Mit der Lizenz zum Kuscheln

Sheila, Barbara Keuper und Louis sind ein starkes Trio. Das wissen insbesondere die Bewohner des Willi-Pohlmann-Seniorenzentrums zu schätzen.

Dort „wirken“ die Vierbeiner als Therapie-Hunde. Doch auch Tiere  haben es in ihrem Leben nicht immer leicht. | Foto: Detlef Erler
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  • Sheila, Barbara Keuper und Louis sind ein starkes Trio. Das wissen insbesondere die Bewohner des Willi-Pohlmann-Seniorenzentrums zu schätzen.

    Dort „wirken“ die Vierbeiner als Therapie-Hunde. Doch auch Tiere haben es in ihrem Leben nicht immer leicht.
  • Foto: Detlef Erler
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Es ist Knuddelzeit, denn Louis ist da! Und diesmal hat er auch noch Sheila mitgebracht. Die Augen von Elisabeth Sommerli leuchten, als sie die beiden Vierbeiner streichelt und ihnen einige Leckerchen gibt, die die beiden mit Freude verspeisen.
Schauplatz des kuscheligen Geschehens ist das Willi-Pohlmann-Seniorenzentrum. Einmal in der Woche kommt Louis mit Frauchen Barbara Keuper vorbei, um als Therapiehund den alten Leuten ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
„Viele der Bewohner hatten früher einen Hund oder mögen die Tiere einfach“, erklärt Christine Winkler, Betreuungsassistentin in dem AWO-Seniorenheim. „Es bringt ein wenig Abwechslung in den Alltag, die Menschen erfreuen sich am Kontakt und am Streicheln. Auch bei Demenzkranken löst es gute Erinnerungen aus und man kommt ins Gespräch“, erklärt sie.
Barbara Keuper ist besonders eine Bewohnerin im Gedächtnis geblieben „Von ihr hieß es, dass sie nicht redet. Doch als Louis das erste Mal zu ihr kam, sagte sie sofort ‚Wer ist das denn?‘“, berichtet Keuper. Immer wenn Louis sie besuchte, leuchteten ihre Augen, auch als es der alten Dame immer schlechter ging. Irgendwann wurde Barbara Keuper klar: „Wir hindern sie am Sterben“, berichtet sie mit feuchten Augen.
Etwa seit anderthalb Jahren ist Louis im Einsatz, und die alten Leute haben sich prima auf die Besuche eingestellt. „Einige haben schon selbst etwas Futter für ihn“, verrät Christine Winkler. Selbst eine Wurst oder eine Frikadelle kann der Irisch-Wolfshund-Podenco-Mischling gelegentlich abstauben.
Heute muss er allerdings teilen, denn er hat seine „kleine Schwester“ Sheila mit dabei. Dabei ist sie eine durchaus imposante Erscheinung. „Sie ist sein Azubi“, meint Barbara Keuper lächelnd. Um als Therapiehund geeignet zu sein, müssen die Vierbeiner gut hören, ein besonnenes Gemüt haben und auch mit unerwarteten Siuationen gut klarkommen. „Es kann schon mal passieren, dass die Senioren etwas härter zupacken, wenn es mit der Motorik nicht mehr so funktioniert“, weiß Barbara Keuper. Doch Louis lässt das alles gerne mit sich machen.
Eigentlich ein Wunder, wenn man seine Herkunft bedenkt: Louis stammt aus Spanien und dort gilt der Satz vom Hund als bestem Freund des Menschen nur sehr bedingt. „Hunde sind dort nur Gebrauchsgegenstände“, berichtet Barbara Keuper. „Sie werden erschlagen, erschossen, erhängt oder verbrannt“, malt sie ein drastisches Bild. Der Verein „Tierschutz Andalusien“, mit dem Barbara Keuper zusammenarbeitet, kümmert sich um die Tiere und vermittelt ihnen ein neues Zuhause. „Die Tiere werden dort sehr gut behandelt und leben in einem Rudel zusammen“, so Keuper. Dies sieht sie als Vorteil zu deutschen Tierheimen. Das Besondere an den Hunden aus Spanien ist ihre Mentalität. „Auch nach einem langen Transport steigen sie aus dem Wagen, als wäre nichts passiert“, berichtet die 45-jährige.
Dennoch benötigen auch diese Vierbeiner manchmal Hilfe. Denn aufgrund ihrer Erlebnisse „sind sie depressiv und wollen nicht mehr leben“. In solchen Fällen ist Barbara Keuper zur Stelle. Sie hat derzeit vier Hunde und neun Katzen. „Ich bin mit Tieren groß geworden, ich kenne es nicht anders“, bekennt sie, weswegen sie es auch nicht als Arbeit empfindet, sich um die Tiere zu kümmern.
In diese Umgebung kommt dann das hilfebedürftige Tier, um im Zusammenleben mit seinen Artgenossen aufzublühen um sich an ein neues Heim zu gewöhnen.
Auch Louis fand so seinen Weg zu Barbara Keupen. „Er kam, sah und siegte“ – und war fortan aus ihrer Familie nicht mehr wegzudenken. Als sie dann einen Aufruf sah, mit dem Therapiehunde gesucht wurden, war ihr klar, dass Louis dafür der Richtige ist. Inzwischen kennt der muntere Vierbeiner auch das Seniorenheim bestens und steuert unter großem Hallo der Bewohner, die er unterwegs trifft, die Zimmer „seiner“ Menschen an, um ihnen einige schöne Minuten zu schenken.

Autor:

Dirk Marschke aus Herne

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