Brüner Mühle wird zur Kindertageseinrichtung umgebaut

Schneebegeisterte Mühlenbergkinder vor der restaurierten Mühle
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Ein kleines Brüner Geheimnis wird gelüftet; die Spekulationen gehören der Vergangenheit an:

Wefelnbergs Mühle in Hamminkeln-Brünen wird ab Februar 2013 die Kleinsten der „Mühlenbergkinder“ beherbergen.

Bis zu 10 Kindern im Alter unter drei Jahren aus Brünen und Umgebung werden dort für einen Teil des Tages ihr neues Zuhause finden.
Am Freitag, 7.12. konnten Bauherr Tim Heymann und der Vorstand des Kindergartenverein Brünen mit seiner Vorsitzenden Ulrike Kalinowski und Geschäftsführer Karl-Hermann Hecheltjen das gemeinsame Bauprojekt vorstellen.
Die unter Denkmalschutz stehende, antike Mühle wird umgebaut, der den Mühlenturm umgebende halbkreisförmige Anbau findet eine Folgenutzung für die Kindertagesbetreuung U3 durch den Kindergartenverein als Mieter sowie als Büro- und Verwaltungsgebäude.

Initialzündung und Anfänge

Seit Sommer 2009 hat sich der Vorstand des Kindergartenverein Brünen e.V. mit den organisatorischen und baulichen Möglichkeiten von Kleinstkinderbetreuung befasst.

Die von Kreisjugendamt Wesel und der Stadt Hamminkeln geäußerten Erwartungen an den Kindergartenträger zu einem Betreuungsangebot für Kinder unter 3 Jahre wurden dabei immer drängender und konkreter.
Auf der Suche nach geeigneten Immobilien in der Nähe des Kindergartens führte dann der Weg zum Nachbarn Heymann und zu einem ersten Sondierungsgespräch mit der Eigentümerfamilie über eine Nutzung eines Teils des Mühlengebäudes am Mühlenbergweg, nahe beim Kindergarten „Mühlenbergkinder“.

Zur Geschichte der Mühle

Ca. 1859 hat der Müller Friedrich Wink die Windmühle errichtet. Nach Eigentümerwechseln hat dann 1896 der Müller Gerhard Wefelnberg aus Hünxe die Mühle gekauft. Später führte sein Sohn Gerhard den Betrieb weiter. Nach einem Sturmschaden 1936 wurden die Flügel mit einem Durchmesser von 32 Metern demontiert. 1937 wurde der die Mühle umgebende Wall abgetragen und in der Folgezeit ein ringförmiger Anbau errichtet.
Es handelte sich um einen Mühlenbetrieb, in dem das von Landwirten angelieferte Getreide gemahlen und weiter verarbeitet wurde. Im Zuge des großen „Mühlensterbens“ wurde dann 1972 die Produktion von Mehl- und Backschroten eingestellt und nur noch Landhandel und Mischfutterherstellung betrieben. Bis 1998 wurde der Betrieb Wefelnberg vom Schwiegersohn Jochen Erdmann geführt.

Baumaßnahmen/Nutzung

Durch das hohe Alter des Mühlengebäudes, dem Bauzustand und den Anforderungen der KiTa war schnell klar, dass eine komplette Sanierung des Gebäudesnotwendig war.
Dabei mussten jedoch Rentabilitätserwägungen berücksichtigt und eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden.
Nach Ausarbeitung eines Sanierungskonzepts mit dem Fachunternehmen für Denkmalrestauration Engenhorst aus Alpen konnten die notwendigen Sanierungsarbeiten festgelegt werden.
Diese umfassten z.B. den Austausch mehrerer tausend Feldbrandsteine, Erneuerung sämtlicher Außen- und Innenfugen, Erneuerung aller Fenster, aller Böden, der Dämmung und Erneuerung der Dächer, Dämmung der Innenwände, Sanierung aller tragenden Eichenbalken, Einbau einer modernen Gas-Fußbodenheizung.

Das Nutzungskonzept mit Vermietung des Erdgeschossanbaus an den Mieter Kindergartenverein Brünen e.V. für eine U3-Gruppe und die Nutzung des Mühlenstumpfes über mehrere Etagen als Büro- und Verwaltungsgebäude für die Heymann Untertage Technik GmbH machte die Finanzierung der erheblichen Instandsetzungs- und Umbaukosten halbwegs rentabel.

Dabei hat Bauherr Tim Heymann großen Wert auf eine Bauausführung gelegt, die den Charakter eines bedeutenden Brüner Wahrzeichens erhält und dabei gleichzeitig die neue Funktionalität und Qualität von Räumen für Menschen garantiert.
Die erheblichen Mehrkosten von Bauleistungen durch die Qualifizierung als Baudenkmal wurden nur teilweise durch Zuschussmittel aus dem europäischen Leader-Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums begünstigt. Der größte Teil der Renovierungs- und Umbaukosten wurde jedoch eigenverantwortlich finanziert.
Ein Ende der Bauarbeiten ist abzusehen; Fußböden, Heizung und Sanitärinstallation werden in wenigen Wochen fertiggestellt.

