Saarner Spatzen

Foto: Von Abubiju - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5575102
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Ein Märchen aus dem Jahre 2000 von der Gesamtschule Saarn, Klasse 5a, vorgelesen am 7.Mai 1995 auf dem Dorfplatz in Saarn

Im alten Saarn gab es noch sehr viele Gärten und viele Gassen mit Bäumen, Hecken und Sträuchern.D a fühlten sich alle Vögel wohl, besonders aber die Dorfspatzen! Sie fanden genügend Pfützen, in denen sie sich ausgiebig ba¬den konnten. Nur ab und zu machten sie Platz für ein Pferdefuhrwerk.
Dann flogen sie rasch auf die Dächer der Fachwerkhäuser und schnabulierten dort um die Wette.
Im Laufe der Jahre wurde das Dorf immer moderner. Alte Häuser wurden abgerissen, und so mancher schöne Garten verschwand. Aber die Spatzen fanden immer noch genügend Pfützen und genügend Grün.
Um das Jahr 2000 kamen fremde Leute ins Dorf. Sie boten sehr viel Geld für Baugrundstücke. Da konnten die Saarner der Versuchung nicht widerstehen. Und bald rückten die Bagger heran und machten viele Stellen dem Erdboden gleich, denn es sollten große Häuser, Parkhäuser und Einkaufszentren entstehen. Die Spatzen aber waren traurig. Nur einige blieben im Dorf. Die meisten flogen auf die Kuppe hinauf. Doch es dauerte gar nicht lange, und sie hörten auch dort eines Tages die Baumaschinen anrollen. Da flohen sie hinüber zum Auberg und hinunter zur Ruhr. Aber wo sie auch hinkamen, die Bagger folgten ihnen. Und so verließen sie eines Tages unser Dorf endgültig.
Aus Saarn wurde nun der modernste Stadtteil Mülheims. Die Bürger merkten anfangs noch nichts vom Verschwinden der Spatzen, so sehr waren sie fasziniert von den vielen Kaufhäusern mit Fassaden aus Glas und der bunten Leuchtreklame. Doch nach einiger Zeit fiel ihnen auf, dass sie sich gar nicht mehr so richtig freuen konnten. Alles konnten sie nun in Saarn kaufen, aber keine echte Freude!
Da sagten einige: „Wo es den Spatzen nicht mehr gefällt, können auch keine Menschen wohnen!" Und es wurden von Tag zu Tag mehr, die dieses sagten. Jetzt schlossen sich viele Bürger zu einer Gemeinschaftsaktion "Spatzen zurück nach Saarn" zusammen . Jeder Saarner wurde verpflichtet, auf seinem Grundstück einen Platz mit Bäumen und Sträuchern für die Vögel zur Verfügung zu stellen. Und sie taten es gern.
Und siehe da, nach einiger Zeit meldeten sich die ersten Spatzen zurück. Und mit ihnen kehrte endlich auch die Freude wieder ein. Seitdem passten die Saarner immer auf, ob ihre Spatzen auch noch zwitscherten.
Und jedes Jahr im Mai, beim Aufstellen des Bürgerbaums, erinnerten sie sich an diese schreckliche, spatzenlose Zeit, wenn sie dort die Worte lasen:

"Nur die Gemeinschaft kann es schaffen,
dem Bürger hier in Stadt und Land
das Leben lebenswert zu machen,
ob reich, ob arm, für jeden Stand!"

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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