Quartiers-Netze beleben

In den Quartierskonferenzen stellen die Arbeitsgruppen auch die Ergebnisse ihrer Arbeit der Allgemeinheit vor und diskutieren mit dieser gemeinsam. Foto: ujesko
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„Das Projekt QuartiersNetz will engagierte ältere Bürger der Stadt Gelsenkirchen sowie Partner aus Forschung und Dienstleistung zusammenbringen, um gemeinsam ein zukunftsweisendes Konzept für die Gestaltung des demografischen Wandels im Ruhrgebiet zu erarbeiten. Ziel des Projektes ist ein solidarisches und selbstbestimmtes Leben im Alter. Dies soll erreicht werden durch eine verstärkte Teilhabe Älterer sowie intensivere Vernetzung der Akteure in ausgewählten Wohnquartieren, aber auch mit Hilfe technischer Unterstützung.“

Vier Quartiersnetze in Gelsenkirchen

So beschreibt die Stadt Gelsenkirchen das Projekt, das dazu dienen soll, den demografischen Wandel sinnvoll für das Stadtleben zu nutzen. Denn die Erfahrungen und Kenntnisse der älteren Bürger, ihre vielfältigen Fähigkeiten und Interessen sollen zum Wohle aller im Quartier genutzt werden.
Inzwischen gibt es in Gelsenkirchen vier QuartiersNetze: Buer-Ost, Schaffrath/Rosenhügel, Hüllen und Schalke-Nord. Das Schalker Projekt ist dabei der Vorreiter, denn hier finden bereits seit dem Jahr 2011 regelmäßige Quartierskonferenzen statt unter dem Motto „Gut leben in Schalke“, die nun im Projekt QuartiersNetz fortgeführt werden.
Die anderen drei Projekte befinden sich dagegen noch in den Kinderschuhen oder der Aufbauphase, doch durch eine professionelle Begleitung und engagierte Seniorenbürger befinden sich auch Buer-Ost, Schaffrath/Rosenhügel und Hüllen auf einem gute Wege.
Der Stadtspiegel stellt in loser Folge die vier QuartiersNetze in Gelsenkirchen vor.
Seit der Gründung im Jahr 2015 haben bis heute im Bezirk Buer-Ost bereits sechs Quartierskonferenzen stattgefunden. Aus den Anliegen und Ideen der Teilnehmer haben sich inzwischen Arbeitsgruppen gebildet, die sich nun intensiv mit den einzelnen Schwerpunkten beschäftigen.

Das QuartiersNetzBuer-Ost

Dabei geht es um die Themen „Jung und Alt gemeinsam“, „Wohnen und Wohnumfeld“, „Verkehr“ und „Kommunikation, Begegnung und Öffentlichkeitsarbeit“. Das sind die bisherigen Schwerpunkte, dabei sind neue Anliegen, die den Menschen im Quartier wichtig sind.
Inzwischen sind schon erste Auswirkungen des QuartiersNetzes spürbar. Der ehemalige Seniorenbeauftragte der Stadt Gelsenkirchen, Dr. Wilfried Reckert, bringt sich heute als Ansprechpartner der Arbeitsgemeinschaft Verkehr in das Geschehen des QuartiersNetzes Buer-Ost ein und schildert: „Es gibt hochaltrige Bürger mit mehr als 80 oder 90 Jahren, die in einem Brief geschrieben haben, dass sie das Vertrauen in die Stadt bereits verloren hatten. Aber durch die Quartierskonferenzen fühlen sie sich wieder wohler.“
Die Distanz zwischen der Stadtverwaltung und den Bürgern hat sich verringert und das Verständnis ändert sich langsam in die Richtung, dass die Verwaltung dafür zuständig ist für und mit den Menschen in der Stadt zu arbeiten. „Aus meiner Erfahrung in der Verkehrs-AG kann ich sagen, dass die Verwaltung noch lernen muss, die Menschen vor Ort nach ihren Ideen zu fragen und ihnen nicht nur vorgefertigte Pläne vorzulegen. Solche Planungen sind ein lebendiger Prozess, bei dem das gegenseitige Entgegenkommen etwas Positives bewirken kann. Doch solche Kompromisse müssen noch gelernt werden“, findet Reckert.

Am 24. September feiert die Nachbarschaft

Die Engagierten haben sich dabei auch etwas richtig Großes vorgenommen, denn sie planen für Samstag, 24. September, auf der Pfefferackerstraße zwischen den Straßen Im Hufschmied und An den Flachskuhlen in der Nähe der Pfefferackerschule und des Bruder-Jordan-Hauses ein Nachbarschaftsfest. Alle vier bestehenden Arbeitsgemeinschaften arbeiten gemeinsam an der Planung des Festes und auch der Jugendrat ist mit im Boot, um eine Kooperation mit der Jugend aufzubauen. So sollen auch die Anliegen und Wünsche der Jugend in die Arbeit des QuartiersNetzes mit einfließen.
„Die Jugendlichen tun sich derzeit noch schwer, wenn es darum geht, sich gleichberechtigt mit uns alten Hasen in eine Diskussion zu begeben. Und diese Zusammenkünfte beinhalten auch einen kulturellen Austausch, weil viele der Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben, während die Senioren häufig sogenannte Alteingesessene sind“, schildert Dr. Wilfried Reckert. „Das Fest ist eine gemeinsame Aktion vieler Bürger. So wird das Bühnenprogramm gestaltet von der Bläserklasse des AvD-Gymnasiums, eine Musikschule sorgt ebenfalls für eine musikalische Einlage wie ein Klavierstimmer. Es geht darum, möglichst alles aus eigener Kraft zu gestalten. Die Nachbarschaft bringt Kuchen, andere Leckereien und auch die Gartenstühle mit“, freut sich Reckert über den Stand der Vorbereitungen. Natürlich gehören auch bürokratische Aufgaben dazu, denn es müssen Straßensperrungen beantragt werden, Schilder organisiert werden und auch noch viele persönliche Besuche im Quartier erfolgen, um möglichst viele Bürger zu erreichen.
„Die Idee, die dem Fest zugrunde liegt, geht dahin, dass dieses Nachbarschaftsfest Schule macht und in andere Quartiere ausstrahlt, die die Idee übernehmen. Mein Traum ist es, dass ich es noch erleben, dass in ganz Gelsenkirchen an einem Tag überall die Nachbarschaften miteinander feiern“, wünscht sich Dr. Wilfried Reckert, aber er weiß, dass bis dahin noch ein weiter Weg vor den Engagierten liegt.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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