Ohne Auto am Niederrhein - Ein Praxistest

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Autos tragen in erheblichem Maße zum Klimawandel und zur Luftverschmutzung bei. Andererseits heißt es immer, dass man auf dem Land nicht ohne Auto auskommt. Ich habe den Praxistest gemacht. Und zwar nicht nur vier Monate lang im Berufsleben, sondern auch schon vorher, da in meiner Familie über lange Zeit niemand ein Auto hatte. Mein Fazit: Je nachdem, wo man wohnt und arbeitet, was man für Außentermine hat und wie man seine Freizeit gestaltet, kann man auch im ländlichen Raum gut ohne Auto auskommen. Man muss aber sagen, dass es sich in Hamminkeln nur zum Teil um den „ländlichen Raum“ handelt, da die Lage zwischen zwei größeren Mittelstädten und die Nähe zum Ruhrgebiet viele Vorteile hat.

Die Idee war gut: Da ich im Ortskern von Hamminkeln arbeite und auf halbem Weg zwischen Hamminkeln und Wesel gewohnt habe, brauchte ich kein Auto, um zur Arbeit zu kommen. Denn die Busse fahren stündlich – genau genommen fahren werktags zu den Kernzeiten sogar zwei Busse und eine Regionalbahn. Einkaufen fahren konnte ich mit dem Fahrrad, da ich mit zwei großen Fahrradtaschen und einem Rucksack alles transportieren konnte, was zwei Personen so brauchen. Nur beim Transport der Getränke gab es ab und zu Unterstützung von Bekannten. An den Wochenenden bin ich häufig mit der Bahn nach Bonn zu meiner Freundin gefahren oder gelegentlich mit dem Fernbus oder der Bahn nach Berlin. Dienstliche Termine habe ich häufig mit Bus & Bahn, per Mitfahrgelegenheit oder gelegentlich mit dem Fahrrad oder dem Dienstauto gemeistert. Die Fahrten mit dem Dienstauto oder per Mitfahrgelegenheit hätte ich aber mit höherem zeitlichem Aufwand auch ohne Auto erledigen können. Auch Städtereisen nach Stockholm oder Budapest habe ich mit Fernzügen recht unkompliziert machen können. Zum Sport bin ich immer mit dem Fahrrad gefahren.

Jetzt arbeite ich nicht nur im Ortskern von Hamminkeln, sondern ich wohne auch dort. Daher kann ich zu Fuß zur Arbeit gehen, zu Fuß einkaufen gehen und auch ansonsten viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Im Vorfeld meines Umzugs habe ich mehrmals Carsharing-Autos genutzt, wobei es mir dabei eher darum ging, dass ich das neue Carsharing-Angebot mal ausprobiere. Mit dem Bus oder Fahrrad hätte das auch funktioniert.

Etwa alle zwei bis drei Wochen hätte ich aber doch ganz gut ein Auto gebrauchen können. Wenn die Busverbindung so umständlich ist, dass man zu einem dienstlichen Termin gut zwei Stunden mit dem Bus fährt, anstatt eine dreiviertel Stunde Auto zu fahren, dann nutzt man die Arbeitszeit nicht effektiv. Wenn man etwas Größeres transportieren muss und kurzfristig die Mitfahrgelegenheit abspringt, hat man auch ein Problem. Dann fahren nämlich meist genau dann keine Busse und die Dienstwagen sind kurz vorher oft beide ausgebucht. Und wenn man abends noch länger weg ist oder in Gegenden fährt, die einfach schlecht an den ÖPNV angebunden sind, ist man auch sehr eingeschränkt. Und die Carsharing-Fahrzeuge haben halt das Problem, dass sie in der Nachbarstadt stehen und wieder dahin zurückgebracht werden müssen, wo man sie hergeholt hat. Der Hinweg zur Station und der Weg nach Hause sind mit dem Fahrrad recht weit, wenn man es eilig hat und auf den Bus oder Zug muss man meistens erst länger warten.

So ärgerlich es auch ist: ich werde mir wahrscheinlich für die paar Male, die ich ein Auto gebrauchen könnte, ein eigenes Auto kaufen. Das wird dann wahrscheinlich ein sparsames Hybrid- oder Erdgasauto sein. Ich habe überlegt, ob auch ein E-Roller oder ein E-Auto für mich sinnvoll wären, aber ich habe mich dann dagegen entschieden, weil man in manchen Situationen zu eingeschränkt wäre. Ein Kollege von mir, welcher in einer ähnlich großen Stadt arbeitet und sogar ca. 25km entfernt wohnt, kommt komplett ohne eigenes Auto und auch zu großen Teilen ohne den ÖPNV aus. Er erledigt die meisten Termine mit dem Rennrad. Die Ambitionen sind eben doch das Entscheidende.

Autor:

Alexander Ehl aus Hamminkeln

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