Freiwillige Helfer können wir immer gebrauchen

Andreas Gehrke

(von Cay Kamphorst) Ehrenamtlich Tätige sind ein wichtiges Gut unserer Gesellschaft und wertvoll für eine funktionierende Volkswirtschaft. Diese „Freiwilligen“ koordiniert Andreas Gehrke für die Stadt Hattingen.

Senioren, die dank ehrenamtlicher Helfer länger in ihrer Wohnung bleiben können und nicht ins Seniorenheim müssen oder die bedürftigen Kinder, die Dank der Unterstützung von „Merlin“ – alles Ehrenamtliche oder Paten – am gesellschaftlichen Leben wie Musikschule oder Sportverein teilnehmen können, müssten ohne die Ehrenamtlichen oft verstärkt staatlich unterstützt werden.
Auch die unentgeltlich Tätigen in den Museen oder öffentlichen Einrichtungen, welche die Fahrzeuge oder Ausstellungsobjekte intakt halten, haben gesellschaftlich wichtige Positionen inne, da ohne sie entweder Einrichtungen schließen oder die Eintrittspreise erhöht werden müssten.
Der STADTSPIEGEL sprach über das Ehrenamt mit Andreas Gehrke, Leiter der Freiwilligenagentur Hattingen.

STADTSPIEGEL: Was genau bietet die Freiwilligenagentur Hattingen den Bürgern??
Andreas Gehrke: Als wir vor fünf Jahren die Anträge für diese Organisation stellten, wurde das Konzept einstimmig, ohne Gegenstimme, verabschiedet. Wir verstehen uns als Vermittlungsstelle für Menschen, die sich engagieren wollen, und Organisatio­nen, Vereine oder Initiativen, die Bedarf an unentgeltlicher Unterstützung haben. Jeder Bürger, der in einem Bereich Hilfe benötigt, kann sich an uns wenden. Wir helfen unkompliziert dabei, die passende Organisation zu finden. Es geht nur um die kleinen Dinge im Alltag. Wir sind keine Konkurrenz oder machen Arbeitsplätze kaputt. Für alle Bereiche werden Menschen gesucht, die sich ehrenamtlich einbringen wollen.

Benötigen freiwillige Helfer bestimmte Qualifikationen oder Nachweise?
Nein, das ist keine Voraussetzung, um sich bei uns zu melden. Je nachdem in welchen Bereich die Ehrenamtlichen dann gehen, werden sie von den jeweiligen Organisationen selbst entsprechend geschult, beispielsweise im Hospizbereich oder im Umgang mit Alzheimerpatienten. Es gibt aber noch sehr viele andere Bereiche, für die ständig stundenweise gesucht wird. Jedes Talent und Interesse ist gefragt in sämtlichen Bereichen wie Handwerker, Praktiker, Autoschrauber, textiles Gestalten, Sportler für Vereine als Übungsleiter, kommunikative Menschen für den Umgang mit Kindern oder Senioren, als Dolmetscher und vieles mehr. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und wer sich sozial engagieren möchte, findet ganz bestimmt auch einen Bereich, der ihm gefällt.

Bekommen ehrenamtliche Helfer Geld für ihre Tätigkeit?
Die Vereine, Organisationen oder Initiativen helfen gerne und unentgeltlich, von daher erhalten auch die Helfer keine Aufwandentschädigung. Es geht um das soziale Engagement. Viele Menschen fühlen sich dadurch „entlohnt“, dass sie die Dankbarkeit spüren oder sehen, was ihre Unterstützung alles bewirkt. Da gibt es passende Slogans wie „geben gibt“ oder „nicht für Geld, aber nicht umsonst“, die sehr gut widerspiegeln, worum es bei einem Ehrenamt geht.
Für besonders engagierte Mitbürger bietet sich aber die Möglichkeit, eine „Ehrenamtskarte“ zu beantragen. Der Besitzer erhält dann bei Firmen in allen Kommunen und Landkreisen in NRW, die sich am Projekt beteiligen, fünf bis 50 Prozent Rabatt. Bisher beteiligen sich in Hattingen an der Ehrenamtskarte Firmen aus den Bereichen Mode, Baumarkt, Wellness, Versicherungen, Fahrschule und Parfümerie sowie städtische Einrichtungen wie die Schwimmbäder, die Musikschule, die Bücherei und die Volkshochschule.

Sind Ehrenamtliche bei ihrer Tätigkeit versichert?
Vor etwa fünf Jahren hat das Land NRW das Ehrenamt in der Form gewürdigt, dass helfende Menschen in den Organisationen über das Land haftpflicht- und unfallversichert sind, auch die, die sich in Initiativen engagieren, die keine eingetragenen Vereine sind.

Kann sich auch ein Bürger mit einer sozialen Idee an Sie wenden?
Wir helfen gerne weiter, wenn Bürger eine Initiative gründen wollen und nicht wissen, wie sie das machen können. So sind schon einige Projekte von Bürgern selbst ins Leben gerufen worden, wie „Merlin“ oder „Pro Rad“. Engagierte Menschen haben sich mit ihrer Idee an uns gewandt und nach Mitstreitern gesucht, daraus sind schon viele tolle Organisationen entstanden. Auch der Fußballverein „RSV“ hatte sich seinerzeit über die Freiwilligenagentur gegründet, der auch gerne außerhalb des Fußballplatzes hilft, wo Unterstützung gebraucht wird, wie bei Festen

Was bietet die Freiwilligenagentur noch an?
In unseren Räumlichkeiten Ecke Roonstraße/August-Bebel-Straße finden regelmäßige kostenlose Treffen von dem Hattinger Tauschring, Pro Rad, Merlin, Selbsthilfegruppen und weiteren Organisationen statt. Ebenso bieten wir regelmäßig kostenlose Veranstaltungen zu ehrenamtsrelevanten Themen an, wie Steuerrecht im Verein oder auch Seminare beispielsweise zum Thema „freies Reden“ für Vorsitzende von Vereinen. Wir sind sehr bemüht darin, engagierte Bürger und passende Organisationen zusammen zu bringen und unterstützen, wo wir können.

Wie wird die Freiwilligenagentur finanziert?
In Hattingen werden wir durch die Stadt finanziert. Der wichtige Aspekt des Dienstes an der Gesellschaft, den die ehrenamtlich Tätigen verrichten, wird gerne übersehen. Würde man das hochrechnen, was aus den Staatskassen bezahlt werden müsste, das nun von engagierten Bürgern unentgeltlich getätigt wird, dann würde das ein finanzielles Desaster werden. Oder viele Menschen blieben auf der Strecke, weil sich keiner mehr kümmert und bemüht. Das Ehrenamt ist ein sehr wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft, aber auch für die Volkswirtschaft. Das sollte niemand unterschätzen.

uWer Interesse hat, seine eigenen Fähigkeiten und Hobbys dem Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen, kann sich wenden an die Freiwilligenagentur, Andreas Gehrke unter (393991.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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