Vater ist sauer: Trotz früher Anmeldung kein Platz im Wunsch-Kindergarten

Mulaj Sani lebt seit 23 Jahren in Hattingen. „Ich liebe diese Stadt“, sagt er. Diese Liebe allerdings hat seit Anfang des Jahres einen Riss bekommen.

Auslöser war einer seiner Söhne. Während die beiden ältesten Kinder – ein Sohn und eine Tochter, die in diesem Jahr beide ihr Abitur machen werden – „aus dem Gröbsten raus sind“, wie es so schön heißt, sieht das bei Djellart mit seinen drei Jahren noch ganz anders aus.
„Bei den beiden großen Kindern war das überhaupt kein Problem, die bekamen einen Kindergartenplatz hier in der Südstadt“, erzählt Mulaj Sani aufgebracht. „Aber Djellart soll jetzt keinen Platz bekommen, weil alles trotz rechtzeitiger Anmeldung ausgebucht ist. Wenn ich beispielsweise in Welper einen Platz bekomme, geht das einfach nicht. Wir haben nur ein Auto, ich bin auf der Arbeit und meine Frau hat keinen Führerschein. Das kann doch bei uns gar nicht funktionieren!“
Im Prinzip sieht die Stadtverwaltung das auch so, wie Pressesprecherin dem STADTSPIEGEL gegenüber sagte. Allerdings: „Das Kind wurde im letzten Dezember drei Jahre alt und der gesetzliche Anspruch auf einen Kindergartenplatz gilt erst ab dem neuen Kindergartenjahr, das zum 1. August 2015 startet. In der Tat sind der städtische Kindergarten und Familienzentrum im Südring voll, während ich zur evangelischen Einrichtung ,Kindernest‘ in der Lessingstraße nichts sagen kann. Fakt jedoch wird sein, dass Mulaj Sani für seinen Sohn einen Platz in der Innenstadt bekommen wird, der von seiner Wohnung in der Friedrichstraße gut zu Fuß zu erreichen ist. Wo das genau sein wird, das steht im März fest. Grundsätzlich besteht zwar ein Anspruch auf einen Kindergartenplatz, aber eben nicht unbedingt in der Wunscheinrichtung.“

"Hoher Migrantenanteil hemmt Sprachentwicklung"

So richtig glücklich ist Mulaj Sani mit der Auskunft nicht: „Meine beiden großen Kinder haben nach dem Kindergarten in der Grundschule Bruchfeld prima Lehrer gehabt und eine super Ausbildung bekommen, sind anschließend mit ihren Freunden zusammen aufs Gymnasium gewechselt. Ich befürchte, dass Djellart nun bei der Ausbildung im Vergleich benachteiligt sein wird. In den Innenstadt-Kindergärten ist der Anteil an deutschen Kindern mit Migrationshintergrundbedeutend höher als in der Südstadt und wenn er danach auf eine Schule der Innenstadt wechseln muss, wird es nicht anders sein. Die Folgen daraus sind eine schwächere sprachliche Entwicklung und geringere Chancen auf einer weiterführenden Schule. Und wenn er doch auf die Grundschule in der Südstadt kommt, muss er sich ganz neue Freunde suchen, weil seine im Kindergarten gewonnenen schulisch alle in der Innenstadt bleiben werden. Es ist also bedauerlich, aber offensichtlich bleibe ich trotz früher Kindergarten-Anmeldung chancenlos.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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