Hilmar Grabowski wird 80 - Vom „Bananen-Bomber“ bis zum BV Lünen 05

Hilmar Grabowski   Foto: ©textfotojanning 2019

Von Bernd Janning

Lünen. Er wollte Rennfahrer werden, war Polizist, Baufachmann, Bäckermeister, Fußballer und Sportfunktionär - Hilmar Grabowski (Foto) feiert seinen 80. Geburtstag.
Geboren am 28. Dezember 1939 im heute polnischen Schneidemühl, erlebte er als Kind die Flucht mit. „Dabei wurden wir von den Russen überholt. Hinter denen kamen die Polen her. Wir strandeten im damaligen Ostberlin. Mein Vater stieß 1950 aus der russischen Gefangenschaft zu uns“, erzählt das Geburtstagskind.
Schnell reiften die Fluchtpläne in den Westen der Stadt. Diese glückte der Familie mit vier Kindern an Weihnachten durch einen Wald - die Grenze war noch nicht völlig dicht gemacht. „Ich musste noch bei einer Weihnachtsfeier ein Gedicht aufsagen, lief dann hinterher.“
Mit einem „Bananenbomber“, so wurden die Flugzeuge der Amerikaner, die Berlin mit Lebensmittel versorgten, genannt, ging es zum Grenzauffanglager Friedland, von dort nach Freudenberg im Schwarzwald.
„Ich wollte eigentlich aufs Gymnasium. Aber wir konnten das damals fällige Schulgeld nicht zahlen. Ohne Abitur konnte ich meinen Wunsch, Polizist zu werden, nur mit einer Berufsausbildung erfüllen. Diese absolvierte ich in einer Bäckerei in Stuttgart. Danach wurde ich bei der Polizei aufgenommen, blieb vier Jahre.“
Dann träumte Grabowski davon, Rennfahrer zu werden. Bei einem Motorcross in Ulm landete ich hinter drei Werksfahrern auf Platz vier. Sein Handicap: Er war zu risikobereit. Und die Maschinen waren für ihn viel zu teuer.
Er wechselte, inzwischen mit allen Führerscheinen in der Tasche, das erste Mal ins Baugewerbe, wo es mehr Geld zu verdienen gab. Dann arbeitete er in Wuppertal wieder in einer Bäckerei. „Als Bäcker hatte man immer Schlafen und Essen frei.“ Nächste und letzte Station war Lünen. Er arbeitete in der Bäckerei Kanne, machte seinen Meister.
Den nächsten Arbeitsplatz hatte er in der Baufirma Stinnes. Dann machte er sich selbständig, bis nach einem tragischen Unfall auf einer Großbaustelle in Sennestadt das Aus kam. „Eine eineinhalb Zentner schwere Platte hatte sich gelöst. Ich konnte noch zwei Kollegen warnen. Diese retteten sich vom Gerüst. Mich aber traf die Platte, durchschlug einen Arm. Ich fuhr noch selbst nach Bielefeld ins Krankenhaus, wurde dort erst im Krankenbett wieder wach.“
Vom Baugerüst ging es von 1975 bis 1995 an den Schreibtisch der Stadtverwaltung Lünen. Stadtkasse, Steuer- und Ordnungsamt waren dort die Stationen. „Ich habe dort auch die Koordinaten für die Feuerwehr und die Rettungsdienste in Lünen und Selm ausgerechnet.“
Als Fußballer begann er beim SuS Derne, war als harter Verteidiger bekannt. Er spielte auch mit Peter Wirsching in einer Freizeitmannschaft. Seit 1978 beim BV Lünen 05, wo er auch Geschäftsführer war, machte er sich einen Namen als Organisator von großen Live-Musik-Veranstaltungen auf dem Platz in der Geist, so mit der deutschen Rockband „The Rattles“. In einer Vorgruppe war auch Uwe Wortmann, heute Leiter des Lüner Kulturbüros, dabei.
„Als Verein ohne Sponsoren in unserem Einzugsgebiet änderten wir das System. Wir setzten auf die Jugend als Zugpferd. Damit wurde der Nachwuchs als selbständige Abteilung geführt. Diese verwaltete sich und ihr Geld selbst. Kein Cent ging an die Senioren. Der Erfolg gab uns recht. In den 80er und 90er Jahren war der BV 05 in Lünen führend in der Jugendarbeit.“
Nicht vergessen werden darf, wie Grabowski sich gegen den Fußball-Kreis Dortmund durchsetzte. „Bei den Lüner Hallenmeisterschaften kassierten die Dortmunder nach den Spielen immer ab. Als ich bewiesen hatte, dass dies nach den Satzungen gar nicht möglich war, blieb das Geld in Lünen.“
Immer schön war es für den 80jährigen, wenn die Jugend gewonnen hat. „Schön waren auch die Jugendfreizeiten, die wir immer wieder günstig finanzieren konnten. Schön war die Zusammenarbeit mit Fritz Büscher als Vorsitzenden und Georg Jahner als Kassierer. Wir haben damals aus dem BV 05 einen gesunden Verein gemacht!“
Grabowski und seine Frau Renate haben drei Kinder, Silvia, Ingo und Andreas. Gefeiert wird am Samstag (28. 12. 19) im Heliand-Gemeinehaus, Rudolph-Nagell-Str. ©textfotojanning 2019

Autor:

Lüner SV Fußball e.V. aus Lünen

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