„Wasserstandsbericht“ aus dem „Feuer.Wehrk“

Vor einem Feuerwehr-Einsatzfahrzeug aus den späten 50er Jahren haben sich fürs Foto aufgestellt: (v.l.) Will Hoffmann (Marketing Sparkasse Hattingen), Rolf College, Museumsleiter Hartmut Schlüter, Vereinsvorsitzender Holger Ertel und Friedrich Brüggerhoff (alle „Feuer-Wehrk“).  alle Fotos: Römer
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  • Vor einem Feuerwehr-Einsatzfahrzeug aus den späten 50er Jahren haben sich fürs Foto aufgestellt: (v.l.) Will Hoffmann (Marketing Sparkasse Hattingen), Rolf College, Museumsleiter Hartmut Schlüter, Vereinsvorsitzender Holger Ertel und Friedrich Brüggerhoff (alle „Feuer-Wehrk“). alle Fotos: Römer
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Kalt war es, nein, eiskalt, sehr eiskalt sogar. Informativ trotzdem, was Museumsleiter Hartmut Schlüter unter dem griffigen Titel „Wasserstandsbericht“ über das Feuerwehrmuseum „Feuer.Wehrk“ vor Ort zu berichten hatte.

Wasser spielte nämlich in seinem Jahresab­riss 2011 eine entscheidende Rolle. „Drei Wassereinbrüche hatten wir in diesem Jahr“, sagt er und hat darüber hinaus nur Positives zu berichten – außer dem Fehlen einer Heizung: „In diesem Jahr haben wir nichts abreißen müssen, hatten keinen Dreck wegzuräumen. Dafür streichen wir schon die Wände an!“
Und so „ein bisschen“ Farbe und rote Teppiche auf den Museumsgängen, die verbreiten sofort etwas Anheimelndes, wenn diese Kälte nicht wäre...
„Ein bisschen“ Farbe ist natürlich stark untertrieben, wie Vereinsmitglied Rolf College zurecht einwirft: „Wir reden momentan ja nur von der größeren unserer beiden Hallen mit einer Gesamt-Ausstellungsfläche von rund 4.400 Quadratmetern. Die Halle, die wir fast fertig gestrichen haben, ist immerhin etwa 130 Meter lang. Und es geht ja nicht nur ums Streichen und Grundieren. Dazu gehörte, unzählige Schrauben ab zu flexen, was sehr viel Arbeit machte, und auch noch rund einen Kilometer an Leitungen ab zu brennen. Da geht es nicht so schnell voran.“
So wundert es auch nicht, dass Hartmut Schlüter als groben Rahmen diese Zeitangaben macht: „Ende nächsten Jahres werden wir die große Halle 1 wohl fertig gestrichen haben. Schließlich sind die Mitglieder unseres Vereins hier nur ehrenamtlich tätig und in erster Linie natürlich nur an den Wochenenden. Und von rund 80 Mitgliedern ist es gerade einmal gut ein Dutzend, das aktiv bei der Arbeit ist.“
Obwohl „Feuer.Wehrk“ die Halle seit 2005 nutzt, seit 2006 hatten dort bereits die kostbaren über 50 historischen Fahrzeuge trotz eines undichten Daches untergebracht werden müssen, rechnet der Museumsleiter nicht vor Ende 2014 mit einer Museums­eröffnung: „Dabei haben wir eigentlich ja schon lange auf und fertig werden wir wahrscheinlich nie. Auch wenn wir in gut zwei Jahren offiziell auf machen, sind ja bereits jetzt ,Baustellen-Führungen‘ für mindestens zehn Personen gegen Voranmeldung möglich. Und auch nach 2014 werden sich unsere Öffnungszeiten aus Personalkosten-Gründen wohl nur auf sonntags beschränken können und außerdem natürlich wochentags nach Absprache.“
Bis dahin allerdings gibt es noch viel zu tun und beispielsweise weitere fünf Fluchttüren einzubauen. Auch dem ganzen Stolz des Museumsleiters, die „erste Etage“ mit bereits durchaus vorzeigbaren (aber selbstverständlich ebenfalls unbeheizten) Büro- und Schulungsräumen fehlt noch der allerletzte Schliff. Hier soll sich neben einer Ausstellung der Feuerwehr-Abzeichen und von Feuerwehrhelmen aus unterschiedlichen Epochen auch ein Feuerwehr-Leitstand befinden sowie – natürlich – die berühmte „Stange“, an der die Männer der Wehr zu ihren Einsatzfahrzeugen hinunterrutschen.
Künftig sollen Besucher nämlich nicht nur alles rund um die Geschichte des Löschens, der Löschfahrzeuge und der Entwicklung bis hin zum Feuerwehrschlauch unserer Tage erfahren, sondern eben auch möglichst umfassend das Leben eines Feuerwehrmannes kennenlernen – ein Beruf, den auch heutzutage noch viele Menschen mit seiner 24-Stunden-Bereitschaft unterschätzen. Dabei ist ein Leben in unserer Zeit ohne Feuerwehr undenkbar.
Besonders freuen sich Hartmut Schlüter und sein Team, dass über die Grenzen von Hattingen hinaus die Bemühungen vom „Feuer.Wehrk“ um die Präsentation von Feuerwehrgeschichte bekannt sind. Allerdings ist der Grad oft schmal, die „nur“ (!) 4.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche für Besucher interessant und spannend zu gestalten und nicht zu einer „Abstellhalle für rote Dinge“ werden zu lassen. So müssen auch schon einmal angebotene Exponate aus unterschiedlichen Gründen heraus abgelehnt werden.
Nicht so jedoch bei mehreren Handdruckspritzen. Diesen Leihgaben spricht Hartmut Schlüter „außergewöhnliche Bedeutung“ zu und sieht sie „als Riesen-Coup, da damit das Museum als zusätzlichen Themenschwerpunkt Handdruckspritzen aus dem 19. Jahrhundert präsentieren kann“.
Ein Highlight ist für ihn dabei das mittlerweile älteste Museumsstück, eine Spritze von 1818. Deren Wasserbehälter ist noch aus Holz und nicht aus Metall. Ähnliche Freude lösten zwei Tanklöschfahrzeuge aus den 70er Jahren als Schenkung aus.
Auch wenn das „Feuer.Wehrk“ unlängst im Kulturführer „111 Orte, die man gesehen haben muss“ auftauchte, ärgert es die Mitglieder, dass ihre schriftliche Anregung, als einziger Standort zum Thema Feuerwehr doch in die „Route der Industriekultur“ aufgenommen zu werden, noch nicht einmal beantwortet wurde.
Wenn das leidige Thema Geld nicht wäre, dann könnte das „Feuer.Wehrk“ mit dem Stand der Dinge sehr zufrieden sein. Hartmut Schlüter: „Ein riesiges Problem stellen die angewachsenen Nebenkosten dar. So müssen wir jedes Jahr rund 8.000 Euro für Betriebskosten, Versicherungen und Abgaben aufbringen. Da sind wir der Sparkasse Hattingen natürlich für ihre Zuwendungen sehr dankbar, auf die wir uns regelmäßig verlassen können. Aber wenn man auf der anderen Seite sieht, dass viele der aktiven Vereinsmitglieder nicht nur ihre Arbeitskraft – in diesem Jahr waren das rund 3.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden – und ihr Können einbringen, sondern auch noch Geld mitbringen, dann ist das der Motivation nicht gerade förderlich.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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