Beethovenglosse
Kann man auf einer Triangel Beethoven spielen?

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Aber ja. Wie Opa Wilhelm (1889 - 1970) das seinerzeit gemacht hat. Ohne Noten und ohne die geringste türkische Staatsangehörigkeit. Und das kurz nach dem Krieg. Es war bei einer Aufführung der 9. Sinfonie, wahrscheinlich in Bonn. Es kann aber auch in Köln oder Königswinter gewesen sein. Jedenfalls hatte er sich ohne spezielles Triangelstudium, es war eine personelle Notsituation, freiwillig für den musikalischen Dienst an dem funkelnden Eisendreieck gemeldet.

Beethovens Partitur sieht im Finale der 9. Sinfonie tatsächlich die Mitwirkung einer türkischen Band vor. Die 2.Variation in B wird nämlich von dieser begleitet und erzeugt urplötzlich einen exotischen Klang. Die „banda turca“ besteht aus Piccoloflöte, Triangel und Große Trommel. Hier greift Beethoven die damals aktuelle repräsentative Marsch-Musik auf, wie sie z. B. beim Wiener Kongress zu hören war.

Opa Wilhelm stand als Mitglied im Bonner Liederkranz, dessen Kassierer er auch war, eigentlich bei den Chorsängern, ging dann aber an der bestimmten Stelle wohl mal eben zu den Perkussionisten des Orchesters hinüber.
Und da sehe ich ihn seither bei jeder Aufführung der Neunten, der ich beigewohnt habe und noch beiwohnen werde.

Das Bild ist natürlich eine Collage, die Beethovens Hand eine Triangel statt eines Bleistifts halten lässt. Aber dieses Instrument ist auch originärer Bestandteil des Denkmals. Auf dem rückseitigen Sockelrelief, auf dem die „Sinfonie“ dargestellt ist, sieht man rechts unten einen der Genien eine Triangel schwingen.

PS. Ich habe gar nichts, aber auch gar nichts übrig für die abschätzige Entgeschlechtlichung durch Herrn Kreisler, der dieses göttliche Instrument zum pingmachenden Neutrum eines schläfrigen Trianglers degradiert.

Das Triangel

Georg Kreisler

Wenn sie einmal in die Oper gehen
Und sich das Orchester dort besehen
Vielleicht seh'n sie im fernsten Eck– So zwischen Tür und Angel

Einen Mann, der spielt ein Instrument  – Genannt Triangel

Wenn Sie diesen Mann betrachten denken Sie an mich
Denn der Triangelspieler, der bin ich
Ja, da sitz' ich mitten im Orchester drin
Und halte bereit mein Triangel

Und endlich zeigt der Dirigent auf mich hin
Und schon steh' ich auf und mach': [ping]
Ich komm' erst auf Seite neunundachtzig dran
Ja, an Zeit hab' ich keinen Mangel

Ich könnt' ja was lesen, doch da schaut er mich an
Und schon steh' ich auf und mach': [ping]
Die Opern kenn' ich von hinten nach vorn –
Auch den Wozzeck, auch den Rienzi

Die Partituren kenn' ich von Bratsche bis Horn
Und die ganzen schweren Cadenzi…

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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