Bildung, Wissen, Mündigkeit – Wie wir unsere Kinder stark machen fürs Netz

Digitale Medien – unter dieses Motto stellte die Bürgerstiftung KREAKTIV ihre 6. Leuchtturmveranstaltung, die gestern mit geladenen Gästen bei Altana in Wesel stattfand. Die Stiftung hat sich nach über zehn Jahren Bestehen hinterfragt, stellt sich strategisch neu auf, geht neue Wege – ohne die bewährten und erfolgreichen Projekte und Aktionen zu vergessen – und widmet sich nun verstärkt einem Thema: Medienkompetenz.

KREAKTIV hat sich auf die Fahnen geschrieben, Kinder und Jugendliche in unserer Region zu fördern, ihnen sinnvolle Freizeitbeschäftigungen anzubieten als Alternative zu Fernsehen und Computer. Pro Jahr veranstaltet die Stiftung rund 40 Projekte und Workshops, erreicht so um die 400 Kinder und bietet in Summe 7.000 Stunden, in denen Kinder nicht vor dem Bildschirm sitzen. „Gemeinsames Gefühl erleben, aufeinander angewiesen sein, einander kennenlernen“, das ist es, was Vorstandsvorsitzender Josef Hermsen als Stiftungsarbeit hervorhebt. Beim Programmpunkt „Ingas Garten“ zeigte der Musiker Heiko Fänger mit seiner Mitmach-Show live, wie das geht. Schüler der vierten Klasse der Grundschule Mehrhoog brachten mit ihrem Stück „Denn dicken fetten Pannekoken“ die plattdeutsche Sprache in den Saal, ebenso wie Oskar Moritz vom Konrad-Duden-Gymnasium, der den plattdeutschen Text „Ohne Händi geht ett niet“ rezitierte.

Das Handy – seit 2016 der Zugang zum Internet, wie Marc Velten von MedienMonster e. V. berichtete. Er legte Zahlen der Onlinestudie 2017 von ARD und ZDF vor, nach denen das Internet täglich zweieinhalb Stunden genutzt wird. Im Durchschnitt. Die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen führt die Tabelle mit viereinhalb Stunden am Tag an. Ist das besorgniserregend? Dr. Stephanie Boßerhoff, Chefärztin für Kinder- und Jugendmedizin am Marien-Hospital Wesel, Maria Heynen von der katholischen Kirchengemeinde Sankt Nikolaus Wesel, Kolja Pilarek, Stellvertretender Schulleiter am Konrad-Duden-Gymnasium, Stefan Sondermann von der Drogenberatung Dinslaken und Marc Velten diskutierten zu den Themen Medienkonsum und -kompetenz unter Leitung des Moderators Klaus-Peter Roelvinck:

„So früh wie möglich müssen wir Kinder mit Medien in Verbindung bringen und durch Aufklärung Mündigkeit erlangen“, meint Marc Velten. Dr. Stephanie Boßerhoff sieht Kinder und Jugendliche, „wenn was schief gelaufen ist. Das äußert sich in Konzentrationsproblemen, Sprachstörungen. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin besagt, kein Bildschirmkonsum unter drei. Kinder können kognitiv den schnellen Bildern nicht folgen.“ Maria Heynen ist der Meinung, dass „wir auch bei den zwei- bis dreijährigen Kindern schon Medienkompetenz entwickeln müssen, um sie auf die mediale Welt vorzubereiten, damit sie sie nutzen können. Das ist die Lebenswirklichkeit von Kindern. Die Kinderwelt ist eine Medienwelt. Wir müssen ihnen Raum geben, verarbeiten zu können, was sie sehen.“

Kolja Pilarek hält den Kontakt zu Medien für Dreijährige für viel zu früh. Aber: „Medienerziehung kann ich auch ohne Medieneinsatz machen.“ Er warnt vor einer zu starken Digitalisierung. „So viel hat mit den Eltern zu tun“, fügt Marc Velten hinzu: „Erziehung wird zu oft ans Tablet abgegeben.“ Hier setzt auch Stefan Sondermann an. „Es ist eine gute Idee, Kinder früh an Medien heranzuführen. Wir dürfen sie damit aber nicht alleine lassen. Wir brauchen einen Perspektivwechsel, um Sensibilität bei ihnen zu erreichen und sollten uns fragen, was eigentlich das Interessante für Kinder und Jugendliche an den digitalen Medien ist.“

Kinder und Jugendliche abholen, sie unterstützen, aufklären – eine Aufgabe für Eltern. KREAKTIV setzt hier an mit einem Pilotprojekt für Kindergärten und Schulen in Wesel, um stark zu machen im Umgang mit Medien.