Gelsenkirchener Entertainer Norbert Labatzki sieht Lebensunterhalt durch „Corona“ in Gefahr
Keine Auftritte - Kein Geld

Ob mit Saxophon wie hier bei der von ihm ins Leben gerufene "StraßenFeuer"-Spendengala für Obdachlose, mit Gitarre, Klarinette oder Keyboard, Norbert Labatzki ist immer ein Garant für gute Unterhaltung. 
Archivfoto: Gerd Kaemper
  • Ob mit Saxophon wie hier bei der von ihm ins Leben gerufene "StraßenFeuer"-Spendengala für Obdachlose, mit Gitarre, Klarinette oder Keyboard, Norbert Labatzki ist immer ein Garant für gute Unterhaltung.
    Archivfoto: Gerd Kaemper
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Bereits seit Wochen beschäftigt sich die Bundesregierung mit den Folgen des Coronavirus für die Wirtschaft. Da ist die Rede von Hilfen beim Kurzarbeitergeld bis hin zu einer Art Rettungsschirm der Wirtschaft, wie einst zur Zeit der Bankenkrise. Eine gute Sache für Unternehmen. Aber was ist mit den Kunst- und Kulturtreibenden sowie anderen Selbstständigen, die durch Veranstaltungen ihren Lebensunterhalt erwirtschaften?

Der Gelsenkirchener Norbert Labatzki ist erst kürzlich durch den Film „Weltberühmt in Gelsenkirchen“ geehrt worden und der Titel des Films entspricht dabei durchaus der Wahrheit. Denn der Entertainer oder Allrounder ist seit den 80er-Jahren aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht wegzudenken. Nun sieht Labatzki, der auch bekannt ist als Dr. Stolzenfelz, Mr. Mamboo, mit der Klezmerband Badeken di Kallah und vielem anderen mehr, seine Existenz gefährdet.Schauspieler sind genauso betroffen, wie Ulrich Penquitt schildert.
„Eine Absage folgt auf die nächste und mir brechen die Einkünfte weg. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt tatsächlich mit Auftritten, sei es nun auf den Feierabendmärkten oder bei privaten, städtischen oder gewerblichen Veranstaltungen. Selbst Jubilarehrungen mit 25 geladenen Gästen, vor denen ich musizieren sollte, werden abgesagt. Das macht mir langsam Angst“, berichtet der bekannte Gelsenkirchener Musiker.
Wie viele andere Kulturschaffende ist er in der Künstlersozialkasse versichert, zahlt aber auch zusätzlich privat in die Rentenkasse ein. Seine Krankenkasse zahlt im Krankheitsfall, egal ob Corona oder nicht, erst nach sechs Wochen, was im Bereich der selbstständigen Kulturschaffenden der Regel entspricht. Die Kosten bleiben aber die gleichen, denn Miete und das tägliche Leben müssen weiterhin bezahlt werden.
„Ausfallgelder sind zwar möglich, aber nur dann, wenn es in den Verträgen mit den Veranstaltern vereinbart wurde. Da die Absage der Veranstaltungen aber durch die Bundes- und Landesregierung oder die Stadt erfolgt sind, berufen sich die Veranstalter darauf. Und der Künstler geht am Ende leer aus“, schildert Labatzki. „Als Künstler, der froh über jedes Engagement und jeden Auftritt ist, kann man aber natürlich auch keine Forderungen an die Veranstalter stellen, schließlich möchte man ja auch weiterhin mit ihnen zusammenarbeiten...“
Dabei gibt Norbert Labatzki aber auch noch zu bedenken, dass neben den Künstlern auch viele andere an Veranstaltungen Beteiligte betroffen sind. „Wenn keine Veranstaltungen stattfinden, werden auch keine freien Journalisten, Fotografen, Veranstaltungs- und Bühnentechniker oder auch freie Autoren mehr benötigt. Eine Freundin, die ein Catering betreibt, schilderte mir, dass sie bereits dabei war, ein Buffet vorzubereiten, als die Absage eintrudelte. Sie war den Tränen nahe, denn was macht man mit hochwertigen Lebensmitteln, die nun über sind?“

Krise der Kulturszene zieht bereits Kreise

Die Problematik scheint inzwischen auch bei der Bundesregierung aufgeschlagen zu sein. Ob das an der Petition „hilfen-fuer-freiberufler-und-kuenstler-waehrend-des-corona-shutdowns“ liegt, die innerhalb kürzester Zeit über 60.000 Unterstützer gefunden hat und sich konkret an den Deutschen Bundestag und das Bundesfinanzministerium richtet, sei dahingestellt.
Bereits am Freitag wurde im ZDF-Morgenmagazin der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Dieter Kempf, dazu befragt. Auch wenn es sich nicht gerade um seine Klientel handelt, erklärte er, dass hier kurzfristig eine Aussetzung der Einkommenssteuervorauszahlungen ein probates Mittel zur Hilfe sein könnte.
Hoffnung macht ein Statement der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die sich hinter die Kultureinrichtungen und Künstler gestellt hat: „Künstler und Kultureinrichtungen können sich darauf verlassen, gerade mit Blick auf die Lebenssituationen und Produktionsbedingungen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche: Ich lasse Sie nicht im Stich! Wir haben Ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht.“
Sie habe deshalb in der Bundesregierung angeregt, zu den anstehenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Medien einzuladen. „Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen. Das muss uns nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere durch die Absagen schwer gebeutelte Kulturlandschaft wert sein“, sagte Grütters.
Es bleibt abzuwarten, wie schnell die Mühlen der Berliner Bürokratie mahlen und was die Kultur den Entscheidungsträgern tatsächlich wert ist. Kulturschaffende wie Norbert Labatzki und viele andere Gelsenkirchener würden für ein schnelles Handeln danken. Und ihr Publikum sicher auch!

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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