Sorgen um den Bürgertreff in Holthausen

Volles Haus beim Kaffeetrinken des Städtischen Seniorentreffs im Bürgertreff Holthausen. Auch diese Gruppe, die seit 25 Jahren besteht, könnte sich hier nicht mehr treffen.  Foto: Pielorz
  • Volles Haus beim Kaffeetrinken des Städtischen Seniorentreffs im Bürgertreff Holthausen. Auch diese Gruppe, die seit 25 Jahren besteht, könnte sich hier nicht mehr treffen. Foto: Pielorz
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Der Bürgertreff in Holthausen ist der erklärte Mittelpunkt des Hattinger Stadtteils. Das sehen zumindest viele Senioren so, die regelmäßig in den Pavillon auf dem Schulhof der Grundschule kommen. Seit vielen Jahren nutzen sie den Pavillon. Damit soll bald Schluß sein, denn die Schule benötigt den Raum für den wachsenden Bedarf der Betreuungskinder.

Montag ist Senioren-Nachmittag im Bürgertreff. Dann sitzen mindestens 45 Mitglieder gemütlich zusammen und warten auf den Kaffee, den Harry kocht. Anne sorgt mit gymnastischen Übungen für Wohlbefinden, Helmut mit seinem Akkordeon sorgt für die musikalische Unterstützung. Marianne liest Dönekes vor und der „gute Geist“ Luise Bernd hat sowieso alles im Griff. Sie hat die Leitung der Gruppe, gibt sie aber im Januar 2013 an Marianne Rogge ab. Die Städtische Seniorengruppe ist 25 Jahre jung und trifft sich regelmäßig im Holthauser Bürgertreff.
Jetzt haben die Senioren eine große Sorge. Sie fürchten um ihre gemütliche Heimat, denn der Raum des Seniorentreffs wird benötigt für die Betreuung der Grundschulkinder. Holthausen ist ein wachsendes Neubaugebiet, in das viele junge Familien gezogen sind. Die wollen ihre Kinder in der nahen Grundschule versorgt wissen und zwar mit Betreuung, die bis 17 Uhr geht. Wachsender Raumbedarf also und deshalb hat die Stadt erklärt, innerhalb eines Jahres müsse der Bürgertreff wieder für die Schulkinder zur Verfügung gestellt werden.
Bereits ab diesem Schuljahr werden die Kinder vormittags den Pavillon nutzen, ab nächstes Schuljahr soll der marode Pavillon, in den es auch schon einmal hereinregnet, dann ganztägig den Schulkindern zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet: die Senioren müssen raus! Und nicht nur der Städtische Senioren-Treff, denn er ist nur einer von 14 Gruppen, die den Treff regelmäßig nutzen.
Hauptnutzer sind die Gruppen der AWo. Die Arbeiterwohlfahrt Holthausen ist sehr aktiv und hat über 200 Mitglieder. Ein Highlight sind die Kreativ- und Strickgruppn, die für die Basare ganze Arbeit leisten.
Rita Heuer, Vorsitzende der Holthauser AWo erklärt: „Frauen backen für den Basar 50 Torten, 150 Waffeln und bereiten viele weitere Speisen und Dinge zum Kaufen vor. Der Reinerlös geht an viele Einrichtungen, nicht nur solche der AWo. So haben wir beispielsweise den Ferienspaß unterstützt und die Betreuungsgruppen der Offenen Ganztagsgrundschule in Holthausen. Wir engagieren uns bei „Waffeln statt Waffen“, wir helfen bei der Seniorenfeier der Stadt und geben Spenden an viele Bedürftige. Diese Einnahmen kommen aus den Basarverkäufen. Und die müssen hergestellt werden.
Dazu benötigen wir Räume, auch zum Lagern, denn die Produkte entstehen das ganze Jahr hindurch und wir können nicht alles zuhause unterbringen. Der Pavillon als Bürgertreff ist für uns ideal, denn er ist gut für unsere Mitglieder zu erreichen. Viele Menschen haben Beschwerden und können keine weiten Wege zurücklegen. Wenn wir diesen Treff verlieren, dann ist es schwierig, eine Alternative zu finden.“
Verhandlungen mit der Stadt gibt es wohl, auf höherer Ebene. Aber die Kosten sind ein großer Hemmschuh. Und eine Lösung ist noch nicht in Sicht.
Das Gemeindezentrum in der Dorfstraße ist bereits gut gefüllt, hier ist nach Aussage von Rita Heuer dauerhaft kein Platz. „Es gibt einen leeren Schulpavillon, aber den müsste man vom Standort her umsetzen. Das kostet 185.000 Euro und die Frage ist auch, wohin mit dem Pavillon?
Wir haben die Stadt auch immer mit kleineren Reparaturen unterstützt und wir meinen: Die Stadt hat eine Verpflichtung gegenüber den Senioren. Wir denken, das Soziale geht in dieser Stadt etwas den Berg herunter. Stattdessen ist für Kultur Geld da. Noch eine Skulptur oder ein Stadttor. Und dann kommt die Stadt immer mit dem Argument, dass sie das oft nicht bezahlen müssen, weil es gesponsert wird. Da sollten sich die Sponsoren lieber mal überlegen, was sie mit dem Geld machen. Wir leisten hier alle ehrenamtlich wertvolle Arbeit mit Senioren und lassen uns nicht einfach an den Rand drängen.“
Das sieht auch Marianne Rogge so: „Schreiben Sie mal, wie wertvoll unsere Arbeit ist. Und glauben Sie mir, mit dem bisschen Geld, was wir vor Ort haben, müssen wir spitz rechnen, um den Senioren etwas bieten zu können. Man will doch immer, dass gegen Vereinsamung im Alter etwas unternommen wird, aber dann muss man uns auch die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Der Städtische Senioren-Treff ist 25 Jahr alt und wir haben tolle Projekte gemacht. Zum Beispiel „Jung und Alt unter einem Dach“ zusammen mit dem Kindergarten Lehmkuhle und Graffiti-Aktionen mit Holthauser Jugendlichen. Wir erwarten von der Stadt eine konstruktive Lösung unseres Raumproblemes.“
Rita Heuer ergänzt: „Verhandlungen laufen. Wir sind gespannt und noch sehen wir keine Lösung. Aber ein paar Monate Zeit bleiben ja noch.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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