklärt Bogestra-Vorstand Gisbert Schlotzhauer.
Dass die Autoindustrie in Sachen E-Mobilität noch nicht so weit ist, wie sich die Politik das wünscht, ist auch bei der Planung der kommunalen Fahrzeugflotte nicht hilfreich. "Es nützt ja nichts, alles für viel Geld umzuplanen und dann funktioniert es am Ende nicht", ist Baranowski sicher. Apropos Geld. "Ja, die Kanzlerin hatte beim Dieselgipfel in Berlin eine Milliarde zugesagt, aber wann das Geld kommt und wer überhaupt berechtigt ist, Anträge zu stellen, um das Geld zu bekommen, das steht nach wie vor nicht fest. Wir können nur unsere Hausaufgaben machen, um dann reagieren zu können."
Das sieht auch Stadtbaurat Martin Harter so. "Wir wollen die Grenzwerte einhalten, zum Schutz der Bevölkerung, aber natürlich auch, um kurzfristig Fahrverbote zu vermeiden. Und wir müssen uns dringend fragen, wie wir uns den Straßenverkehr 2030 vorstellen..." Daran beteiligt ist auch die Siemens AG, die für die Ampelschaltungen in Gelsenkirchen zuständig ist. "Im besten Fall können Verkehrsteilnehmer künftig umgelenkt werden, wenn Ihnen ihr Navigationsgerät oder eine App meldet, dass die Kurt-Schumacher-Straße voll ist", ist sich David Kaimer, Siemens-Vertriebsleiter für die Region West, sicher. "Dafür sind wir mit vielen Beteiligten im Gespräch."
Doch zunächst wird es den Fünf-Minuten-Takt auf der Linie 302 zwischen Hauptbahnhof und Arena geben, weil die Stadt zeigen will, dass sie alles versucht, um Emissionsgrenzen einzuhalten, aber auch um auszuprobieren, wie so ein Angebot überhaupt angenommen wird.

Gerichtsurteil zu Fahrverboten Ende Februar

Es bleibt festzuhalten, dass Ende Februar 2018 ein bahnbrechendes Gerichtsurteil erwartet wird: Die Deutsche Umwelthilfe hat 15 Klagen wegen Überschreitungen der Grenzwerte beim Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) gegenüber den verantwortlichen Ländern beziehungsweise beigeladenen Städten - dazu gehört Gelsenkirchen - eingereicht. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat der Klage gegen das Land Nordrhein-Westfalen wegen Überschreitung der Luftqualitätswerte in der Landeshauptstadt Düsseldorf in vollem Umfang stattgegeben. Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass Fahrverbote für Dieselfahrzeuge so schnell wie möglich auszusprechen sind. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen lässt das Urteil direkt vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig prüfen.

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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