"Junge Impulse" - Schreibwerkstatt Beckhausen veröffentlicht dritte Anthologie im Vokabelheft-Format

Vor rund 50 Gästen lasen die Autoren der Schreibwerkstatt im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr - jeweils immer vor dem Bild, zu dem sie sich haben Texte einfallen lassen. Michael Meyer (l.) und Lara Schulte lasen gemeinsam den Beitrag von Lisa Bachmura, die zum Zeitpunkt der Lesung in Schottland weilte. | Foto: privat
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  • Vor rund 50 Gästen lasen die Autoren der Schreibwerkstatt im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr - jeweils immer vor dem Bild, zu dem sie sich haben Texte einfallen lassen. Michael Meyer (l.) und Lara Schulte lasen gemeinsam den Beitrag von Lisa Bachmura, die zum Zeitpunkt der Lesung in Schottland weilte.
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Aller guten Dinge sind drei, weiß der Volksmund. Drei Büchlein im Vokabelheft-Format hat die Schreibwerkstatt der evangelischen Jugend Beckhausen nun bereits veröffentlicht. Und der Ehrgeiz der seit über zwei Jahren bestehenden Truppe geht noch weiter.

"Meine Vorstellung vom Glück" und "Bruckstücke eines Traums" lauteten die Titel der ersten Publikationen.

Nun gesellt sich "Junge Impulse" dazu. "Nach einem roten und einem grünen Vokabelheft", erklärt Sprecher Michael Meyer, "gibt es nun das blaue." Vokabelheft deshalb, weil es nun mal im Din A 6-Format erscheint, und ein solches jedem ein Begriff ist. Zwischen den Umschlagseiten stehen aber keine Vokabeln, sondern feine Texte. In diesem Fall Texte, die sieben Autoren und Autorinnen zu Bildern der Ausstellung "Impuls Junger Westen" im Kunstmuseum Mülheim geschrieben haben. Gezeigt wurden Werke des Mülheimer Künstlers Heinrich Siepmann, Mitbegründer der Künstlergruppe Junger Westen im Jahr 1948. Die Autorengruppe aus Beckhausen inspizierte die 52 Werke und jeder entschied sich für eines, zu dem er dann etwas schrieb, das ihn bewegt und vor Publikum auch vortrug.

Bereits 2017 gab es eine ähnliche Aktion. Da führte die Schreibwerkstatt im Rahmen der Ausstellung "Junger Westen" im Kunstmuseum Gelsenkirchen einen literarischen "Art-Jam" durch. Eines der besprochenen Werke war eines von Siepmann und Michael Meyer verfasste dazu einen Text: "Deshalb wurde auch angefragt, ob wir etwas zu der Einzelausstellung Heinrich Siepmanns machen können." Gesagt, getan. Nun liegt es vor, das Buch mit den entsprechenden, farbigen Abbildungen der besprochenen Werke. Fast schmeichelt einem das Heftchen, weil man spürt, wie viel Herzblut darin steckt. So schreibt der Lyriker Dirk Juschkat einen Limmerick zu Siepmanns Bild "Stahl und Eisen Komposition" von 1953.

"Sie hingen die Kunst an den Haken,
geworfen auf Leinwand und Laken.
Der Westen war jung
und hatte viel Schwung.
und wir wollen hier drüber quaken."

Limmerick, Dirk Juschkat

"Sie hingen die Kunst an den Haken,/ geworfen auf Leinwand und Laken./ Der Westen war jung/ und hatte viel Schwung./ und wir wollen hier drüber quaken."
Eine schöne Eröffnung, die direkt ins Heft zieht.
Dirk Juschkat und Michael Meyer sind die "Senioren" der Gruppe, deren Basis fünf kreative Schreiberinnen im Alter von 14 und 17 Jahren bilden. Meyer ist Leiter der Schreibwerkstatt und ausgebildeter Literaturpädagoge.

Zum Inhalt. Lara Schulte schrieb unter dem Titel "Fuck you" etwas zum "Selbstbildnis mit Pfeife", das offensichtlich den Künstler Siepmann neben einem Totenkopf zeigt, der Pfeife raucht. "Du da im Spiegel, ja, du, Fuck you! Du bist selbst schuld an all dem! Wie konntest du nur dein Leben so wegwerfen?", lauten einige Zeilen. Sie zeigen: Die Mädels sind engagiert bei der Sache. Auch Fabia Paikowski machte sich viele Gedanken, zum Beispiel dazu, dass in Kunst immer auch schreckliche Erlebnisse verarbeitet werden können: "In meiner Sicht loderten die hellen Flammen, die mein ehemaliges Dorf immer weiter in ihren Besitz nahmen", schreibt sie zum Bild "Filigran" von 1959. Bei Tina Torwestens Geschichte handelt es sich um eine Vorgeschichte zu jener aus dem roten Vokabelheft, während Fabias Texte Fortsetzungen sind. Spannend diese Detailinformationen. Bei Lisa Bachmura geht es in "Einkaufstraßenphilosophie" um eine Anklage an die Schnelllebigkeit der Modewelt und Michelle Brodas Beitrag "Das Fensterbild" zeugt von Einflüssen Stephen Kings.

Bei den Schriften geht es dabei um pure, persönliche Reflexion, und nicht um die Frage, ob sie zutrifft oder nicht.
Bis auf Korrekturen der Rechtschreibung und Grammatik werden die Texte so aus den Federn der Schülerinnen übernommen.
"Wenn man zu sehr schulend daran geht, dann verlieren die Schreiber die Lust. Dann wird das nix", weiß Meyer aus Erfahrung.

Weiteres haben die Autoren noch vor: Am 8. Juli lesen sie im Rahmen des Querbeet-Festivals in der Villa Dahlbusch zu Fotos des Bochumer Fotografen Norbert Rausch."Zeit.Lupe" heißt dieses Projekt. Beginn ist um 15.30 Uhr. Termin ausschneiden und anpinnen.

Dabei sein

Die Schreibwerkstatt ist eine offene Gruppe für Jugendliche ab 13 Jahren
Treffen ist mittwochs nach Absprache, von 17.30 bis 19 Uhr
Kontakt: C@fe-42, Bergstraße 7a, Beckhausen, info@cafe-42.de Interesse? 

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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