Pädagogische Arbeit

Der Kindergartenverein Brünen e.V. wird in der Mühle als Erweiterung des bestehenden Kinderbetreuungsangebots eine zusätzliche –dritte– Gruppe mit Kindern unter drei Jahren einrichten.
Für die Kinder unter 3 Jahren wurde ein spezielles pädagogisches Konzept entwickelt, dass auch vom Landesjugendamt wohlwollend begleitet und am Schluss überzeugte; die Betriebserlaubnis liegt schon seit Juli 2012 vor.
Drei qualifizierte Erzieherinnen -Tanja Schneider, Britta Epping und Kerstin Brögeler- bringen Wissen, Erfahrung und Empathie in die anspruchsvolle Aufgabe mit ein.
Das künftige Raumangebot umfasst Ruheraum, Gruppen- und Gruppennebenraum, Sanitärräume mit kindgerechten Installationen, Küche, Abstellraum und ein großzügiges Außengelände. Fenster und Türen sind bodentief und ermöglichen den Ausblick nach draußen. Teile der Backsteinfassade wurden im Inneren bewusst freigelegt und sind gestalterisches Raumelement.

Ab sofort können Eltern aus der Umgebung von Brünen den Betreuungsbedarf für Kinder unter 3 Jahren beim Kindergartenverein Brünen unter Tel. 02856-1388 oder 3333 mitteilen und ihre Kinder schriftlich anmelden.
Es ist auch sichergestellt, dass nach dem dritten Lebensjahr die U3-Kinder auf Wunsch der Eltern den „Mühlenbergkindergarten“, der sich nur knapp 100 Meter entfernt befindet, besuchen können.

Finanzierung/finanzielle Rahmenbedingungen

Für die Finanzierung der Einrichtungs- und Ausstattungskosten in Höhe von ca. 39.500 € stehen öffentliche Zuschussmittel aus dem U3-Ausbauprogramm für Kindergärten leider wohl erst im nächsten Jahr zur Verfügung.

Der Kreis Wesel war zunächst lediglich in der Lage, ein Zuschussangebot von 17.000 € zu machen. Mit diesem geringen Betrag war dem Träger die Finanzierung der Einrichtung und Ausstattung nicht möglich. Erst seit dem 6.11. ist bestätigt, dass Bundesmittel fließen, sobald diese dem Kreis zugewiesen werden.
An welchem Tag endgültig wie viel Euro auf das Konto des Trägers überwiesen werden – dazu gibt es keine konkrete Auskunft.
Sehr eindeutig hat sich die Verbands-Sparkasse Wesel positioniert; neben dem Engagement für die Baufinanzierung wurde auch eine Spende an den Kindergartenverein für die Einrichtung in Aussicht gestellt.

Einsatz von Politik und Fachverwaltung

Insgesamt ist auch zu resümieren, dass die Unterstützung und die Bemühungen staatlicher Stellen, der Einsatz von lokalen Landes-, Kreis- und Stadtpolitikern für die Finanzierung als äußerst gering und wenig ambitioniert bezeichnet werden darf. Von „wir sind nicht mehr zuständig“ bis hin an Autismus erinnernde Verhaltensweisen hat Geschäftsführer Hecheltjen alles Negative erlebt.
So hat sich MdL Meesters („Bürger-Meesters“) vollständig zurückhaltend verhalten, als es um die Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen für den U3-Ausbau ging; außer einer Eingangsbestätigungen auf Mails gab es keine Reaktionen.
Staatssekretär Neuendorf aus dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport beantwortete Schreiben zur Finanzierung nicht.
Der ehemalige Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses beim Kreis Wesel Ulrich Weber beantwortete Mails nicht.

Auch der Rat der Stadt Hamminkeln hat anlässlich von vorherigen Haushaltsberatungen das finanzielle Engagement von Zuschüssen bei Kindergarteninvestitionen halbiert und mit diesem Ratsbeschluss nur wenig familienfreundliche Akzente gesetzt.
Ob dort kurzfristig ein Umdenken einsetzt, bleibt noch abzuwarten.

Fazit

Es gehört eine gehörige Portion Durchhaltevermögen dazu, wenn ein Träger Kindergartenplätze für die Gesellschaft aufbaut. Das was in der Öffentlichkeit als Erfolgsmeldungen zum U3-Ausbau "verkauft" wird, kann aus der Brüner Sicht nicht bestätigt werden.

Der Kindergartenverein schafft für drei neue Mitarbeiterinnen Arbeitsplätze, das Angebot der immer noch knappen U3-Plätze in Hamminkeln vergrößert sich und ein bauliches Kleinod in exponierter Lage in Brünen wird zukunftsfähig zu neuem Leben erweckt.

Es kann für Brünen als glücklicher Umstand bezeichnet werden, dass Bauherr Heymann in effizienter Zusammenarbeit mit dem Kindergartenverein Brünen in kurzer Zeit ein ganz erfolgreiches Beispiel von privatem Investment und qualitätsorientierter Kleinkinderbetreuung im Interesse eines Gemeinwesens auf die Beine gestellt hat.

siehe auch:
http://www.lokalkompass.de/hamminkeln/kultur/was-passiert-mit-der-alten-muehle-erdmann-d201708.html

Kommentare gern auch per Mail an:
karlhecheltjen@aol.com

Schneebegeisterte Mühlenbergkinder vor der restaurierten Mühle
Autor:

Karl-Hermann Hecheltjen aus Hamminkeln

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