Zeche Wilhelmine Viktoria: „Eine Frage der Chemie“

Man kennt sich, man schätzt sich und man respektiert sich in diesem Teil des Gebäudekomplexes der ehemaligen Zeche Wilhelmine Viktoria. Und als Dreigestirn kann man hier auch zukünftig noch viel erreichen. Gemeinsam sind Prof. Dr. Helmut Hasenkox, Ute Trapp und Paul Pillath ein tolles Team und arbeiten mit viel Herzblut am Fortbestand und Entwicklung des Standortes an der Wilhelminenstraße.Foto: Gerd Kaemper
  • Man kennt sich, man schätzt sich und man respektiert sich in diesem Teil des Gebäudekomplexes der ehemaligen Zeche Wilhelmine Viktoria. Und als Dreigestirn kann man hier auch zukünftig noch viel erreichen. Gemeinsam sind Prof. Dr. Helmut Hasenkox, Ute Trapp und Paul Pillath ein tolles Team und arbeiten mit viel Herzblut am Fortbestand und Entwicklung des Standortes an der Wilhelminenstraße.Foto: Gerd Kaemper
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Als Prof. Dr. Helmut Hasenkox am 1. Oktober 1992 seinen Dienst bei der Gabs, der Gesellschaft für Arbeitsförderung berufliche Bildung gGmbH, antrat, sollte er ein sozio-kulturelles Zentrum nach dem Vorbild der Zeche Carl in Essen oder des Bahnhof Langendreer in Bochum in der Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Wilhelmine Viktoria in Gelsenkirchen aufbauen. So entstand die Kaue, aber seitdem hat sich manches geändert an der Wilhelminenstraße.

Die Kaue steht für Comedy, aber nicht nur



Zunächst einmal musste eine Sparte gefunden werden, die noch von keinem der sozio-kulturellen Zentren im näheren Ruhrgebiet bereits belegt war. Hasenkox folgte dem Tipp eines Weggefährten und widmete sich der Comedy, der Rest ist inzwischen Geschichte.
Die Gabs war eine kirchliche Ausbildungsförderungs- und Qualifizierungsgesellschaft der Kirchenkreise Gelsenkirchen-Wattenscheid, Herne sowie Bottrop-Gladbeck-Dorsten und wollte das sozio-kulturelle Zentrum quasi nebenher etablieren.
„Der Standort gestaltete sich schwierig damals, weil die Kirche sich nicht mit der Kaue indentifizierte. Sie nutzte auch nicht die Chance, die sich ihr hier bot, um eine Image-Aufwertung zu erlangen“, erinnert sich Prof. Dr. Helmut Hasenkox.

Vom soziokulturellen Zentrum zum emschertainment

Ein von der Stadt Gelsenkirchen in Auftrag gegebenes Gutachter eines externen Beraters ergab schon Ende der 90er Jahre, dass man für die Stadt eine Gesellschaft für alle Veranstaltungsstätten gründen sollte. Und so wurde im Jahr 2003 die emschertainment GmbH als Tochter der Stadtwerke Gelsenkirchen aus der Taufe gehoben. Was sich im Nachgang als richtiger Schritt erwies, denn die Gabs meldete 2007 Insolvenz an.
Das wiederum betraf durchaus die „Kaue“ als Veranstaltungsstätte, denn sie fiel in die Insolvenzmasse und es drohte eine Zwangsversteigerung. „Es gab damals drei Interessenten: Einen Moscheeverein, einen Diskotheken-Betreiber und die Vewo Wohnungsverwaltungs GmbH aus Schalke. Aber genau dieser Standort an der Wilhelminenstraße ist ein Stück emschertainment, hier befindet sich die Kaderschmiede in der Künstler entwickelt wurden“, gibt Hasenkox zu bedenken.

