Angebot an stationären und Kurzzeit-Pflegeplätzen in Marl ist zu niedrig?

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Auf der nächsten Ratssizung gibt es einen Antrag zu den  Angebot an stationären und Kurzzeit-Pflegeplätzen in Marl.  Der Rat der Stadt Marl möge beschließen:

1. Der Rat der Stadt Marl bittet den Kreis Recklinghausen inständig, die
Pflegebedarfsplanung für die Stadt Marl hinsichtlich des Angebotes an
Kurzzeitpflegeplätzen im Zusammenhang mit dem Angebot an stationären
Altenpflegeplätzen zu überprüfen.

2. Der Rat der Stadt Marl ist der Auffassung, dass der Kreis Recklinghausen
entweder den Bau einer weiteren stationären Pflegeeinrichtung in der Stadt
Marl genehmigen oder den Bau von Kurzzeitpflegeeinrichtungen auf dem
Stadtgebiet fördern muss.
3. Der Rat der Stadt Marl fordert den Kreis Recklinghausen auf, sich für eine
bessere Finanzierung von festen Kurzzeitpflegeplätzen bzw. – einrichtungen
einzusetzen.

Die Fraktion Bürgerliste WIR für Marl begründet den Antrag so.

Die Kurzzeitpflege ist eine Form der vollstationären Pflege, die ab Pflegegrad 2 über
einen begrenzten Zeitraum in Anspruch genommen werden kann.
Sie ist auf eine Dauer von bis zu 4 Wochen im Jahr beschränkt.
Anders als die Verhinderungspflege ist die Kurzzeitpflege lediglich als
vollstationäre Betreuung möglich und kann nicht ambulant durchgeführt werden.
Die Kurzzeitpflege kommt z.B. in folgenden Fällen zum Einsatz:
Im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt als Umstellungsphase, bis eine sachgerechtePflege organisiert ist oder der Pflegebedürftige wieder allein leben kann.
Während er Erkrankung pflegender Angehöriger/innen.
Zur vorrübergehenden physischen oder psychischen Entlastung der Pflegenden
vom oft harten Pflegealltag. Zur Überbrückung bei einem kurzfristigen Pflegefall, um die Wohnung altersgerecht umbauen zuund die Pflege organisieren zu können.

Im Fall einer kurzfristigen Verschlimmerung der Pflegebedürftigkeit, wenn deshalb dieAngehörigen keine optimale Versorgung mehr gewährleisten können.

In Marl wurden 2011 die Kurzzeitpflegeplätze von Pflegebedürftigen zu ca. 50% zur Entlastung ihrerFamilie, zu ca. 31% zur Wiedergenesung nach schwerer Erkrankung und lediglich zu ca. 19& zur
Überbrückung der Wartezeit bis zur Unterbringung in einem Heim genutzt.

Ambulant statt Stationär

Diese Beispiele zeigen, welche Bedeutung die Kurzzeitpflege hat, um dem gesetzlich gefordertenGrundsatz „Ambulant statt Stationär“ und damit dem Primat der häuslichen Versorgung gerecht
werden zu können.
In Marl bestehen derzeit lediglich 4 feste Kurzzeitpflegeplätze im haus Tobit.
Hingegen sind 73 Kurzzeitpflegeplätze in den Marler Altenpflegeheimen „eingestreut“.
Damit hat sich seit dem 15.12.2011 die Zahl der eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze von 22 auf 73mehr als verdreifacht.

Hintergrund ist die Tatsache, dass die Zahl der unbelegten stationären Plätze aufgrund des
Überangebotes stetig zugenommen hatte. Durch die Belegung der leeren Plätze mit Kurzzeitpflegekonnten wirtschaftliche Verluste minimiert werden.
Für die nächsten Jahre ist aber genau das Gegenteil zu erwarten.
Der Kreis Recklinghausen fördert aufgrund eines bestehenden Überangebotes keinen Neubau einerstationären Pflegeeinrichtung mehr. Dies kommt einem Baustopp gleich. Werden vom Kreis Recklinghausen bis zum Jahre 2021 nur 935 stationäre Pflegeplätze in Marl für erforderlich gehalten, existieren derzeit insgesamt 946 stationäre Pflegeplätze, die zu fast 100% belegt sind.

Verknappung der eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze

Die Plätze werden sich durch den Neubau der Belia-Seniorenresidenz auf der Bergstraße zwar auf1026 erhöhen.
Ab dem 01.08.2018 werden jedoch durch die vorgeschriebene Einzelzimmerquote von 80% ca. 25 Pflegeplätze in Marl langsam „abgeschmolzen“. Auch die 73 eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze werden langsam „abschmelzen“. Denn der nach wie vor wachsende Bedarf an stationären Pflegeplätzen wird zur Verknappung der eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze führen.

Kurzzeitpflegeplätze müssen wohnortnah angeboten werden, da die Pflegebedürftigen i.d.R. wiedernach Hause zurückehren. In naher Zukunft ist jedoch ein spürbarer Mangel an
Kurzzeitpflegeplätzen in Marl zu erwarten, wenn keine festen Kurzzeitpflege-Plätze / Einrichtungen
in Marl geschaffen werden. Für feste Kurzzeitpflege-Plätze / Einrichtungen werden sich jedoch aller Voraussicht nach keine Betreiber finden lassen, solange die Kostenträger nicht bereit sind, die zusätzlichen Kosten für die Vorhaltung von Kurzzeitpflegeplätzen, die ja nicht über das ganze Jahr belegt sein können und die aufgrund des häufigen Wechsels der Pflegebedürftigen aufwändiger sind, gesondert und mit entsprechend mehr Personal zu finanzieren. Ansonsten bleibe die Alternative nur der Neubau mindestens einer stationären Einrichtung um die Zahl der eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze halten zu können.
Diese Entwicklung ist in den Pflegebedarfsplanungen des Kreises Recklinghausen bisher nur unzureichend berücksichtigt worden.

Autor:

Siegfried Schönfeld aus Marl

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