Grimme-Preis für Gottschalk - Dschungelcamp chancenlos

TV-Titan Thomas Gottschalk wird am 1. April bei der Grimme-Gala die "Besondere Ehrung" des DVV erhalten. Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei | Foto: Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei
  • TV-Titan Thomas Gottschalk wird am 1. April bei der Grimme-Gala die "Besondere Ehrung" des DVV erhalten. Foto: ZDF/Carmen Sauerbrei
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Thomas Gottschalk bekommt den Grimme-Preis - die besondere Ehrung für seine Verdienste um das Deutsche Fernsehen. Quotenhits wie "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" - meistens nur "Dschungelcamp" genannt - ist dagegen den Marler TV-Wächtern für Qualität nicht mal eine Nominierung wert.
Insgesamt waren für den 47. Grimme-Preis 599 Vorschläge (von Sendern, aber auch von Zuschauern) eingegangen und kritisch gesichtet worden, erklärten Grimme-Direktor Dr. Uwe Kammann und Grimme-Preis-Referatsleiter Dr. Uli Spies jetzt im Marler Institut. Die Nominierungskommission leistete Schwerstarbeit und ermittelte daraus 61 Beiträge, die nun ins Rennen gehen um den wichtigsten deutschen TV-Preis. In drei Kategorien Fiktion, Unterhaltung sowie Information/Kultur werden Serien, Dokumentationen, Shows, Serien und andere Formate unterteilt.
Die Kommission bestand aus 19 Menschen aus Medienberufen, aufgeteilt in den drei Kategorien. Und die Ehrenamtler hatten mehr, mal weniger Spaß. Kommissions-Mitglied David Denk (taz, Berlin) machte aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Das war manchmal ein Martyrium. Wie manche Sender auf die Idee kommen, gewisse Sendungen vorzuschlagen, ist mir ein Rätsel." Er nannte als Beispiel für unverdauliche TV-Kost die Casting-Show "Jumbos Würstchen-Millionär". So gesehen: Vielleicht hat das "Dschungelcamp" ja doch irgendwann eine Chance...
Schon alleine die Grimme-Nominierung ist eine Ehre für TV-Macher und TV-Stars. Das ulkige Fake-Interview mit BVB-Trainer Jürgen Klopp in "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" (WDR, Folge vom 7. November 2010) überzeugte die Kommission, aber auch Schwergewichte wie "Im Angesicht des Verbrechens" und "Aghet - ein Völkermord" (ARF/NDR, 9. April 2010).
Auf die Quote schielen die Wächter für Qualitätsfernsehen wenig und können das auch gut begründen. So erklärte Uli Spies zur nominierten ARD/WDR-Serie "Im Angesicht des Verbrechens" des mehrfachen Grimme-Preisträgers Dominik Graf, die viel diskutiert worden war, aber auffallend wenig Zuschauer fand: "Die zehn Folgen wurden im Schnitt von drei bis vier Millionen Menschen gesehen, und trotzdem heißt es, die Quote habe die Erwartungen nicht erfüllt. Das muss man differenzierter betrachten. So viele Zuschauer haben nicht mal viele Kinofilme."
Nach der Kommission sind nun drei Jurys dran und werden die 61 nominierten Beträge in der Zeit vom 5. bis 10. Februar kritisch unter die Lupe nehmen. Zu vergeben sind zwölf Grimme-Preise. Wer sich dann schließlich auf den deutschen "TV-Oscar" freuen kann, das gibt das Grimme-Team am 16. März in Düsseldorf bei der Landesanstalt für Medien (LfM) bekannt. Die Preisverleihung mit großer Gala, rotem Teppich und Party (kein Publikum zugelassen) findet am 1. April im Theater Marl statt.
Kein Aprilscherz: Thomas Gottschalk (60), seit über 30 Jahren im TV-Geschäft, wird für seine gesamte Leistung ausgezeichnet. Diese besondere Ehrung teilt er beispielsweise mit Hape Kerkeling Hans-Joachim Kuhlenkampf, Dieter Hildebrandt und Alexander Kluge. Gottschalk sei bewundernswert konstant, habe einen unverwechselbaren Stil, überzeuge durch Können und bringe generationsübergreifend Menschen zusammen. Dass Gottschalk für die "Besondere Ehrung" des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) geeignet sei, der diesen Spezial-Preis vergibt, daran habe der Unfall des Wett-Kandidaten Koch nichts geändert, so Verbandsdirektor Ulrich Aengenvoort bei der Konferenz im Marler Grimme-Institut: "Aber wir haben darüber viel diskutiert."
Pikanterweise zeitgleich zur Presse-Konferenz im Marler Grimme-Institut gab ZDF-Intendant Markus Schächter in Köln das Ergebnis der beiden Untersuchungen zu dem tragischen Unfall des "Wetten-dass"-Kandidaten Samuel Koch bekannt. Kein schuldhaftes Verhalten habe zu dem Unfall geführt. Aber: Die Auswahl der Wetten werde künftig nach strengeren Kriterien als bisher erfolgen.

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Emmerich am Rhein

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