Schulen suchen noch nach dem passenden Unterrichtskonzept
In Zukunft zweigleisig?

Die Willy-Brandt-Schule hat im Fachbereich Werken Spender für Desinfektionsmittel gebaut, die nun vor den Eingängen stehen. Das Foto zeigt (v.l.) Noel Thonmann (Schüler), Matthias Kocks (stellvertretender Schulleiter) und Jonas Wiedemann (Techniklehrer).
 | Foto: PR-Fotografie Köhring/SC
  • Die Willy-Brandt-Schule hat im Fachbereich Werken Spender für Desinfektionsmittel gebaut, die nun vor den Eingängen stehen. Das Foto zeigt (v.l.) Noel Thonmann (Schüler), Matthias Kocks (stellvertretender Schulleiter) und Jonas Wiedemann (Techniklehrer).
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Seit gut einer Woche sind die weiterführenden Schulen auch in Mülheim wieder für die Schüler der Abschlussklassen geöffnet. Kleingruppen werden unter großen Sicherheitsvorkehrungen unterrichtet. Bald beginnen die Prüfungen.

Von Andrea Rosenthal

Für die anderen Schüler geht der digitale Unterricht weiter. Die Mülheimer Woche hat mit einigen Schulleitern über ihre Erfahrungen und Pläne für die Zukunft gesprochen.

Schnell wurde deutlich, die Stadt als Schulträger gibt keine Linie vor, außer der, dass die Hygiene- und Abstandsvorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) einzuhalten sind. Auch Desinfektionsmittel und Masken erhalten die Schulen nicht von der Stadt. Der Einsatz von Desinfektionsmitteln wird von der Verwaltung sogar abgelehnt, da Missbrauch befürchtet wird. Beim digitalen Unterricht sieht sich die Stadt als Schulträger nicht zuständig. Hier muss jede Schule je nach den technischen Gegebenheiten ihren eigenen Weg finden. Das sorgt für große Unsicherheiten bei Schülern, Eltern und Lehrern.

Willy-Brandt-Schule war Vorreiter

Dank einer Spende des Apothekers Patrick Marx verfügt die Willy-Brandt-Schule in Styrum über Desinfektionsmittel und FFP2-Masken. Deshalb haben Schulleiterin Karin Rinn und ihr Stellvertreter Mathias Kocks schon früh ihr eigenes Sicherheitskonzept erstellt. Der Werkkurs baute feste Desinfektionsmittelspender, die vor den Eingängen installiert wurden. Ein Wegesystem wurde ausgearbeitet. Mathias Kocks erklärt: "Auf allen Wegen herrscht Maskenpflicht, das ist gut angenommen worden. Der Maskentyp, den wir benutzen, ist in der Stadt ausreichend vorhanden. Wir nehmen also niemandem wichtiges Schutzmaterial weg." Die Schüler hätten sich auch an die Abstandsregel gewöhnt und müssten nur noch manchmal erinnert werden.
Die Schüler, die zur Zeit noch nicht in der Willy-Brandt-Schule ihre Kurse haben, werden per Microsoft Teams und OneNote digital unterrichtet.

Gute Infrastruktur

Auch die Karl-Ziegler-Schule arbeitet mit Microsoft Office 365. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Schule aus Eigeninitiative schon vor Corona Microsoft-Lizenzen für alle angeschafft hat", berichtet Simone Reuen, die kommissarische Schulleiterin. "Wir arbeiten jetzt auf drei Plattformen: Office mit Microsoft Teams, Jitzi Meet für Videokonferenzen und Padlet als Pool für die Aufgaben." Etabliert hat sich eine Mischung aus Aufgaben, die individuell gelöst werden, und Online-Präsenzunterricht per Video. Letzteres sei besonders wichtig, "um den Kontakt zu den Schülern zu haben. So wollen wir sicherstellen, dass auch alle Schüler mit den Aufgaben zurechtkommen", erklärt Simone Reuen. Auch der zwischenmenschliche Austausch wird nicht aus den Augen verloren.
Die Abiturienten, die in Kleingruppen in der Karl-Ziegler-Schule waren, berichten von guter Organisation. Auf Abstände wird geachtet, Seife und Einweghandtücher sind in jedem Klassenraum vorhanden. "Ob es auf den Wegen eine Maskenpflicht geben soll, wird gerade diskutiert", verrät Simone Reuen.

Für eine Maskenpflicht auf den Wegen hat sich auch das Gymnasium Heißen entschieden. "Nachdem es beim ersten Wiedersehen der Schüler am 23. April noch vereinzelt Probleme mit dem Abstand von 1,50 Meter gegeben hat, haben sich die Schüler nun daran gewöhnt", berichtet Schulleiterin Sigrun Leistritz. In den Unterrichtsräumen wird bei der Abiturvorbereitung der Abstand gewahrt.
Die Schüler des Gymnasiums Heißen, die noch nicht wieder in die Schule dürfen, bekommen ihre Aufgaben über die Plattform NextCloud gestellt. Der Untis Messenger dient dem Austausch mit den Lehrern. Vereinzelt werden Videokonferenzen per Jitzi Meet angeboten.

Weiterbildung für Lehrer

Vieles ausprobiert hat man auch am Gymnasium Broich wie Schulleiterin Angela Huestegge berichtet. "Seit dem ersten Tag der Schulschließung haben wir über Moodle Aufgaben bereit gestellt. Inzwischen gibt es Material für alle Klassen und alle Fächer", erklärt die Schulleiterin. Doch schnell wurde klar, dass der persönliche Kontakt wichtig ist. Alle Lehrer sind per E-Mail erreichbar. "Die jüngeren Schüler haben die Lehrer auch mal angerufen, um zu hören wie es ihnen geht", weiß Angela Huestegge von großem Engagement. Besonders schwer ist die Situation für die Seiteneinsteiger. Die Geflüchteten haben häufig noch Sprachprobleme und verstehen die Aufgaben nicht. "Außerdem fehlt dort die Hilfe durch die Eltern. Deshalb haben meine Lehrer in den Fällen auch Hausbesuche unter Einhaltung der Abstandsregeln gemacht", berichtet die Schulleiterin.

Fürs Abitur ist alles vorbereitet: Es gibt eine feste Wege- und Sitzplatzordnung. Wie es sein wird, wenn weitere Klassen in die Schule kommen, steht hingegen noch in den Sternen.
Ans Improvisieren hat sich das Kollegium inzwischen gewöhnt. Da man sich in Broich sicher ist, dass zumindest noch eine lange Zeit kein Unterricht wie gewohnt möglich sein wird, bereitet man sich auf eine zweigleisige Zukunft vor: Digitaler und Präsenzunterricht sollen sich ergänzen. "Deshalb halten wir die Augen offen, was es an Webinaren zur Lehrerweiterbildung gibt. Viele Unternehmen bieten diese gerade kostenlos an, so dass mein Kollegium inzwischen schon geschlossen einen Bildungstag einlegen konnte", erzählt die Leiterin des Gymnasiums Broich. "Allen ist klar, dass wir hier noch ein weites Feld zu beackern haben, doch die Corona-Krise hat uns einen großen Schub in Richtung digitale Schule gegeben", zieht Angela Huestegge eine positive Zwischenbilanz.

Zum Home Schooling ein Kommentar von Andrea Rosenthal.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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