Marathon des Sables
250 Kilometer durch die Wüste

Ein Jahr lang hat sich Yasin Sirin auf den Marathon des Sables vorbereitet - 250 Kilometer durch die Wüste in sieben Tagen. | Foto: Fotos: Marathon des Sables/Sirin
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  • Ein Jahr lang hat sich Yasin Sirin auf den Marathon des Sables vorbereitet - 250 Kilometer durch die Wüste in sieben Tagen.
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"Highway to Hell" dröhnt aus den Boxen, als sich rund 850 Läufer auf den Start vorbereiten. Passender könnte die musikalische Untermalung nicht sein. Es geht sieben Tage durch die Wüste, 250 Kilometer nichts als Sand, Steine, noch mehr Sand. Es ist der Marathon des Sables, eines der härtesten Rennen der Welt.

Mitten drin, mit der Startnummer 977, ist Yasin Sirin. Der 32-Jährige war immer sportlich, hat Fußball gespielt, Fitness gemacht, Selbstverteidigung. Aber ein Marathon? Und gleich so ein Kaliber? Der Mülheimer, genervt von Corona und all den damit verbundenen Einschränkungen, erhielt den Anruf eines Studienfreundes, der ihm vom Marathon des Sables erzählte - die Idee war geboren. "Ich habe mich eine Woche lang informiert, mir jedes Video auf youtube dazu angesehen", erzählt Yasin Sirin. Die Extremsportlerin Anke Molkenthin, die als bisher einzige Deutsche den Marathon des Sables gewann, stellte ihm ein Trainingsprogramm zusammen. Ein Jahr lang hat sich der Mülheimer geschunden, zum Teil sechs Tage die Woche mehrere Stunden trainiert. Dann ging es los Richtung Sahara.

Ein Streik am Flughafen Frankfurt sorgte noch für zusätzlichen Stress, natürlich war bei der Ankunft in Casablanca der Koffer samt Verpflegung und Laufschuhen weg - doch schließlich saß Yasin Sirin mit all den anderen zu allem entschlossenen Läufern aus der ganzen Welt in einem der Busse, die sie zum Start brachten. "Da hatte ich zum ersten Mal das Roadbook in der Hand", erzählt er. "Vorher wussten wir alle nicht, wie die Strecke verläuft."

Die erste Tagesetappe? Quasi Kinderkram. 35 Kilometer, alles easy. An Tag zwei aber ging es rund: 86 Kilometer bis zum Tagesziel, mitten auf der Strecke erwischte ein heftiger Sandsturm wie aus dem Nichts die Läufer. "Es war wie tausende Nadelstiche auf der Haut", beschreibt der 32-Jährige. Er war so überrumpelt von der Naturgewalt, dass er kilometerweit ohne Mund- und Nasenschutz lief, die feinen Sandkörner überall. "Es war das schönste Wetter, und aus heiterem Himmel brach der Sturm los, wir mittendrin." 30 Stunden, dann war das ersehnte Lager für die Nacht erreicht. Die geschundenen Füße konnten im Ärztezelt versorgt werden, zu essen gab es kalorienreiche Trockennahrung, die mit heißem Wasser aufgegossen wurde.

Diese mussten die Marathonläufer ebenso den ganzen Tag in einem Rucksack mit sich herum schleppen wie die Wasserflaschen, die am Start und den zwischenzeitlichen Kontrollpunkten verteilt wurden. "Zwölf Kilo plus das Wasser", erklärt Sirin. Trinken allein reicht bei solch körperlicher Anstrengung bei sengender Sonne und Temperaturen von 35 bis 40 Grad nicht aus, Salztabletten gehören zur Grundausstattung.

Rund zehn Prozent aller Teilnehmer halten die Quälerei nicht durch. Warum aber tut sich jemand so etwas an? "Ich wollte beweisen, dass man Träume erreichen kann", versucht der Mülheimer seine Motivation zu erklären. "Nichts ist unmöglich, man muss es nur wollen." Während des Laufens konnte Yasin Sirin seine Gedanken wandern lassen. "Man hinterfragt irgendwie sein Leben. Merkt, wie schön die Welt ist." Die Medaille um den Hals war pures Glücksgefühl. "Der Marathon wird immer auf mein Leben einwirken."

Hintergrund

Der Marathon des Sables (MDS) ist ein anspruchsvoller Etappen-Ultramarathon, der seit 1986 von dem Franzosen Patrick Bauer in der marokkanischen Sahara organisiert wird. Die 250 Kilometer lange Strecke wird für jeden Lauf neu bestimmt. Es gibt sechs Etappen in sieben Tagen: fünf Etappen zwischen 20 und 40 km und eine Etappe von ca. 80 km (2009: 91 km), die die Läufer an einem Stück in knapp zwei Tagen (40 Stunden) absolvieren müssen.
Die Läufer tragen persönliche Utensilien und Verpflegung für das ganze Rennen mit sich. Die Organisatoren stellen nur das tägliche Wasser (ungefähr neun Liter, abhängig von der Länge der Etappen) und ein offenes Zelt zur Verfügung. Die Läufer müssen mit einer minimalen Überlebensausrüstung wie Schlafsack, Schlangenbiss-Set und 2000 kcal Energie pro Tag ausgerüstet sein. Die sich jährlich ändernde Laufstrecke besteht im Allgemeinen aus felsigen Ebenen, ausgetrockneten Flussbetten und Sanddünen, wobei nur gelegentlich kleine Dörfer durchquert werden. Die Temperatur erreicht tagsüber 40 °C und mehr, während sie nachts bis auf 5 °C abfallen kann. Der Lauf ist auf ca. 800 Teilnehmer limitiert. Die einzige Anforderung an die Läufer ist eine robuste Gesundheit, die durch eine medizinische Untersuchung überprüft wird. Quelle: Wikipedia

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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