Rüdiger Klos-Neumann aus Bergkamen nimmt Cannabis als Medikament
"Diese Kopfschmerzen sind eine Folter"

Mit Cannabis kann Rüdiger Klos-Neumann seine Clusterkopfschmerzen ertragen. Fotos (2): Rüdiger Klos-Neumann
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Seit 25 Jahren wird Rüdiger Klos-Neumann (45) aus Bergkamen von den sogenannten Clusterkopfschmerzen geplagt. „Viele kennen das unter dem Begriff Selbstmordkopfschmerz. Diese bis heute unheilbare Erkrankung führt bei 55 Prozent der betroffenen Patienten zum Suizid“, erklärt er.
“Man kann sich an diese Schmerzen nicht gewöhnen“, so Rüdiger Klos-Neumann. Das Einzige, das ihm Linderung verschaffe, sei die Cannabis-Therapie. Alles andere scheint ihm nicht zu helfen. „Doch selbst nach fünf Jahren durchweg positiven Erfahrungen mit Cannabis, weigert sich die Gesundheitskasse weiterhin die Evidenz anzuerkennen und die Kosten in vollem Umfang - vor allem unbefristet - zu tragen“, klagt der 45-jährige Familienvater.

Kasse will nicht alle Kosten übernehmen

Von der Gesundheitskasse sei ihm zu diesem Thema eine Schweigepflicht auferlegt worden, die Ende letzten Monats allerdings erloschen ist. Daher wendet sich Rüdiger Klos-Neumann jetzt wieder an die Öffentlichkeit.
„Ich habe erneut Klage beim Sozialgericht gegen die besagte Gesundheitskasse eingereicht. Die Kosten für die medizinische Versorgung mit Cannabis belaufen sich pro Monat auf mehrere tausend Euro. Dieses Geld muss ich nun erneut selbst aufbringen, um meine Schmerzen zu regulieren und meiner Arbeit nachzugehen.“

Klage beim Sozialgericht

Emotionsgeladen und verzweifelt beschreibt er sein Leiden: „Jede Clusterkopfschmerz-Attacke gleicht einer unerträglich qualvollen Folter. Von der Schläfe über den Sehnerv bis zu den Zahnwurzeln breitet sich der Schmerz auf einer Kopfseite in Wellen aus.“

Als Rüdiger Klos-Neumann 20 Jahre alt war, erlitt er seine erste Schmerzattacke und dachte damals, er müsse sterben. Ohne Vorwarnung hätten ihn die Schmerzen überfallen und seien seitdem ständiger Begleiter in seinem Leben.
„Ohne eine wirksame Medikation erreichen die Schmerzen binnen drei Minuten ihren Höhepunkt, so intensiv, dass man sich wünscht zu sterben, damit diese Qual ein Ende findet“, verrät der Bergkamener.
Erst mit der Cannabis-Therapie konnten seine Clusterkopfschmerz-Attacken in Dauer, Intensität und Wiederholung auf ein erträgliches Maß gemindert werden. So konnte er endlich auch wieder zur Arbeit gehen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung weigerte sich seine Kasse, die gesamten Kosten zu übernehmen. Es sei dabei auch unerheblich gewesen, dass Rüdiger Klos-Neumann bereits im Jahre 2015 zu den tausend Patienten in Deutschland gezählt hat, die über eine medizinische Ausnahmegenehmigung zur Verwendung von Cannabis verfügten.

Cannabis-Therapie hilft ihm

Nachdem das Gesetz in Kraft trat, das Cannabis als Medizin zuließ, erhielt der Bergkamener zumindest die Bewilligung für eine befristete Kostenübernahme seiner Krankenkasse. Doch dann war damit auch wieder Schluss. „Die Kasse übernimmt aufgrund von fehlender Studien und Evidenz die Therapiekosten nicht mehr und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte verweigert mir den Eigenanbau von Cannabis und verweist dabei auf die aktuelle Gesetzeslage.“
In den vergangenen zwei Jahren hat der Bergkamener Familienvater drei Jobs verloren und konnte den vierten nicht antreten, da ihm seine Medikation verwehrt blieb. Der 45-Jährige gilt als schwerbehindert mit dieser unberechenbaren Krankheit. Diese Tatsache macht es ihm schier unmöglich, eine unbefristete Stelle auf dem Arbeitsmarkt zu ergattern. 
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Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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