Tea Time Ensemble in der Düsseldorfer Tonhalle
Konzert mit Praline

In diesen Zeiten ist man ja froh, wenn überhaupt noch etwas stattfindet. Auch wenn man weiß, dass solche Veranstaltungen nur mit ungewöhnlichen Einschränkungen genehmigt werden.
Wie jetzt bei der Caféhaus-Musik in Düsseldorfs Tonhalle, die wir jedes Jahr an einem Sonntagnachmittag besuchen.
Coronabedingt spielte man diesmal aber nicht in der dem Genre gemäßeren Rotunde unter dem Saal, sondern darüber, im viel zu mächtigen Rund des Konzertsaals.
Man saß dort mit allen ca. 150 Konzertbesuchern im mittleren Bereich vor der Bühne, etwas verloren im weiten Rund, ja, aber eigentlich wie in einem normalen Konzert, wenn da nicht die obligate Maske zu tragen gewesen wäre. Das wirkte rein optisch schon etwas befremdlich.
Und es bescherte einem sehr bald die allgemeine Erkenntnis, dass wohl auch bei allerhöchstem musikalischen Kunstgenuss keineswegs „atemlose“ Stille herrscht. Nein, man möchte im Konzertsaal schon frei atmen dürfen. Und dass wird einem mit der Maske über Mund und Nase nicht gerade leichtgemacht. Es galt also, sich für 90 Minuten auf eine geringere Sauerstoffzufuhr einzustellen.

Das Programm der fünf Musiker des Tee-Time-Ensembles hieß „Sternhagelvoll“, in Anlehnung an die Sternabos der Tonhalle. Die Titel hatten selbstredend alle etwas mit Alkohol zu tun, z.B. der „Delirien-Walzer“ von Josef Strauß oder „Wein, Weib, Gesang“ seines Bruders Johann oder etwa Winklers „Chianti-Wein“ usw. Wie immer präzise und mit dem nötigen Quäntchen Ironie vom Ensemble vorgetragen. Dazu die Slapstickeinlagen des Stehgeigers Pascal Théry.
Gut, sie mussten ja auch keine Masken tragen. Mitsingen unter Maske war erlaubt, aber bitte nur leise! Also keine Sternhagelvollmacht! So war denn gelegentlich nur ein sanftes Murmeln zu vernehmen. Eher wolkenverhangen als sternhagelvoll.
Mir war es trotz der wunderbaren Ablenkung durch die Musik nicht immer gelungen, meine Finger von der Maske fernzuhalten. Ein Saalordner nahm seinen Dienst sehr ernst und hatte schon einige vor mir Sitzende angewiesen, derartiges zu unterlassen, bis ich merkte, dass er auch mir auf die Schulter klopfte. Das war sein Job, ich dankte ihm knirschend dafür.
Alles in allem eine willkommene Abwechslung, ein Hoffnungsschimmer und von beiden Seiten, Musiker wie Publikum, eine Demonstration, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Als Entschädigung für die notwendige Beschneidung der Atemluft gab‘s dann für den Nachhauseweg eine sehr leckere Praline im Tonhallen-Outlook. (siehe Bild)

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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