Hexenverbrennung
Zu Bethlehem/Kaiserswerth geboren

Foto: Franz B. Firla
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Der 1591 in Kaiserswerth geborene Friedrich Spee von Langenfeld ist eine grandiose Figur.
Seine Büste (siehe Bild im Anhang) steht neben denen der anderen Kaiserswerther Berühmtheiten im tiefer liegenden Park gegenüber der Kaiserpfalz.
Beeindruckend ist das Epitaph vom Künstler Gerresheim an der Rückseite der Basilika (siehe Bild im Anhang).
Obwohl beides in der Nähe des Rheins, bleibt es für die meisten Besucher des Ortes unsichtbar.

Wie eben auch seine beiden großen Leistungen:

eine mutige Streitschrift gegen die Hexenverbrennungen (cautio criminalis)
und seine zahlreichen Dichtungen, die den Jesuitenpater zu einem der besten Barockdichter werden ließen.
Die „Trutznachtigall“ ist eine faszinierende Sammlung ideenreicher barocker Reimkunst aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Auch wenn man seinen Glauben nicht, oder nicht mehr, teilt, nötigen sie einem höchsten Respekt ab. Seine zahlreichen Kirchenlieder wie „Zu Bethlehem geboren“ oder „O Heiland reiß die Himmel auf“ und "Vom Himmel hoch, o Engel kommt" haben die Jahrhunderte überdauert.

Wer historische Personen gerne in Romanform kennenlernen möchte, dem sei „Anwalt der Hexen“ von Claus-Peter Lieckfeld empfohlen.

Übrigens hat gerade ein Spee-Kenner den Rheinlandtaler verliehen bekommen: Hans Müskens aus Ratingen!

Trutznachtigall 1634

Wann Morgenrot sich zieret
Mit zartem Rosenglanz
Und sittsam sich verlieret
Der nächtlich Sternentanz;
Gleich lüstet mich spazieren
In grünen Lorbeerwald,
All da dann musizieren
Die Pfeiflein mannigfalt.

Der hohle Wald ertönet
Ob ihrem krausen Sang,
Mit Stauden stolz gekrönet
Die Grüfte geben Klang.
Die Bächlein krumm geflochten
Auch lieblich stimmen ein,
Von Steinlein angefochten
Gar süßlich sausen drein.

Doch süßer noch erklinget
Ein sonders Vögelein,
So seinen Sang vollbringet
Bei Mond- und Sonnenschein.
Trutznachtigall mit Namen
Es nunmehr wird genannt
Und vielen wild- und zahmen
Obsieget unbekannt.

Trutznachtigall mans nennet,
Ist wund von süßem Pfeil,
In Lieb es lieblich brennet,
Wird nie der Wunden heil.
Geld, Pomp und Pracht auf Erden,
Lust, Freuden es verspott
Und achtets für Beschwerden,
Sucht nur den lieben Gott.

Nur klinglets allerorten
Von Gott und Gottes Sohn,
Und nur zu'n Himmelspforten
Verweisets allen Ton,
Von Bäum zu'n Bäumen springet,
Durchstreichet Berg und Tal,
In Feld und Waiden singet,
Weiß keiner Noten Zahl.

Es tut gar manche Fahrten,
Verwechslet Ort und Luft,
Sichs etwan setzt in Garten
Betrübt an hohler Kluft;
Bald frisch und freudig singlet
Zusamt der süßen Lerch
Und lobend Gott umzinglet
Den Öl- und ander Berg.

Auch schwebets auf den Weiden
Und will bei'n Hirten sein,
Da Cedron kommt entscheiden
Die grünen Wiesen rein;
Tut zierlich sammen raffen
Die Verslein in Bezwang
Und setzet sich zu'n Schafen,
Pfeift manchen Hirtensang.

Auch wieder da nicht bleibet,
Sichs hebt in Wind hinein,
Die leere Luft zertreibet
Mit schwanken Federlein,
Sich setzt an grober Eichen
Zur schnöden Schädelstatt,
Will kaum von dannen weichen,
Wird Kreuz noch Peinen satt.

Mit ihm will mich erschwingen
Und manchem schwebend ob
Den Lorbeerkranz ersingen
In teutschem Gotteslob.
Dem Leser nicht verdrieße
Der Zeit noch Stunden lang,
Hoff, ihm es noch ersprieße
Zu gleichem Zithersang.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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