Beratungsstellen an Belastungsgrenze
Überschuldungsrisiko steigt durch Inflation

 Heidrun Schulz-Rabenschlag (li.), Fachbereichsleitung Soziale Dienste bei der Diakonie Mark-Ruhr - hier zusammen mit dem Team der Schuldner- und Insolvenzberatung in Hagen - fordert mehr Möglichkeiten durch die Politik, um das Beratungsangebot zu erweitern und zu finanzieren. Foto: Diakonie Mark-Ruhr
  • Heidrun Schulz-Rabenschlag (li.), Fachbereichsleitung Soziale Dienste bei der Diakonie Mark-Ruhr - hier zusammen mit dem Team der Schuldner- und Insolvenzberatung in Hagen - fordert mehr Möglichkeiten durch die Politik, um das Beratungsangebot zu erweitern und zu finanzieren. Foto: Diakonie Mark-Ruhr
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Steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten sowie die hohe Inflation beschäftigen die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Diakonie Mark-Ruhr in Witten, Hattingen, Hagen und Schwelm. Die Berater kämpfen derzeit mit anhaltend hohen Beratungszahlen und immer längeren Wartezeiten bei Betroffenen für ein Erstgespräch. Eine Verbesserung der Situation sehen sie kurz- und mittelfristig nicht – im Gegenteil.

Im Zuge der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung vom 12.-16. Juni (Motto: „Was können wir uns noch leisten?“), machen auch die Beratungsstellen der Diakonie Mark-Ruhr auf die verschärfte Situation aufmerksam und raten Betroffenen, sich frühzeitig für ein Beratungsgespräch zu melden.

„Die Inflation ist statistisch durch uns nicht eindeutig als Ursache für steigende Beratungszahlen auszumachen“, erläutert Jenny Friße von der Hagener Beratungsstelle in der Körnerstraße 82 die derzeitige Lage. Aber, die gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten sind bereits jetzt an allen Standorten Bestandteil der Beratungsgespräche. Vor allem die finanziellen Belastungen im Alltag, beispielsweise beim Wocheneinkauf, machen sich bei vielen Ratsuchenden als Folge der Inflation unmittelbar im Alltag bemerkbar.

„Viele Menschen machen sich große Sorgen und sind verunsichert, wie sie die Zukunft bewältigen können. Das erleben wir tagtäglich in unserer Schuldnerberatung. Das Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung, Was können wir uns noch leisten? – Überschuldungsrisiko Inflation‘ gibt die Stimmung ganz gut wieder “, erläutert Claudia Ziplies aus der Schwelmer Einrichtung.
Bei den zahlreichen Betroffenen sei in den Beratungen deutlich zu spüren, dass die meisten Waren, Energie, Mieten und andere Dinge teurer geworden seien, berichtet auch Beate Ben Halima von der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle in Hattingen. Nicht wenige Haushalte müssten bereits ein Drittel ihres Einkommens allein für den Wohnraum ausgeben und eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. Umso schwieriger werde es dann, die gestiegenen Energiekosten und die deutlich teureren Lebenshaltungskosten zu stemmen. „Personen mit geringem Einkommen, die beispielsweise Sozialhilfe oder das neue Bürgergeld beziehen, sind besonders von der hohen Inflation betroffen, da sie oft weniger finanzielle Ressourcen haben, um sich vor den Auswirkungen zu schützen.“

Um sich abzusichern, raten alle Beratungsstellen, dass sich Betroffene rechtzeitig um einen Termin für ein Erstgespräch bemühen. „Bei vielen Menschen ist der Druck hoch und der Kontakt zu uns als erster Schritt zu einer Entschuldung, ist eine unglaubliche Entlastung für ganze Familien, die von Überschuldung betroffen sind. Bei uns erfahren sie, dass ihre Situation nicht ausweglos ist und dass sie mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden“, sagt Jonny Sparenberg von der Wittener Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle. „Sorgfältige Budgetplanung, die Einrichtung eines Pfändungsschutzkontos oder die Prüfung für den Bezug weiterer Sozialleistungen können dann erste Schritte sein, um Betroffene zu unterstützen“, erklärt Jenny Friße.

Für ihre Kollegen und sie ist die Situation dennoch ein Dilemma, da die jetzt schon erschöpften Kapazitäten weiter belastet werden. Denn nicht zuletzt mit den Auswirkungen und Rahmenbedingungen, die Inflation und Energiekrise gesetzt haben und setzen werden, so werden auch die Beratungen umfassender.

Die erhöhte Nachfrage und die komplexeren Fälle treffen dabei auf eine unzureichende Ausstattung der Schuldner- und Insolvenzberatungen. Aus diesem Grund fordert die Schuldner- und Insolvenzberatung mehr Möglichkeiten durch die Politik, um das Beratungsangebot zu erweitern und zu finanzieren. Heidrun Schulz-Rabenschlag, Fachbereichsleitung Soziale Dienste bei der Diakonie Mark-Ruhr: „Im Koalitionsvertrag ist das Ziel des Ausbaus der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung und der Erweiterung der Zugangsberechtigten fixiert. Dringlich ist auch eine solide Finanzierung der Beratungsangebote, die aktuell mit kommunalen und Eigenmitten der Anbieter vor Ort geleistet werden muss.“

Kontakt

  • Schuldner- und Insolvenzberatung Witten, Schuldnerberatung Herdecke und Wetter, Röhrchenstraße 10, 58452 Witten, Tel. 02302 91484-41
  • Schuldner- und Insolvenzberatung Hattingen, Sprockhövel, Witten-Herbede (PLZ 58456), Schulstraße 7, 45525 Hattingen, Tel. 02324 9234-10

Anmeldungen und Terminvereinbarungen sind ausschließlich telefonisch möglich.

Autor:

Lokalkompass Hattingen aus Hattingen

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