Die Atmosphäre spüren

Anke Jost (Mitarbeiterin der Lebenshilfe), Dominic Grigat (in seinem Rollstuhl) und Gereon Ludwig (SPD-Stadtverordneter) vor dem Café Mexx. Foto: Kosjak
  • Anke Jost (Mitarbeiterin der Lebenshilfe), Dominic Grigat (in seinem Rollstuhl) und Gereon Ludwig (SPD-Stadtverordneter) vor dem Café Mexx. Foto: Kosjak
  • hochgeladen von Dr. Anja Pielorz

von Dino Kosjak

Eine Kneipe besuchen und in großer Runde ein Fußballspiel schauen: Für viele Menschen ist das ein selbstverständliches Vergnügen. Für Dominic Grigat aber ist dieser Wunsch bislang nicht in Erfüllung gegangen. Denn der 28-jährige ist mehrfach behindert und auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen, wenn er in der Stadt unterwegs ist. Für den mächtigen Rollstuhl findet sich in fast keiner Kneipe genügend Platz.

Seit dem Jahr 2006 lebt Dominic Grigat in einer Wohnstätte der Lebenshilfe. Gefragt, welchen unerfüllten Wunsch er habe, musste der Fußballfan nicht lange überlegen: Im vergangenen Jahr besuchte er die Altstadt, um seinen Wunsch mit Gastwirten zu besprechen (der STADTSPIEGEL berichtete ausführlich).
Es zeigte sich, dass den Gastwirten die Probleme von Behinderten vertraut sind. Baulichen Änderungen im Interesse der Behinderten steht aber oftmals der Denkmalschutz entgegen. Allgemeine Lösungen scheinen unmöglich.
Für Dominic Grigat stand damals fest, dass er das Gespräch erneut suchen würde.
Und so ist er heute wieder unterwegs, in Begleitung der Lebenshilfe-Mitarbeiterin Anke Jost und des SPD-Stadtverordneten Gereon Ludwig.
Die Drei treffen sich auf der Terrasse des Café Mexx mit Inhaber Sotirios Christanas. Er wisse gut, welche Herausforderungen der Alltag für Behinderte bereithalte, sagt Sotirios Christanas, sein eigener Bruder leide an einer leichten Gehbehinderung. „Trotzdem will man natürlich am Leben teilnehmen, wie andere auch.“
Zunächst geht es darum, dass der 90 Kilogramm schwere Rollstuhl überhaupt den Weg ins Café findet. Denn dazu sind mehrere Stufen zu überwinden. Die Lösung könne eine mobile Rampe sein, wie sie in der Verwaltung der Lebenshilfe genutzt wird, schlägt Anke Jost vor. „Die hat eine Metallbaufirma gebaut“, erklärt sie. „Sie ist stabil und nicht zu teuer“.
An dem Vorschlag zeigt sich Sotirios Christanas interessiert. Anke Jost sagt zu, ihm weitere Informationen zu schicken. Eine mobile Lösung dürfte zudem mit dem Denkmalschutz vereinbar sein, ergänzt Gereon Ludwig. „Das klingt schon einmal gut“, freut sich Dominic Grigat.
Sotirios Christanas nickt, gibt aber zu bedenken: „Ich bin mir nicht sicher, ob Du in der Kneipe auf deine Kosten kommen würdest.“ Denn nur an einem Tisch im Eingangsbereich ist genügend Platz für den Rollstuhl. Von hier aus würde Dominic Grigat vor allem die Rücken der anderen Zuschauer zu sehen bekommen, aber kaum etwas vom Spiel.
Doch Dominic Grigat winkt ab. Er wolle vor allem die Atmosphäre spüren, dabei sein, wenn alle mitfiebern. Da sei der Blick auf den Fernseher nicht alles.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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