Wir sind Hattinger: Günter Wüllner

Foto: Günter Wüllner. Foto: Stadtarchiv Hattingen
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Hattingens Bürgermeister und Ehrenbürgermeister Günter Wüllner – da kann man die Titel gar nicht alle aufzählen, die dem beliebten Stadtoberhaupt verliehen wurden: Träger des Ehrenringes der Stadt, des Bundesverdienstkreuzes am Bande, des Verdienstorden NRW – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Egal, ob man ihn „unser Günter“ oder „BÜGÜWÜ“ nannte – der Sozialdemokrat und Gewerkschafter war ein Brückenbauer in seinen Zeiten.2006 starb er im Alter von 80 Jahren nach schwerer Krankheit und noch heute erinnern sich viele Hattinger an den beliebten Politiker.

1946 trat der gelernte Maurer und spätere Wassergewinnungsmeister (eigentlich wollte er Volksschullehrer werden, musste nach Kriegsende das Vorhaben aus finanziellen Gründen jedoch aufgeben) der Gewerkschaft ÖTV bei, zwölf Jahre später, 1958, wurde er Mitglied bei den Sozialdemokraten in Winz-Baak. 1964 übernahm er das erste politische Amt – er wurde Gemeindevertreter in Winz. Vier Jahre später wurde er stellvertretender Bürgermeister und gehörte nach der kommunalen Neuordnung ab 1964 dem neuen Hattinger Stadtrat an. Es sollten ununterbrochene 32 Jahre werden.
Von 1969 bis 1996 war er Vorsitzender des Ortsvereines Winz-Baak. 1980 wählten ihn die Sozialdemokraten zum Stadtverbandsvorsitzenden als Nachfolger von Hans-Jürgen Augstein. Fünf Jahre später wählte ihn der Stadtrat zum Ersten Bürgermeister als Nachfolger von Paul Wolf. Wüllner war Ehrenamtlich, damals gab es sie ja noch, die Trennung von Bürgermeister und Verwaltungschef. Diese Rolle lag ihm – ein Kummerkasten für seine Hattinger Bürger zu sein. Vollends in die Herzen der Bürger marschierte er 1987, als er gemeinsam mit den Hattingern für den Erhalt der Henrichshütte kämpfe und Seite an Seite mit den Arbeitern auf die Straße ging.

Der letzte „Erste Bürger“ im Ehrenamt

Sein Einsatz lag im Dialog – er war oft Gast bei CDU-Sitzungen und suchte nach Lösungen und Kompromissen. Das machte er übrigens auch noch nach seinen politischen Ämtern, weil er immer noch oft eingeladen wurde. Wüllner war bodenständig – nie verließ er seine Heimat Winz-Baak. Im Oberwinzerfeld 25 fanden die Hattinger Bürger stets eine offene Tür. Kaum ein Vereinsjubiläum fand ohne ihn statt. In Winz-Baak war er auch Mitglied im Kaninchenzuchtverein und lange Jahre Vorsitzender. Er gründete den „Winz-Baaker Ring“ mit und leitete ihn bis Anfang 2005. Und im Rentenalter wurde er noch zum Computerfreak und schrieb Mails.
58 Jahre war er mit seiner Hannelore verheiratet, das Paar hat zwei Kinder und ein Enkelkind. Die beiden kannten sich schon aus der gemeinsamen Schulzeit in der Volksschule „Ruhrbrücke“. Richtig ernst wurde es aber erst, als der junge Günter als Signalposten auf der Eisenbahnbrücke ins Horn blies und dabei täglich der jungen Blondine Hannelore Wevelsiep begegnete. Ansprechen wollte er sie nicht, aber er schrieb ihr einen Brief: „Ich hatte schon immer die Absicht, mit Dir diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Solltest Du einverstanden sein, so sei bitte am Sonntag um 15.30 Uhr am Central.“ Sie war einverstanden, man traf sich am Central-Kino und 1948 fand die Hochzeit statt. Den ersten Brief von ihrem Günter hat sie übrigens aufbewahrt. „Zur Hochzeitsfeier gab es Kaninchenfleisch und Dröppelbier, schwarz gebrannt, mit wenig Alkohol“ – so steht es in einem Rückblick zur Goldenen Hochzeit am 6. März 1998 in der „Hattinger Zeitung“ zu lesen. Seine Frau hatte früh die Eltern verloren, kümmerte sich nach der Hochzeit um das gemeinsame Heim, um die Kinder und teilte mit ihrem Mann die Liebe zur Kaninchenzucht – sie stand viele Jahre der Frauengruppe vor.
In dem Zeitungsartikel erklärte das Paar sein Erfolgsrezept. Man habe immer zusammengehalten. Machte er Politik, kümmerte sie sich um das Zuhause. War er nicht daheim, vermisste sie ihn.
1996, nach den Feierlichkeiten zum 600jährigen Bestehen der Stadt, hörte Günter Wüllner auf und Dieter Liebig übernahm das Amt als erster hauptamtlicher Bürgermeister. Die Ära, der „Erste Bürger“ im Ehrenamt zu sein, war landesweit abgeschafft.
Zehn Jahre waren ihm mit seiner Frau Hannelore und dem Rest der Familie noch vergönnt, bevor er 2006 nach schwerer Krankheit starb. In seinem geliebten Winz-Baak erinnert eine Straße mit seinem Namen an seine Verdienste.

Foto: Günter Wüllner. Foto: Stadtarchiv Hattingen
Foto: Der junge Günter Wüllner: Stadtarchiv Hattingen
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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