Integration auch mal anders: Kritisch und konstruktiv

Dass die erste Iserlohner Integrationkonferenz mit der Veröffentlichung von Thilo Sarrazins Buchneuerscheinung zeitlich zusammenfiel, war bloßer Zufall; die hohe Teilnehmerzahl an der vom Integrationsrat initiierten Veranstaltungsreihe am gestrigen Donnerstag beweist jedoch ein starkes Iserlohner Interesse an der Integrationspolitik. Über 170 Teilnehmer diskutierten engagiert in Arbeitsgruppen zunächst ergebnisoffen über den "Ist-Zustand": Was funktioniert gut in Iserlohn, welche Aspekte sind mit Blick auf die Integration von Migranten bisher vernachlässigt worden. Dabei zeigte sich schnell, dass eine mangelhafte deutsche Sprachkompetenz und die"Ghettoisierung" in Teilbereichen der Innenstadt als gravierende Problemlagen erkannt worden sind. Positiv bewertet wurden die Existenz des Integrationsrates als Sprachrohr für Migranten und diverse, meist ehrenamtlich unterstützen Integrationsangebote innerhalb der Stadt.

Wenn man tatsächlich diese und weitere Themen zukünftig ernst und alle Akteure in die Pflicht nehmen möchte, so stellt die erste Integrationskonferenz den sicherlich richtigen Auftakt dazu dar. Das große Interesse bei Bürgern unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Engagements in Vereinen, Kirchen, Wirtschaft, Politik sowie sozialen Einrichtungen zeigt, dass dieser erste Schritt in Iserlohn längst überfällig gewesen ist. Bemerkenswert bleibt in diesem Zusammenhang die unaufgeregte und sachliche Diskussion: Weder die vor einigen Wochen hitzig geführte Diskussion um einen neuen Moscheebau, noch allgemeinpolitische Parolen spielten eine Rolle.

So bleibt der Eindruck, dass die an der Konferenz teilnehmenden Iserlohner tatsächlich das Thema Integration kritisch und zugleich konstruktiv angehen wollen: eine willkommene Abwechslung zu den Debatten der vergangenen vier Wochen. Man darf auf die Diskussionen und vor allem die konkreten Ergebnisse der nun fortzuführenden Arbeitsgruppen und die 2. Integrationskonferenz im Januar 2011 gespannt sein.

Autor:

Matthias Jakubanis aus Iserlohn

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