BÜRGERSTIFTUNG ERKLÄRT STRASSENNAMEN
Ehre für Vater der Zeche Brassert

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Fast 40 Jahre lang leitete er die Geschicke des Bergwerks Brassert und erlebte dabei zwei Weltkriege. Die Marler Bürgerstiftung enthüllte nun neue Legendenschilder, die an eine sehr bedeutende Persönlichkeit der Marler Wirtschaftsgeschichte erinnern: Otto Haarmann.

Viele Straßenbezeichnungen in der Rheinstahlsiedlung erinnern an den Bergbau wie etwa „Gruben- feld“, „Barbarastraße“ oder „Morgensonnenweg“. Den historisch wohl bedeutendsten Hintergrund hat jedoch die Otto-Haarmann-Straße, die den Namen des ersten Brasserter Bergwerksdirektors trägt. An gleich zwei Straßenkreuzungen können sich Passanten ab sofort über Leben und Wirken des Namensgebers informieren.

Haarmann legte den Grundstein
Otto Haarmann wurde 1874 in Bochum als Sohn eines Königlichen Baurates geboren. Nach einem Studium in Tübingen und Aachen wird er zunächst Bergreferendar bevor 1903 die Ernennung zum Bergassessor folgt und Haarmann dann in der Berginspektion in Buer arbeitet. Historiker Matthias Pothmann weiß zu berichten: „Haarmanns Beziehung zu Marl beginnt mit dem 1. Mai 1906. An diesem Tag wurde er zum ersten leitenden Bergwerksdirektor bestellt. Eine seiner ersten Amtshandlungen dürfte die Grundsteinlegung für die Zeche Brassert gewesen sein, die am gleichen Tag erfolgte.“ Nach regen Bautätigkeiten und Rückschlägen beim Abteufen der Schächte stoßen die Berg- männer fast auf den Tag genau drei Jahre später, im Jahre 1909, in über 500 Metern Tiefe auf Steinkohle. Der Abbau der Kohle konnte beginnen.

Direktor in unruhigen Zeiten
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten leitete Otto Haarmann die Zeche Brassert durch ihre wichtigsten und wohl schwierigsten Zeiten. Er begleitete von Beginn an den Aufbau des Bergwerks mit allen Problemen und Herausforderungen. So entstanden südlich des Zechenareals erste planmäßig angelegte Wohnsiedlungen nach englischem Vorbild, um die vielen neuen und dringend benötigten Arbeitskräfte unterbringen zu können. Pothmann weiter: „Haarmann steuerte die Gewerkschaft durch den Ersten Weltkrieg und den Zusammenbruch der Monarchie. Als Direktor erlebt er sowohl die unruhigen Zeiten der Zwanziger Jahre als auch den Abgrund des Zweiten Weltkriegs mit Bombardierungen und Zwangsarbeit. Sein besonderer Verdienst ist dabei sicherlich, dass er im jeweiligen historischen Kontext stets versuchte, das Beste für das Bergwerk und die Belegschaft herauszuholen. Fachbücher wie das von Ludger Südhof führen aus, dass die stetige Vergrößerung und technische Fortschrittlichkeit der Brasserter Anlagen in weiten Teilen auch Haarmanns Verdienst war.“

Ebenso bedeutsam war die Überführung des Bergwerks aus der Eigenständigkeit in Verbandsorga- nisationen. 1915 wurde das Bergwerk Teil des Rhein.-Westfälischen Kohlensyndikats, womit eine Zentralisierung des Vertriebs der Kohle einherging. 1922 erfolgte schließlich die Übernahme der Zeche Brassert durch die Rheinische Stahlwerke AG aus Duisburg. An dieser hatte Otto Haarmann maßgeblich mitgewirkt, wurde später Vorstandsmitglied. Kurz vor Kriegsende 1945 gab Haarmann die Leitung „seiner“ Zeche nach fast vier Jahrzehnten aus Altersgründen ab. 1955 starb er in Reck- linghausen. Nur drei Jahre später ehrte ihn die Stadt Marl mit der Benennung einer Straße nach ihm.

Otto Haarmann
Autor:

Pasch Gregor aus Marl

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