Aus für den Radschnellweg von Iserlohn nach Arnsberg - eine voraussehbare Schlappe

Das reicht nicht als Radweg, auch nicht in Menden!
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Dass die Bewerbung für den Radschnellweg von der Lenne nach Arnsberg überhaupt eine Chance haben würde, das konnte nur jemand annehmen, dem jegliche Realität abhanden gekommen ist. Die Gründe dafür sind vielfältig.
1. Natürlich führte die CDU die Riege der üblichen Bedenkenträger an und meldete Vorbehalte wegen der hohen Kosten an, wie die WAZ vom 22.11.2013 dokumentiert. Gleichzeitig fordert dieselbe Partei seit Jahren den unsinnigen Weiterbau einer überflüssigen Autobahn, angetrieben von einem ehrgeizigen Bürgermeister mit autistischem Verhalten gegenüber den Eingebungen des gesunden Menschenverstandes, der seit Jahren die Zerstörung einer potentiell umweltfreundlichen Nahverkehrs-Bahnstrecke betreibt.
2. Abgesehen von der parteipolitischen Spaltung der involvierten Gemeinden ist die Trassierung des Projektes in sich unsinnig. Sie verläuft, aus der Perspektive des Normalbürgers, über Stock und Stein und setzt in weiten Teilen einen hohen Trainingsstatus der Nutzer voraus. Dies gilt besonders für Teilstücke wie den Anstieg von Herdringen nach Oeling-hausen.
3. Mit Hemer ist eine Kommune beteiligt, die im Zusammenhang mit der LGS-Planung alles nur Erdenkliche unternommen hat, um Radfahrer durch unsinnige, unnötig anstrengende Verkehrsleitung und Verweigerung jeglicher Service-Infrastruktur (geeignete Abstellplätze, Schließfächer, Anlage von Radwegen usw.) abzuschrecken und auf den Pkw umzuleiten.
4. Im Mendener Bieberkamp und dem weiteren Verlauf von Holzen bis Herdringen verläuft die Trasse auf einer Straße ohne jegliche Fahrradspur. Nicht einmal bei der letztjährigen Straßenerneuerung wurde die Chance wahrgenommen, den Radverkehr zu sichern. Entsprechendes gilt für die B7 zwischen Hemer und Menden, wo die Sturheit eines einzelnen Kommunalpolitikers seit Jahren eine sinnvolle Planung verhindert.
5. Im Bereich der Stadt Menden fehlt auch weiterhin jegliches Flächenangebot für einen de-rartigen Radschnellweg. Hier fehlt bislang sogar ein Planungskonzept für Radwege. Die bisher existierenden Farbflächen befinden sich ausnahmslos auf Bürgersteigen. Alle Radrouten durch das Stadtgebiet sind lediglich Rad- und Gehwege, bzw. ganz normale öffent-liche Straßen für alle Verkehrsarten, die sich für einen Radschnellweg nicht eignen.
6. Die Trassierung verläuft zwischen Beginn und Ziel gleichsam parallel zum Premium-Angebot des Ruhrtal-Radwegs, allerdings in schwierigem Relief. Warum also sollte ein durchschnittlich trainierter Nutzer den schwierigeren Weg wählen, wenn der leichtere ihn bereits jetzt viel schneller ans Ziel bringt?
7. Die Trasse berührt nur in zwei Abschnitten ein operatives Bahnnetz; ein Umstieg auf der Strecke zwischen Iserlohn und Neheim ist nicht möglich.
Offenbar glaubten die Planer, Radfahrer und Jury einfach nur für dumm verkaufen zu können, denn letztlich ist das Projekt in seiner Gesamtheit eine eindrucksvolle Demonstration von Ahnungslosigkeit und Windschutzscheiben-Perspektive, verbrämt mit ein bisschen vermeintlicher Bauernschläue.
Das Projekt wurde geplant aus der Sicht von Beteiligten, die vorzugsweise mit dem Pkw unterwegs sind. Offenbar wurden Fachverbände nicht beteiligt, ihre Ortskenntnis nicht abgerufen. Letztlich jedoch ist die Bewerbung auf der Basis der vorliegenden Trassierung und der bestehenden politischen und geographischen Verhältnisse eine Beleidigung für die Intelligenz der Juroren, denen die Fahrradfeindlichkeit insbesondere der Städte Menden und Hemer sicher nicht entgangen ist.
Dieselben Beteiligen sind jedoch hauptsächlich damit beschäftigt, durch die gnadenlose Propagierung des A46-Lückenschlusses und der Zerstörung der Bahnstrecke Hemer-Menden der Infrastruktur des Nordkreises schweren Schaden zuzufügen und die Landschaft dauerhaft und irreversibel zu beschädigen. Die Bewerbung für den Radschnellweg kann hier nur als propagandistische Nebelkerze betrachtet werden
Ein derartiges Konzept kann seinen Wert nur entfalten, indem es sinnvoll eingebettet wird in eine bestehende Rad-Infrastruktur mit einem Minimum an Voraussetzungen. Doppelplanun-gen sind kostspielig und – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht zielführend. Die einzelnen Etappen sind an und für sich sinnvoll und vielleicht auch notwendig.
- Der Radverkehr zwischen Hemer und Menden braucht dringend eine eigene Trasse, in großer Distanz zur B7, und nicht etwa auf einer aufgelassenen Bahntrasse, die in 25 Jahren wieder kostspielig in Stand gesetzt werden muss.
- Zwischen Lendringsen und Herdringen fehlt ein dringend notwendiger Radweg, der seit Jahren von der interessierten Mendener Bevölkerung gefordert wird. Die Chance bei der Aufarbeitung der L 537 wurde vertan, möglicherweise sogar bewusst vermieden, um den Freizeitwert der Umgebung mit Blick auf die A46-Pläne nicht unnötig zu steigern.
- Die Gemeinden Hemer und Menden sind gefordert, ein Vierteljahrhundert nach dem Rest von NRW und unter dem Druck der Klimaanpassung endlich ein Radverkehrskonzept vorzulegen, das die Handschrift beteiligter Nutzer trägt, und nicht etwa die von Pkw fahrenden Bedenkenträgern und Lobbyisten.
Erst nach der Schaffung von örtlichen Voraussetzungen kann über eine sinnstiftende, regionale Vernetzung nachgedacht werden. Unter den dann herrschenden Bedingungen und Erkenntnissen werden jedoch lichtvolle Ideen wie ein „Radschnellweg“ parallel zum bestehenden RuhrtalRadweg keine Chancen mehr haben – wie auch schon jetzt.

Autor:

Franz-Josef Knur aus Menden (Sauerland)

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