Protestaktion mit über 100 Bauarbeitern aus ganz Westfalen:Tarifverträge als Fußabtreter

Protest vor dem Gebäude des Baugewerbeverbandes in Dortmund. Über 100 Bauarbeiter machten ihrem Ärger über die schleppenden Tarifverhandlungen Luft. | Foto: IG- Bau
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  • Protest vor dem Gebäude des Baugewerbeverbandes in Dortmund. Über 100 Bauarbeiter machten ihrem Ärger über die schleppenden Tarifverhandlungen Luft.
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Protest in Dortmund: Über 100 Bauarbeiter aus ganz Westfalen haben heute Vormittag ihrem Ärger über die stockenden Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe Luft gemacht. Ihr Ziel: Der Baugewerbeverband auf dem Westfalen-Damm. Unter dem Motto „Arbeitgeber treten unsere Tarifverträge mit Füssen“ pflasterten die Bauarbeiter den Eingangsbereich des Bürogebäudes symbolisch mit Verträgen. Eine Geigenspielerin sorgte für musikalischen Protest – gegen das geplante „Streichkonzert“ der Arbeitgeber beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Grund für den Bau-Protest im Dortmund sind die laufenden Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe. Diese sind, so die IG BAU, ins Stocken geraten. Die Arbeitgeber zeigten kaum Entgegenkommen. „Den Bauarbeitern in Westfalen geht es um eine Lohnerhöhung. Hier schalten die Bau-Bosse auf stur. Sie haben sich lediglich zu einem mickrigen ‚Cent-Angebot’ durchgerungen, von dem sie wissen, dass es unannehmbar ist“, sagt der Regionalleiter der IG BAU Westfalen, Bodo Matthey. Die IG BAU fordert ein Gesamtpaket, bei dem ein Plus von 7 Prozent steht. In diesem Jahr werde die Bauwirtschaft kräftig wachsen – um voraussichtlich 3,5 Prozent, so der Gewerkschaftssekretär. Da sei es nur konsequent und notwendig, dass die Löhne am Bau mit der allgemeinen Entwicklung Schritt halten müssten.
„Insgesamt geht es um mehr Lohn. Aber auch um eine Erhöhung der Fahrtkostenerstattung“, so Matthey. Dabei gehe es um die Fahrten zu den Baustellen, für die die Bauarbeiter Tag für Tag ihren Privatwagen nutzen. „Hohe Spritpreise machen ihnen enorm zu schaffen. Hier sind die Arbeitgeber bei steigenden Fahrtkosten nicht bereit, auch nur einen Cent mehr dazuzugeben“, so der Regionalleiter.

Matthey macht die Dimension, um die es geht, klar: „Wir reden hier nicht nur über zehn oder 15 Kilometer. Das sind oft enorme Strecken quer durchs Revier, bei denen die Baubeschäftigten kräftig draufzahlen – Kilometer für Kilometer. Bei den aktuellen Spritpreisen auf stur zu schalten und nichts anzubieten, ist unverschämt. Das ist ein ‚Spritgeld-Aderlass’, den die Bau-Bosse machen. Es ist schon ziemlich dreist, wenn die Arbeitgeber von den Beschäftigten verlangen, einen Großteil der Fahrtkosten aus eigener Tasche zu bezahlen“, macht Bodo Matthey deutlich.

Der IG BAU ebenfalls ein Dorn im Auge: Die Forderung der Arbeitgeber nach einer Verlängerung der Arbeitszeit auf 10 Stunden pro Tag. „Den Bau-Bossen ist es egal, ob ein Bauarbeiter morgens um 5 Uhr oder schon um 4 Uhr aufstehen muss, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Hauptsache, 10 Stunden durch schuften. – Aber das kann’s nicht sein. Da machen wir nicht mit“, sagt IG BAU-Regionalleiter Bodo Matthey.

Er wirft den Arbeitgebern vor, bei den Tarifverhandlungen „das soziale Empfinden einer Betonwand“ an den Tag zu legen: „Die Bau-Bosse haben nur eines im Kopf: ihren eigenen Profit. Sie weigern sich bei einer ganzen Reihe von Punkten, den Beschäftigten auch nur einen Millimeter entgegenzukommen.“

Zu den Streitpunkten gehören, so die IG BAU Westfalen, auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Hier seien Bauarbeiter betroffen, die von weither auf die Baustellen kommen. „In Dortmund oder Bielefeld arbeiten, heißt auch, in Dortmund oder Bielefeld schlafen. Und das geht ins Geld, wenn man sich extra ein Zimmer mieten und selbst verpflegen muss. Die Bau-Bosse weigern sich, für Beschäftigte auf Fernbaustellen auch nur einen Cent zusätzlich locker zu machen. Seit mehr als zehn Jahren tut sich da nichts. Die Summe ist bei 34,50 Euro pro Tag wie eingefroren. Mit dem Geld kommt man längst nicht mehr klar. Selbst dann nicht, wenn man auf einem Campingplatz übernachtet“, sagt Bodo Matthey.

Viele der heimischen Bauarbeiter würden das Problem kennen – und es im Portemonnaie merken. „Es ist schon ziemlich dreist, wenn die Arbeitgeber von den Beschäftigten verlangen, für ein Zimmer und die Mahlzeiten selbst immer tiefer in die Tasche zu greifen. Baustellen liegen oft in Großstädten und Metropolen. Also genau da, wo die Zimmerpreise in der letzten Zeit explodiert sind. Den Bauarbeitern galoppieren die Kosten regelrecht davon“, sagt Matthey. Er kritisiert, dass die Bau-Arbeitgeber zusätzliche Kosten auf die Beschäftigten abwälzen wollten.

Protest vor dem Gebäude des Baugewerbeverbandes in Dortmund. Über 100 Bauarbeiter machten ihrem Ärger über die schleppenden Tarifverhandlungen Luft. | Foto: IG- Bau
Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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