Die Kaue als Leuchtturm des kulturellen Lebens

Und er weiß, dass es alle so machen: „Die Künstler werden in kleineren Locations aufgebaut, damit man später Geld mit ihnen verdienen kann. Hier haben Mittermeier, Atze Schroeder, Hagen Rether, Carolin Kebekus, Torsten Sträter oder Markus Krebs angefangen und es folgen immer neue noch unbekannte Talente nach.“
Das wollte Hasenkox nicht aufgeben und war sofort zu einem Treffen mit Ute Trapp, der Geschäftsführerin der Vewo bereit, die die Kaue noch aus ihren Jugendzeiten kannte. „Ich habe aus der Zeitung von der Zwangsversteigerung erfahren und war begeistert, als Herr Hasenkox sofort zu einem Treffen bereit war“, erklärt die Geschäftsfrau, die sich ihres sozial-romantisches Blickes auf die Kaue nicht schämt.

Vorbei die Zeiten der Titanic an der Wilhelminenstraße

Im Laufe der Jahre hat sich die Kaue verändert oder wie Helmut Hasenkox sagt: „Der Heizungskeller sah damals aus wie der Maschinenraum der Titanic.“ Ein großes Lob richtet der emschertainment-Geschäftsführer an Ute Trapp: „Wir machen zweckmäßig, Frau Trapp macht schön“. Damit spielt er auf den ehemaligen Eingang der Kaue an, der eher einem Kindergarteneingang ähnelte als dem zu einem Veranstaltungsort. Doch seit letztem Herbst sind die Kindergartentage vorbei in der Kaue.

Die Nachbarschaft mit dem Wohnzimmer GE gestaltet sich besser als gedacht

Und auch in einer anderen Sache musste Hasenkox der „Frau vom Bau“ Respekt zollen, denn im Gegensatz zu ihm fand sie die Idee, den Verein Wohnzimmer GE in den ehemaligen Büroräumen der Gabs zu etablieren sehr charmant. „Ich war der Meinung die Wohnzimmer-Idee funktioniert nicht. Ich lag daneben. Jetzt ist das Wohnzimmer für uns eine wichtige Ergänzung, weil dort die Sachen gehen, die wir hier nicht mehr anbieten können. Wir müssen wirtschaftlich denken, das Wohnzimmer ist sozio-kulturell aufgestellt und finanziert sich über Spenden“, schildert der Veranstalter.
Das bestätigt Paul Pillath, der Vorsitzende des Vereins Wohnzimmer GE: „Wir bieten ähnlich wie die Kaue jungen Talenten die Möglichkeit aufzutreten. Aber wir sind eben keine Konkurrenz für die Kaue, sondern eine Ergänzung. Denn wir sind ein Verein aus Musikern und Künstlern, feiern inzwischen unseren sechsten Geburtstag und haben einen Kulturstandort mit Leben gefüllt.“

Sechs Jahre ehrenamtliches Engagement für die Kultur

Pillath hätte sich vor sechs Jahren auch nicht vorstellen können, dass das Konzept aufgeht, dass hier ein Kulturangebot komplett ehrenamtlich bestritten wird. Aber er ist sich sicher, dass der Spaß der Vereinsmitglieder sich auf die Besucher überträgt.
Inzwischen werden pro Jahr rund 150 Veranstaltungen im Wohnzimmer GE durchgeführt, das ist „heftig, aber geil“, wie Pillath weiß. Bis zu zehn Anfragen erreichen den Verein pro Tag und es fällt dem Vorstand nicht leicht, Absagen zu erteilen.
Und Ute Trapp ist weiterhin mit viel Herzblut, wenn auch dem Background der Geschäftsfrau, dabei und bereit immer wieder zu investieren, um die Kaue als Landmarke für Gelsenkirchen zu erhalten und baulich noch zu verbessern. Auch wenn sie einen Schritt beseite tritt, wenn Helmut Hasenkox die Stimme hebt, um zu verkünden, dass im Sommer eine Klimaanlage wünschenswert wäre, weil er die Gefahr sieht, dass sonst der ein oder andere Besucher einen Hitzekoller bekommen könnte.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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